„Arbeit mit Jugendlichen auf allen Ebenen kirchlichen Lebens stärken“

Bischöfin Wartenberg-Potter betont Rolle der Jugend für die Zukunft der Kirche
Lübeck/Rendsburg (pak) – In ihrem Bericht auf der November-Synode der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche in Rendsburg hat die Bischöfin des Sprengels Holstein-Lübeck, Bärbel Wartenberg-Potter, sich im Hauptteil ihrer Rede den Themen Jugend und Globalisierung gewidmet.„Junge Menschen in Deutschland sehen ihre Zukunft heute mit gemischten Gefühlen“, sagte die Bischöfin und verwies auf die Ergebnisse der Shell-Studie 2006. Gestiegen sei vor allen Dingen die Angst vor Arbeitslosigkeit und Armut. In diesem Zusammenhang betonte Wartenberg-Potter den besonderen Stellenwert der Bildung der jungen Menschen. „Jung, männlich und arm, da gehört man in eine Risikogruppe in Deutschland“, spitzte sie das Problem zu. „Die Schlüsselfrage in Bezug auf die Zukunft ist die Bildung“. Immer wieder zeige sich, dass Jugendliche aus sozial benachteiligten Familien lediglich niedrige Bildungsabschlüsse erlangten. „Das versperrt die Tür zu einer qualifizierten Ausbildung und erschwert den erfolgreichen Weg ins Erwerbsleben“, so die Bischöfin. „Diese Tatsache steht einer demokratischen Gesellschaft nicht gut an.“ Bildung und Bildungschancen hätten aber nicht nur einen hohen Stellenwert im Hinblick auf Ausbildung und Erwerbsleben, „sondern ebenfalls auf die Bereiche Gesundheit, Werte, soziales Engagement und Zukunftsaussichten.“
Der kirchlichen Kinder- und Jugendarbeit komme dabei die Rolle zu, dieser gesellschaftlichen Entwicklung entgegenzuwirken. „Wir sollten alles tun, um die Arbeit mit Jugendlichen auf allen Ebenen kirchlichen Lebens zu stärken und zu priorisieren. Die Gegenwart und Zukunft hängen von der Phantasie und den Ressourcen ab, die wir heute hier einsetzen“, betonte Wartenberg-Potter. Als Beispiel führte Bischöfin Wartenberg-Potter unter anderem den Konfirmandenunterricht an: „Hier wird keine Trennung nach Bildung und sozialer Herkunft unterstützt. Jugendliche aus allen Schularten sitzen hier an einem Tisch und lernen miteinander.“ Auch der Koppelsberg als Zentrum kirchlicher Jungendarbeit habe dabei eine wichtige Funktion. „Der Koppelsberg ist unverzichtbar. Er ist Ort des Glaubens, der Orientierung und Vernetzung, Stätte kreativer Ideen und gelebter Gemeinschaft.“
Die Folgen zunehmender Globalisierung seien, so Wartenberg-Potter, auch in der nordelbischen Landeskirche ‚ „mit Händen zu greifen“. So führten zum Beispiel die Verlagerung und Schließung von Standorten zugunsten von Billiglohnländern auch in Schleswig-Holstein und Hamburg zu Arbeitslosigkeit und Armut. Auch die Migration von Arbeitskräften und Flüchtlingen stelle das Land vor neue Herausforderungen für den Arbeitsmarkt und die Integrationspolitik. „Schließlich haben für ein Land mit langen Meeresküsten auch die Folgen der Erderwärmung und des Klimawandels langfristig weit reichende Folgen“, erklärte Bischöfin Wartenberg-Potter. An vielen Orten würden diese Themen intensiv bedacht und diskutiert. In den Kirchenkreisen und Gemeinden gebe es schon jetzt zahlreiche Initiativen und Angebote, die auf die Folgen der Globalisierung antworteten. So verwies die Bischöfin unter anderem auf die vermehrte Inanspruchnahme der Schuldnerberatungen und auf die wachsende Zahl der „Tafeln“. „Dieses Engagement hat Auswirkungen auf das Gemeindeleben und auch auf die geistlichen Erfahrungen jedes und jeder Einzelnen. Es geht um Solidarität, Glaubwürdigkeit und die Erfahrung: wer teilt, wird reicher“, sagte Wartenberg-Potter. Die Lübecker Bischöfin verwies darüber hinaus auf die Ausweitung des Netzes an „Weltläden“ überall in der Nordelbischen Kirche. „Die Weltläden stärken die Möglichkeiten einer gerechteren Vermarktung und fairer Preise“, betonte die Bischöfin. „Wir Kirchenleute sind besondere Kunden, denen die Gerechtigkeit schmeckt und etwas wert ist.“
Abschließend ermutigte Bischöfin Bärbel Wartenberg-Potter die Synodalen am Reformprozess der Nordelbischen Kirche weiter zu arbeiten: „Die Nordelbische Kirche, an zwei Meeren gelegen, durch einen Prozess des Wandels vor 30 Jahren entstanden kann sich den Veränderungen stellen, ohne Furcht, dabei zu verlieren. In dieser Zeit brauchen wir alle geistlichen und geistigen Kräfte, auch den praktischen Lebenssinn und das konkrete Tun und die Unbeirrbarkeit aller Glieder, ohne die die Kirche niemals ausgekommen ist.“









