Arbeitsmarktbilanz 2013 und Ausblick 2014
- In Lübeck entwickelten sich die Arbeitslosigkeit positiver als im Landes- und Bundesschnitt
- Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist so hoch wie vor 20 Jahren
- Arbeitslosenquote bleib unverändert bei 10,4 Prozent
Die deutsche Wirtschaft ist im Jahresverlauf 2013 wieder auf einen Wachstumskurs eingeschwenkt, nachdem sie im Winterhalbjahr 2012/13 aufgrund der europäischen Schuldenkrise in eine Schwächephase geraten war. Der Arbeitsmarkt blieb von dem schwachen Wirtschaftswachstum weitgehend unbeeindruckt. In Lübeck hat sich der Beschäftigungsaufbau fortgesetzt und der Anstieg der Arbeitslosigkeit fiel geringer als in Schleswig-Holstein und im Bundesgebiet aus.
„Die gute Grundverfassung zeigt sich am Arbeitsmarkt vor allem darin, dass sozialversicherungspflichtige Beschäftigung 2013 weiter gestiegen ist, wenn auch etwas schwächer als vor einem Jahr. Allerdings haben Arbeitslose davon nur teilweise profitiert, weil ihre Profile oftmals nur unzureichend zur Arbeitskräftenachfrage passen. Die Arbeitslosigkeit stagniert seit Längerem mit leicht ungünstiger Tendenz, weil die Chancen zur Beendigung von Arbeitslosigkeit gesunken sind. Ebenso wie im Landes- und Bundesgebiet haben sich in unserer Region die Einstellungsdynamik und das Stellenangebot abgeschwächt. Hinzu kommt im zweiten Halbjahr eine rückläufige Entlastung durch arbeitsmarkpolitische Maßnahmen im Jobcenter. Die Unterbeschäftigung, die das Defizit an regulärer Beschäftigung darstellt und die Veränderungen bei der Arbeitsmarktpolitik berücksichtigt, ging leicht zurück. Aufgrund unserer wirtschaftlichen Struktur erwarte ich 2014 eine moderate Verbesserung der Beschäftigungslage und einen stabilen Arbeitsmarkt mit positiven Tendenzen. Das belegen auch Umfragen der Handwerkskammer sowie Industrie- und Handelskammer bei ihren Mitgliedsbetrieben. Zuwächse an Arbeitsplätzen erwarte ich weiterhin im Gesundheitswesen, Altenpflege sowie Hotel- und Gastgewerbe. Hier fehlen die passenden Arbeitskräfte, so dass neben der üblichen saisonalen Bewegung nur mit einem verhaltenen Rückgang der Arbeitslosigkeit zu rechnen ist. Zentrale Herausforderungen werden der Abbau der (Langzeit-)Arbeitslosigkeit und die bestmögliche Abfederung des demografischen Wandels für den Arbeitsmarkt sein. Die Kombination aus frühzeitiger Berufsorientierung, zukunftsorientierter Ausbildung, verstärkter betrieblicher Weiterbildung und hoher Erwerbsbeteiligung von Frauen und Älteren sichert Unternehmen ihre Fachkräfte“, erklärt Wolfgang Werner, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Lübeck.
1. Beschäftigung
Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten stieg im Vorjahresvergleich im ersten Halbjahr 2013 in Lübeck auf 87.200 (+980 oder 1,1 Prozent). Die Entwicklung fiel ähnliche wie in Schleswig-Holstein (+1,3 Prozent) und im Bundesgebiet (+1,2 Prozent) aus.
Insbesondere in den Wirtschaftszweigen verarbeitendes Gewerbe (+951), freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen (+396) und Handel (+254) nahm die Zahl der Beschäftigten zu.
Der Anstieg im Unterabschnitt Arbeitnehmerüberlassung (+180) konnte den Rückgang in anderen Bereichen des Wirtschaftszweiges wirtschaftliche Dienstleistungen (-133) nur teilweise kompensieren. Außerdem ging die Zahl der Beschäftigten im Wirtschaftszweig Gesundheitswesen (-524) sowie Verkehr und Lagerei (-90) zurück, der im Vorjahr ebenfalls einen vergleichsweise hohen Zugang verzeichnet hatte.
Mit 77,5 Prozent der Beschäftigten ist der tertiäre oder Dienstleistungssektor stärker ausgeprägt als im Landes- (73,5 Prozent) und Bundesschnitt (69 Prozent). Da auch der Anteil des verarbeitenden Gewerbes, in dem die Gehaltsstruktur meist besser ist, stärker ausgeprägt ist als im Landesschnitt, lag 2012 in Lübeck der Medianwert der monatlichen Bruttoarbeitsentgelte von sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigten (ohne Auszubildende) mit 2.739 Euro über dem von Schleswig-Holstein (2.680). Er war allerdings niedriger als im Bundesgebiet (2.889 Euro).
2. Arbeitskräftenachfrage
2013 wurden in Lübeck 7.243 offene Stellen zur Besetzung gemeldet, das waren 11,4 Prozent weniger als 2012. In Schleswig-Holstein gab es einen Rückgang von 7,3 Prozent und im Bundesgebiet von 10,2 Prozent.
Als Indikator für die Nachfrage dient auch die Stellenzugangsrate. Sie bringt die bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldeten Stellen in Relation zur sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung. Mit einer Stellenzugangsrate von 1,9 Prozent (Vorjahr 2,2 Prozent) lag die Nachfrage in Lübeck erneut über dem Landesschnitt (1,7 Prozent) und dem Bundesschnitt (1,5 Prozent).
Die meisten Stellen wurden von Zeitarbeitsunternehmen (2.841 Stellen) gemeldet, allerdings ein Fünftel weniger als noch vor einem Jahr. Weitere Schwerpunkte der Arbeitskräftenachfrage kamen aus den Wirtschaftszweigen wirtschaftliche Dienstleistungen (965), Handel (654), Gesundheits- und Sozialwesen (533) Gastgewerbe (434), verarbeitendes Gewerbe (267) sowie Baugewerbe (221).
Das Verhältnis von Angebot und Nachfrage verschiebt sich in einigen Berufen bereits zu Gunsten der Arbeitnehmer. In Berufen der Mechatronik, Energie und Elektronik standen in Lübeck zum Beispiel nur noch rechnerisch 0,5 Arbeitslose je gemeldeter Stelle zur Verfügung. In medizinischen Gesundheitsberufen waren es rechnerisch 1,5 und in nichtmedizinischen 1,6 Arbeitslose. Auch in Metallberufen, Berufen der Werbung oder Finanzdienstleistung gibt es zunehmend weniger Bewerber pro Stelle. Entsprechend ist auch die Zeit bis zur Besetzung der Stelle gestiegen und lag zum Beispiel in Berufen der Mechatronik, Energie und Elektronik bei 124 Tagen und in nichtmedizinischen Gesundheitsberufen bei 107 Tagen.
3. Arbeitskräfteangebot
Im Gesamtbezirk der Agentur für Arbeit Lübeck waren im Jahresdurchschnitt 17.598 Arbeitnehmer arbeitslos gemeldet, 149 oder 0,9 Prozent mehr als 2012
In der Hansestadt Lübeck fiel der Anstieg der Arbeitslosigkeit mit 0,9 Prozent oder 100 Frauen und Männern auf 11.109 etwas günstiger als im Bundesgebiet (+1,8 Prozent) und in Schleswig-Holstein (+1,7 Prozent). Die meisten Arbeitslosen waren im März (11.441) gemeldet, während der niedrigste Bestand im Juni (10.807) erreicht wurde.
Von den 11.109 Arbeitslosen wurden 2.379 (+258 oder 12,2 Prozent) von der Agentur für Arbeit und 8.730 (-159 oder -1,8 Prozent) vom Jobcenter Lübeck betreut.
Bereits seit Sommer 2012 liegt die Arbeitslosigkeit bei der Arbeitsagentur in jedem Monat über der des Vorjahres. Das liegt unter anderem daran, dass nach mehreren Saisonbeschäftigungen ein Anspruch auf das Arbeitslosengeld I erworben werden konnte und die Betreuung durch die Arbeitsagentur erfolgte. Vorher benötigten die Arbeitnehmer noch Leistungen der Jobcenter. Im Jobcenter Lübeck blieb die Arbeitslosigkeit aufgrund eines wirkungsvollen Einsatzes von Förderleistungen unter dem jeweiligen Vorjahresmonat und bewegte sich erst seit August 2013 über dem Vorjahreswert.
Die Arbeitslosigkeit ist kein starrer Block. Vielmehr gibt es in beiden Rechtskreisen viel Bewegung auf dem Arbeitsmarkt. 2013 haben sich im Gesamtbezirk 46.423 (+1,6 Prozent zum Vorjahr) Arbeitnehmer arbeitslos gemeldet und 45.378 (-2,2 Prozent) Frauen und Männer konnten die Arbeitslosigkeit wieder verlassen.
In Lübeck meldeten sich 28.937 (+3,5 Prozent) Frauen und Männer im Laufe des Jahres arbeitslos; 9.042 (+3,5 Prozent) davon in der Arbeitsagentur und 19.895 (+3,5 Prozent) im Jobcenter. Die Arbeitslosigkeit wieder verlassen konnten 28.004 (-2,3 Prozent) Arbeitnehmer; 8.085 (+5,4 Prozent) davon wurden von der Arbeitsagentur und 19.919 (-5,1 Prozent) vom Jobcenter betreut.
Dabei ist die Zahl der Meldungen aus einer Erwerbstätigkeit in der Arbeitsagentur um 247 oder 4,3 Prozent auf 5.980 Arbeitnehmer gestiegen und im Jobcenter Lübeck um 30 oder 0,7 Prozent auf 4.533 gefallen. In eine Erwerbstätigkeit einmünden konnten 4.292 der von der Arbeitsagentur betreuten Arbeitnehmer, 121 oder 2,9 Prozent mehr als 2012. Im Jobcenter waren es 4.550 (-449 oder 9,0 Prozent).
In beiden Rechtskreisen meldeten sich mit 16,9 Prozent die meisten Arbeitnehmer nach einer Tätigkeit in der Arbeitnehmerüberlassung arbeitslos. Aber auch bei den Einmündungen auf dem Arbeitsmarkt war mit 18,7 Prozent die Arbeitnehmerüberlassung am häufigsten vertreten, gefolgt mit 14,0 Prozent von wirtschaftlichen Dienstleistungen.
56,8 Prozent der Arbeitslosen, die von der Arbeitsagentur betreut werden, und 34,6 Prozent der vom Jobcenter Betreuten konnten innerhalb von drei Monaten integriert werden.
Bei weiteren 1.248 Arbeitnehmern, die sich arbeitsuchend gemeldet haben, wurde die Arbeitslosigkeit verhindert. Sie konnten bereits während der Job-to-Job-Phase integriert werden.
Die Arbeitslosenquote auf Basis aller zivilen Erwerbspersonen blieb in der Hansestadt Lübeck unverändert bei 10,4 Prozent. Damit war sie erneut höher als die Quote des Agenturbezirkes (8,5 Prozent), von Schleswig-Holstein (6,9 Prozent) und vom Bundesgebiet (6,9 Prozent). Die Arbeitslosenquote bewegte sich zwischen dem höchsten Wert im März von 10,8 Prozent und dem niedrigsten im Juni von 10,0 Prozent.
Bezirk |
Bestand an Arbeitslosen |
% – Veränd. zum Vorjahr |
Arbeitslosenquote auf Basis aller zivilen Erwerbspersonen |
SGB III- Anteil |
SGB II- Anteil |
Schleswig-Holstein |
101.749 |
+1,7 |
6,9 |
32,6 |
67,4 |
Gesamtbezirk |
17.598 |
+0,9 |
8,5 |
27,4 |
72,6 |
Hansestadt Lübeck |
11.109 |
+0,9 |
10,4 |
21,4 |
78,6 |
Ostholstein |
6.489 |
+0,8 |
6,5 |
37,2 |
62,6 |
Bezirk Eutin |
1.887 |
+2,9 |
8,1 |
26,7 |
73,3 |
Bezirk Neustadt |
1.065 |
+3,3 |
6,8 |
45,2 |
54,8 |
Bezirk Oldenburg |
1.740 |
-2,2 |
7,1 |
37,8 |
62,2 |
Bezirk Timmendorfer Strand |
824 |
+1,1 |
5,5 |
47,8 |
52,2 |
Die Arbeitslosenquote der von der Arbeitsagentur betreuten Arbeitnehmer stieg um 0,2 Prozentpunkte zum Vorjahr auf 2,2 Prozent. Im Jahresverlauf bewegte sie sich zwischen 2,5 und 2,0 Prozent.
Die Quote der Kunden des Jobcenter Lübeck ging um 0,3 Prozentpunkte auf 8,4 Prozent zurück. Hier bewegte sie sich zwischen 8,3 und 8,0 Prozent.
Beide Arbeitslosenquoten sind seit 2005 stärker zurückgegangen als in Schleswig-Holstein.
4. Arbeitslosigkeit einzelner Personengruppen
Im Jahresdurchschnitt stieg sowohl die Zahl der Männer als auch die der Frauen um 0,9 Prozent an. Damit blieb der Anteil der Frauen an allen Arbeitslosen bei 44,0 Prozent. Insgesamt waren 4.886 Frauen (1.045 SGB III, 3.841 SGB II) und 6.223 Männer (1.334 SGB III, 4.889 SGB II) im Jahresdurchschnitt arbeitslos.
Die Arbeitslosigkeit stieg bei Jüngeren unter 25 Jahren, die von der Arbeitsagentur betreut werden, um 14,7 Prozent und beim Jobcenter um 2,1 Prozent an. Im Jahresdurchschnitt waren 1.212 Jüngere (333 SGB III, 879 SGB II) arbeitslos gemeldet. Ihr Anteil an allen Arbeitslosen lag bei 10,9 Prozent. In Schleswig-Holstein betrug der Anteil 11,0 Prozent.
Insgesamt waren 3.027 (765 SGB III, 2.262 SGB II) der Arbeitslosen älter als 50 Jahre, 1,1 Prozent mehr als 2012. Bei der Arbeitsagentur gab es einen Anstieg um 8,1 Prozent und beim Jobcenter einen Rückgang um 1,1 Prozent. Ihr Anteil an allen Arbeitslosen lag bei 27,2 Prozent und war damit niedriger als in Schleswig-Holstein mit 30,5 Prozent.
Langzeitarbeitslose konnten 2013 besser auf dem Lübecker Arbeitsmarkt Fuß fassen. Insgesamt waren 3.879 Arbeitnehmer ein Jahr und länger arbeitslos (-9,9 Prozent). Ihr Anteil an allen Arbeitslosen fiel von 39,1 auf 34,9 Prozent. Er blieb jedoch etwas höher als in Schleswig-Holstein (34,0 Prozent). Bei der Arbeitsagentur waren 8,5 Prozent aller Arbeitslosen Langzeitarbeitslose (203) und beim Jobcenter 42,1 Prozent (3.676).
Obwohl die Zahl der Arbeitslosen ohne abgeschlossene Berufsausbildung im Jobcenter Lübeck auf 5.417 (-82 oder 1,5 Prozent) zurückging, bleibt ihr Anteil an allen Arbeitslosen mit 62,1 Prozent mehr als doppelt so hoch wie in der Arbeitsagentur. Mit 603 (+112 oder 22,9 Prozent) Arbeitnehmern sind hier 25,3 Prozent der Arbeitslosen ohne berufliche Qualifikation.
Aufgrund der Diskussion in den letzten Monaten zur Zuwanderung von Bulgaren und Rumänen wurde eine Sonderauswertung zu den arbeitslos gemeldeten Ausländern nach Nationalität vorgenommen. Wie erwartet gibt es in Lübeck keine nennenswerten Auffälligkeiten bei diesen beiden Nationalitäten. Im Jahresdurchschnitt waren insgesamt 1.693 ausländische Arbeitnehmer arbeitslos gemeldet. Lediglich 38 (2,3 Prozent) davon waren Rumänen und Bulgaren. Schwerpunkte der ausländischen Arbeitslosen bildeten mit 35,2 Prozent die türkische und mit 9,5 Prozent die polnische Nationalität.
Der Anteil bulgarischer (1,3 Prozent) und rumänischer (1,2 Prozent) Staatsbürger an den ausländischen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist vergleichbar mit dem Anteil bei den Arbeitslosen, aber auch hier stellen Arbeitnehmer mit türkischer (28,0 Prozent) und polnischer (14,6 Prozent) Nationalität die höheren Anteile.
5. Unterbeschäftigung
Neben dem gesetzlich definierten Kreis der Arbeitslosen gibt es weitere Menschen, die ohne Beschäftigung sind. Sie werden in der Unterbeschäftigung erfasst und monatlich veröffentlicht, um den Arbeitsmarkt transparent zu machen. Die Unterbeschäftigung stellt damit das Defizit an regulärer Beschäftigung dar. Hier werden neben den Arbeitslosen beispielsweise Personen in Qualifizierungsmaßnahmen oder Arbeitsgelegenheiten, Krankgeschriebene, geförderte Existenzgründer oder Arbeitsuchende mit Vorruhestandsregelungen ausgewiesen.
In Lübeck betrug 2013 die Unterbeschäftigung im Jahresdurchschnitt 15.259 Personen. Die Zahl ging in den letzten zwölf Monaten um 157 Personen (-1,0 Prozent) zurück. Die Unterbeschäftigungsquote betrug 13,8 Prozent (-0,4 Prozentpunkte); 2,6 Prozent bei der Arbeitsagentur (+0,1 Prozentpunkte) und 11,2 Prozent beim Jobcenter Lübeck (‑0,5 Prozentpunkte). Entsprechend höher war im Jobcenter auch die Entlastungsquote (3,1 Prozent; Arbeitsagentur 0,4 Prozent), die den Teil der Unterbeschäftigungsquote beschreibt, der nicht auf Arbeitslosigkeit zurückzuführen ist. Die Entlastungsquote beider Rechtskreise von 3,8 Prozent ist doppelt so hoch wie in Schleswig-Holstein (1,9 Prozent).
6. Ausgaben und Planungen der Agentur für Arbeit Lübeck
Die Agentur für Arbeit Lübeck hat 2013 in der Hansestadt Lübeck und im Kreis Ostholstein 134,5 Millionen Euro ausgegeben; 3,6 Millionen oder 2,8 Prozent mehr als 2012.
52,1 Prozent der Haushaltsmittel wurden unter anderem für die Lohnersatzleistungen Arbeitslosengeld I (66,7 Millionen Euro; +8,5 Prozent) und Insolvenzgeld (3,4 Millionen Euro; +49,5 Prozent) gezahlt. Dabei gab es im Jahresdurchschnitt 5.259 Arbeitslosengeld I-Bezieher, die monatlich durchschnittlich 771,- Euro erhielten.
28,1 Prozent (37,8 Millionen Euro; -4,8 Prozent) wurden für Leistungen der aktiven Arbeitsförderung gewährt.
Die Integration von Arbeitslosen auf dem Arbeitsmarkt wird 2014 durch arbeitsmarktpolitische Maßnahmen weiter unterstützt. Für Weiterbildung, Eingliederungszuschüsse und Förderung der Selbständigkeit wurden rund 3.000 Maßnahmenplätze mit insgesamt 11,5 Millionen Euro veranschlagt.
Dazu zählt zum Beispiel auch die „Weiterbildung Geringqualifizierter und beschäftigter Älterer ab 50 Jahre in Unternehmen“ (WeGebAU). Davon konnten 2013 79 Kunden profitieren und 2014 sollen es 72 sein.
Von dem Sonderprogramm Initiative zur Flankierung des Strukturwandels zum Erwerb anerkannter Berufsabschlüsse bzw. Teilqualifikationen bei Geringqualifizierten (IFLAS) sollen 143 Kunden profitieren. Hier können zum Beispiel betriebliche Umschulungen von ehemals Arbeitslosen gefördert werden.
1.520 Jugendliche wurden von der Agentur für Arbeit und 210 vom Jobcenter Lübeck und Ostholstein zum Beispiel durch berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen, ausbildungsbegleitende Hilfen oder Einstiegsqualifizierungen gefördert. Auch 2014 werden junge Menschen im erforderlichen Umfang beim Start ins Berufsleben unterstützt.
7. Ausgaben und Planungen des Jobcenters Lübeck
2013 ist es dem Jobcenter Lübeck gelungen, die Zahl der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten (20.329; -0,7 Prozent zum Vorjahr), nicht erwerbsfähigen Leistungsberechtigten (7.546; -1,0 Prozent) und die Zahl der Bedarfsgemeinschaften (Stand September 15.313, -0,6 Prozent) zu senken.
Insgesamt hat das Jobcenter Lübeck 160,2 Millionen Euro für passive Leistungen ausgegeben (+0,3 Prozent). 66,5 Millionen Euro (+0,3 Prozent) wurden für Leistungen zum Lebensunterhalt gezahlt, 64,1 Millionen Euro davon für Arbeitslosgengeld II und 2,4 Millionen Euro für Sozialversicherungsbeiträge. 68,5 Millionen Euro (+0,2 Prozent) wurden für Kosten der Unterkunft und Heizung sowie 871.000 Euro (-2,3 Prozent) für sonstige Leistungen ausgegeben.
Nur zwei von fünf Arbeitslosengeld II- Bezieherinnen und Beziehern sind arbeitslos. Der überwiegende Teil der nicht arbeitslosen Leistungsempfängern befindet sich in einer ungeförderten (25 Prozent) oder geförderten (8 Prozent) Erwerbstätigkeit sowie im Studium oder Schulbesuch (12 Prozent). Leistungen zum Lebensunterhalt nach dem SGB II werden auch bei arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen (14 Prozent), vorruhestandsähnlichen Regelungen (13 Prozent) oder bei Kindererziehung/ Pflege von Angehörigen (12 Prozent) gewährt.
2014 stehen 17,4 Millionen Euro für Eingliederungsleistungen wie berufliche Weiterbildung (21,3 Prozent des Budgets), Aktivierung und berufliche Eingliederung (18,4 Prozent), Maßnahmen für Jugendliche (7,5 Prozent), Einstiegsgeld (1,6 Prozent), Eingliederungszuschüsse (2,9 Prozent), oder Arbeitsgelegenheiten (19,0 Prozent) zur Verfügung. Damit sollen 6.000 Frauen und Männer aktiviert und qualifiziert werden. Außerdem kann das Jobcenter Lübeck aus den Bundesprogrammen „Perspektive 50Plus“ 1,6 Millionen Euro für Arbeitslose einsetzen. Insgesamt werden damit 2014 etwa 19 Millionen Euro für aktive Arbeitsmarktförderung verwendet.
„Im vergangenen Jahr konnte die Zahl der Bedarfsgemeinschaften und erwerbsfähigen Leistungsempfänger bis in den Herbst hinein weiter reduziert werden. Ab Oktober ist dieser Trend leider gekippt, so dass die Zahlen etwas über dem Vorjahr liegen. Sorgen haben uns die knappen Eingliederungsmittel bereitet, die eine offensive regionale Arbeitsmarktpolitik verhinderten. Die Zahl der Förderungen musste im 2. Halbjahr daher leider abgebremst werden. Ein Schwerpunkt war im abgelaufenen Jahr die Forcierung der Initiative „AusBildung wird was – Spätstarter gesucht“. Auch Erwachsene ohne Ausbildung können auf diesem Weg zu Fachkräften werden. Hieran haben wir mit unseren Partnern am Arbeitsmarkt unermüdlich gearbeitet. 2013 hat sich das Jobcenter der Herausforderung gestellt, die Fachkräftelücke zu verringern. Ein Großteil der Eingliederungsmittel wurde daher für Qualifizierungen und Ausbildungen eingesetzt. Strategisch setzt das Jobcenter auch künftig auf Qualifizierung, um eventuell im Verbund mit Angeboten zur öffentlich geförderten Beschäftigung der „harten Kern“ der Langzeitarbeitslosen in kleinen Schritten aufzuweichen. Auf diese Weise bemühen wir uns der Verfestigung der strukturellen Arbeitslosigkeit entgegenzuwirken. Anlass zur Freude waren 2013 die guten Integrationsergebnisse im Bereich 50Plus durch das Bundesprogramm, an dem das Jobcenter Lübeck seit Jahren teilnimmt. Den Kolleginnen und Kollegen ist ein großes Kompliment zu machen, da sie Jahr für Jahr die Erwartungen des Bundes übertreffen. Ebenso freue ich mich über unser Netzwerk „MARZIPAN“, dass die Förderung der Beschäftigung der Alleinerziehenden konsequent verfolgt. Hier haben wir viele Lübecker Unternehmen, die die Potenziale dieses Personenkreises längst erkannt haben“, erläutert Joachim Tag, Geschäftsführer des Jobcenter Lübeck.
8. Handlungsbedarf 2014
„Es sind strukturelle Ursachen, die einen weiteren Abbau der Arbeitslosigkeit erschweren. Problematisch bleibt die Mismatch-Arbeitslosigkeit, die dadurch entsteht, dass für arbeitslose Frauen und Männer zum Beispiel in einem bestimmten Beruf, einer Branche oder einer Region kein Angebot vorhanden ist oder für die gemeldeten Arbeitsstellen keine passenden Arbeitskräfte gemeldet sind. Künftige Fortschritte im Arbeitsmarkt können deshalb vor allem über die Beseitigung von Mismatch und die Verbesserung von Jobchancen erreicht werden. Bildung und Qualifizierung stehen dabei an erster Stelle, um Menschen auf die Anforderungen des Arbeitsmarktes vorzubereiten. Zugleich muss der steigenden Bedeutung des harten Kerns der Arbeitslosigkeit Rechnung getragen werden. Individualität ist nötig, um die betroffenen Menschen mit ihren spezifischen Einschränkungen und Fähigkeiten zu erreichen. Der Beratungsbedarf wird umfangreicher. Eine intensive Betreuung kann dabei auch alternativ zu Maßnahmen wirksam sein und nach Beendigung der Arbeitslosigkeit fortgesetzt werden. So können bei Bedarf kritische Anfangshürden im Job überwunden und Beschäftigungsverhältnisse stabilisiert werden. Ebenso wichtig ist die Bereitschaft der Unternehmen, Weiterbildung ihrer Beschäftigten zu intensivieren. Insbesondere kleinere und mittlere Unternehmen sollten ihren geringqualifizierten Beschäftigten einen Kammerabschluss ermöglichen und ältere Beschäftigte weiterbilden. Strukturproblemen begegnet man am besten, bevor sie entstehen. Deshalb müssen Unternehmen auch schwächeren Schulabgängern den Übergang ins Berufsleben beziehungsweise in eine duale Ausbildung ermöglichen. Ebenso sollte für junge Erwachsene ohne Berufsabschluss eine zweite Chance geboten werden. Beträchtliches Potenzial gibt es für Betriebe darüber hinaus bei Frauen, Älteren und bereits in Deutschland lebenden Migranten. Auch die Zuwanderung von Fachkräften aus dem Ausland bietet Chancen. Allerdings muss die Attraktivität Deutschlands als Einwanderungsland durch Etablierung einer umfassenden Willkommenskultur erhöht werden. Unternehmen sind gefragt, individuelle Personalstrategien zu entwickeln. Gerne steht ihnen der Arbeitgeber-Service mit unserer Qualifizierungsberatung zur Seite, mit der Handlungsfelder zur Fachkräftesicherung im Unternehmen identifiziert und geeignete Lösungsansätze abgeleitet werden“, fasst Werner die Handlungsfelder zusammen.