Aufbruchstimmung beim 1. Feuerwehr-Marketing-Kongress
Mit einem deutlichen Signal an den Landesfeuerwehrverband Schleswig-Holstein endete am Samstagabend der bundesweit „1. Feuerwehr-Marketing-Kongress“. „Ja, wir wollen mehr“, voteten 88 Prozent der 250 Teilnehmer im Kieler Landeshaus auf die abschließende TED-Umfrage, ob Veranstaltungen wie diese auch in Zukunft nötig seien. Einen ganzen Tag lang beschäftigten sich Vertreter von Feuerwehren, Kommunal- und Landespolitik, Wirtschaft und Gesellschaft mit den Auswirkungen des bevorstehenden demographischen Wandels auf die Einsatzfähigkeit der Freiwilligen Feuerwehren. Speziell die Möglichkeiten eines modernen Marketings standen im Mittelpunkt des Tages. Dazu hatte der Landesfeuerwehrverband namhafte Referenten au dem Bundesgebiet eingeladen und diskutierte mit betroffenen Führungskräften, Politikern und Wirtschaftsvertretern.
Die Teilnehmer waren dabei nicht auf die Zuhörerrolle festgelegt, sondern konnten mittels eines TED-System aktiv an den Diskussionen und Vorträgen teilnehmen. NDR-Moderator Benedikt Stubendorff führte durch das Programm, das mit einem begeisternden Vortrag des Kriminologen und Mitglied des „Clubs der Optimisten“, Prof. Dr. Jens Weidner, endete. Weidner sprach aus seinem Bestseller-Buch „Die Peperoni-Strategie“ über Durchsetzungsstärke und Motivation und verstand es blendend, die Zuhörer mit Witz aber auch Tiefsinn zu wahren Begeisterungsstürmen hinzureißen.
Landtagspräsident Klaus Schlie begrüßte als Schirmherr am Morgen und hielt alles andere als eine „Politiker-Sonntagsrede“. „Es ist nicht unsere Aufgabe, die Zukunft vorauszusagen, sondern auf sie gut vorbereitet zu sein“, sagte er. Selbstverständlich fordere der demographische Wandel alle ehrenamtlichen Institutionen mit Ihren Dienstleistungen für die Gemeinschaft heraus. Allerdings gebe es einen gravierenden Unterschied zwischen den Feuerwehren und den Vereinen sowie anderen Gemeinschaften, sagte Schlie und verwies auf das Brandschutzgesetz: „Die Gemeinden haben als Selbstverwaltungsaufgabe zur Sicherstellung des abwehrenden Brandschutzes und der Technischen Hilfe eine den örtlichen Verhältnissen angemessene leistungsfähige öffentliche Feuerwehr zu unterhalten.“ Daher hatte der Verband seine Einladung auch speziell an die Bürgermeister und Kommunalen Spitzenverbände gerichtet, die am Ende aber zum Bedauern der Veranstalter in der absoluten Minderheit blieben. Es sei fatal, so Schlie, wenn die örtliche Feuerwehr stets nur als ungeliebter Kostenfaktor gesehen werde. Stattdessen warb er für neue Formen der Kommunikation, Information und Gesprächskultur. Eine klare Absage erteilte Schlie den Diskussionen um gemeindeübergreifende Wehren und Pflichtfeuerwehren. „Aus meiner Sicht führt diese Diskussion in eine Sackgasse und fördert genau das Gegenteil von dem, was wir erreichen wollen: Die verstärkte Identifikation der Bürgerinnen und Bürger mit Ihrer Feuerwehr vor Ort, die in letzter Konsequenz zur aktiven Feuerwehrarbeit in der Gemeinde als Selbstverständnis führt“, so der Landtagspräsident. Klaus Schlie warb für moderne Aus- und Fortbildungsmaßnahmen innerhalb der Feuerwehr, die allgemeingültige Kompetenz- und Bildungszertifikate für die Teilnehmer bereithalten. Schlie: „Arbeitgeber und Arbeitnehmer hätten davon einen Mehrwert.“ Der Landesfeuerwehrverband hat diese Idee seit langem aufgegriffen und bietet u.a. verschiedene Ausbildungen im Bereich der Menschenführung an.
Über den Tag brachten verschiedene Diskussionsrunden und Vorträge zunächst das Problembewusstsein in Schwung – später die Leidenschaft zum Diskutieren. Das statistische Landesamt brachte knallhart die Fakten auf den Tisch, als Referatsleiter Ulrich Hussing alarmierende Zahlen zur Bevölkerungsentwicklung vorlegte. Die Marktforscher von Aserto aus Hannover hatten in den letzten Monaten erforscht, wie die Feuerwehr im Internet, bei Facebook, in Blogs und anderen Medien sich selbst darstellt und wo Verbesserungsbedarf besteht. Die Instrumente des modernen Marketings beleuchtete Werner Heitmann von der Dräger AG aus Lübeck und der Leiter der Kommunikationsabteilung von Deutschlands größter Feuerwehr, Jens-Peter Wilke, plauderte aus dem Nähkästchen über modernes Corporate Identity. Eingeladen waren zudem alle anderen deutschen Landesfeuerwehrverbände, die eigene Projekte vorstellen konnten.
Äußerst zufrieden mit den ersten persönlichen Rückmeldungen und des TED-Feedbacks zeigten sich die beiden Ideengeber und Organisatoren, Ingmar Behrens und Holger Bauer vom Landesfeuerwehrverband, die sich nun an eine detaillierte Auswertung, Aufarbeitung und später an die Planungen des 2. Feuerwehr-Marketing-Kongresses machen werden.