Analyse-Tool entschlüsselt Nachrichtenartikel – Software legt Lesern Protagonisten, Standpunkte und Beziehungen offen
Daejeon (pte0Nachrichten-Wirrwarr: Software soll Lesern helfen (Foto: flickr.com/DanBrady – 17/01.07.2011/13:05) – Der Siegeszug des Internets hat zu einer regelrechten Informationsexplosion von Nachrichteninhalten geführt. Um News-Konsumenten in dem modernen Medien-Wirrwarr von verschiedenen Positionen, Parteien oder Interessensgruppen mehr Klarheit zu verschaffen, haben koreanische Computerwissenschaftler nun ein neuartiges Analyse-Tool vorgestellt, das Zeitungsartikel automatisch auf die zentralen darin vorkommenden Individuen, Organisationen und Standpunkte durchleuchten und sogar einen Einblick in die komplexen Beziehungen der Protagonisten liefern soll.„Mit unserem Projekt wollen wir den Lesern helfen, sich der verschiedenen Positionen und Ansichten zu einem bestimmten Problem bewusst zu werden und sie dabei unterstützen, ein ganzheitliches Verständnis von Nachrichtenthemen zu entwickeln“, erklärt Souneil Park, Computerwissenschaftler am Korea Advanced Institute of Science and Technology (KAIST) http://www.kaist.edu , gegenüber dem NewScientist. Die entwickelte Software könne aber nicht nur Privatpersonen von Nutzen sein: „News-Aggregatoren wie Google News könnten mithilfe dieses Tools dafür sorgen, dass User bei langwierigen Themen eine ausbalancierte Berichterstattung zu Gesicht bekommen.“
Zitatgeber, Standpunkte und Beziehungen
In der Praxis funktioniert das System folgendermaßen: Die von Park programmierte Software durchforstet beliebige Zeitungsartikel zunächst nach etwaigen direkten und indirekten Zitate. Werden entsprechende Textpassagen gefunden, werden sowohl der dafür verantwortliche Zitatgeber als auch andere eventuell angesprochene Personen bzw. Parteien identifiziert. Gleichzeitig wird auch überprüft, ob die getroffenen Aussagen positive oder negative Formulierungen verwenden. Die gewonnen Erkenntnisse dienen dann dazu, sowohl die zwei Hauptprotagonisten zu ermitteln, die im Artikel zu Wort kommen, als auch deren Beziehung zueinander zu entschlüsseln.
Technisch gesehen erinnert der Ansatz, den Park und sein Team vertreten, ein wenig an den Algorithmus, den Google bei seinem PageRank-System einsetzt. Im Gegensatz zum Internetkonzern werden hier allerdings nicht Webseiten aufgrund von ein- und ausgehenden Links geordnet. Vielmehr geht es darum, den Level an Kritik zu erfassen, den ein bestimmter Protagonist sowohl austeilt als auch selbst einstecken muss.
Bisher nur für koreanische Artikel
Um herauszufinden, ob das eigene System in der Praxis tatsächlich funktioniert, haben Park und sein Team die Software mit insgesamt 250 Nachrichtenartikeln gefüttert, die 14 verschiedene Themen behandeln. „Wir konnten die beiden Hauptseiten einer Auseinandersetzung in 70 Prozent der Fälle korrekt identifizieren“, schildert der Computerwissenschaftler. Bislang funktioniert die Software-Analyse allerdings lediglich mit koreanischen Texten.