Lübeck Lupe

Als Bischöfin der Reformation verpflichtet

Bibelsprache
Bärbel Wartenberg-Potter zur „Bibel in gerechter Sprache“ – Erste Auflage vergriffen

Lübeck (pak). Nicht einmal zwei Wochen auf dem Markt, da war sie schon vergriffen, die erste Auflage einer neuen Bibelübersetzung. Die „Bibel in gerechter Sprache“ erschien zeitnah zum diesjährigen Reformationstag. Und das nicht ohne Grund, wie die Lübecker Bischöfin Bärbel Wartenberg-Potter erklärt: „Der Reformation treu zu sein, heißt auch heute zu reformieren. Und dabei ist die größte Ermutigung die Bibelübersetzung von Martin Luther.“ Luther hatte seinerzeit die gesamte Bibel übersetzt und so – unterstützt durch die Erfindung des Buchdruckes – einer breiten Masse zugänglich gemacht. „Das war eine Emanzipationsbewegung, weil jetzt die Menschen selbst lesen konnten, was gemeint ist. Sie konnten die Texte selbst auslegen“, so die Bischöfin. Zudem habe Luther sich nicht auf die Tradition, sondern auf das Wort Gottes selbst bezogen. „Diesen wesentlichen Kernpunkten der Reformation fühle ich mich als Bischöfin verpflichtet“, sagt Wartenberg-Potter.

Ein wesentlicher Aspekt der Bibel in gerechter Sprache ist, mit anti-jüdischen Inhalten aufzuräumen. „Nach der Geschichte der Judenverfolgung dürfen wir keine falschen theologischen Traditionen aufrecht erhalten“, betont Bischöfin Wartenberg-Potter.

Neben dem wertschätzenden Umgang mit dem jüdischen Hintergrund der Bibel, legten die Übersetzer besonderen Wert auf eine bewusste Verwendung der Gottes-Bezeichnungen. So fällt auf, dass neben die Anrede „Herr“ viele weitere getreten sind. Die Lübecker Bischöfin sieht darin einen ganz wichtigen Schritt gegen eine Engführung des Gottesbildes. „Für die Gottesbeziehung ist es ganz wichtig, wie man mit Gott spricht. Denn Gott ist für viele Menschen die Quelle der Kraft zum Leben. Und man darf Menschen den Weg zu Gott nicht durch Namen und Bilder verstellen“, erklärt Wartenberg-Potter. „Schon das Bilderverbot in der Bibel steht dem entgegen.“

Neu überdacht wurde in der „Bibel in gerechter Sprache“, deren zweite Auflage schon gedruckt wird, auch die Rolle der Frau. Wurden Frauen oft an den Rand gedrängt oder überhaupt nicht erwähnt, so erscheinen sie in der Neuübersetzung wieder vermehrt. Ein wichtiger Schritt, meint die Bischöfin. „Die Sprache spiegelt die Wirklichkeit wider und gestaltet sie. Wenn Frauen in der Sprache nicht vorkommen, sind sie auch in der Wirklichkeit nicht bedeutsam.“ Durch das Sichtbarmachen in der Sprache widerfahre den Frauen Gerechtigkeit. „Denn in der Tat waren und sind sie ja Teil der Jesus-Bewegung und der Kirchengeschichte.“

Die „Bibel in gerechter Sprache“, die einen besonders ausführlichen Einleitungs- und Erklärungsteil besitzt, sei – so die Bischöfin – auch ein Buch auf dem Weg zu einem neuen Frömmigkeitsverständnis. „Viele Menschen habe die Bibel als einen unterdrückenden Text erlebt. Aber Frömmigkeit hat etwas mit Stärke, Authentischsein und Selbstannahme zu tun“, erklärt Bärbel Wartenberg-Potter. „Die „Bibel in gerechter Sprache“ hat so auch einen missionarischen Impuls“.