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Bargeld lacht: Verbraucher zahlen lieber mit Scheinen und Münzen als auf elektronischem Weg

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Eine aktuelle Studie der ESTA (European Security Transport Association) belegt: Während Banken den elektronischen Zahlungsverkehr forcieren, steht bei den Verbrauchern europaweit noch immer die Barzahlung an erster Stelle. 57 Prozent der befragten Deutschen, das entspricht 31 Millionen Bundesbürgern, bevorzugen für die Abwicklung ihrer Finanzgeschäfte die Zahlung mit Bargeld. Das Ergebnis bestätigt damit eine von McKinsey im Jahr 2002 durchgeführte Studie, der zufolge der Zahlungsverkehr in ganz Europa zu 80 Prozent bar abgewickelt wird. Banken drängen europaweit auf eine stärkere Nutzung des elektronischen Zahlungsverkehrs statt der beim Verbraucher noch immer bevorzugten Barzahlung. Dies schränkt jedoch die freie Wahl der deutschen und der anderen europäischen Verbraucher beim Zahlungsmittel ein. Zu diesem Schluss kommt die ESTA – der europäische Dachverband der Geld- und Werttransportunternehmen – bei der Veröffentlichung der Ergebnisse einer neuen Studie, die von TNS (Taylor Nelson Sofres) in acht westeuropäischen Ländern durchgeführt wurde. Danach ist die Barzahlung in Europa vor allen anderen Formen des Finanzverkehrs wie Kreditkarten, Debitkarten und Schecks die beliebteste Zahlungsmethode. Folgende Länder waren an dieser Studie beteiligt: Großbritannien und Nordirland, Frankreich, Spanien, Deutschland, die Niederlande, Belgien, Italien und Schweden.

Während die Barzahlung bei den Banken als kostenintensive Zahlungsmethode gilt, gehört sie zu den wenigen Möglichkeiten, die dem Verbraucher noch verblieben sind, Waren zu bezahlen, ohne dass ihm dafür eine Gebühr entsteht.

„Unserer Studie zufolge ist die Barzahlung außerdem ein bequemes, anonymes und diskriminierungsfreies Mittel zur Bezahlung von Waren und Leistungen, das dem Verbraucher zudem erlaubt, sein Budget effektiver zu planen. Der Verbraucher muss weiterhin das Recht haben, selbst zu entscheiden, wann und wo er bar bezahlen möchte“, so Francis Ravez, Generalsekretär der ESTA.

Wie die ESTA-Studie zeigt, glauben rund zwei Drittel (64 Prozent) der befragten Europäer, dass die verstärkte Nutzung des elektronischen Zahlungsverkehrs anstelle der Barzahlung das wirtschaftliche und soziale Leben in ihrem Land beeinträchtigen könnte oder halten eine Gesellschaft ohne Bargeld für nicht vorstellbar. Die ESTA befürchtet zudem, dass die verstärkte bargeldlose Zahlung europaweit zu einer stärkeren sozialen Ausgrenzung unterprivilegierter Verbraucher führen könnte und damit dem Geschäft abträglich wäre.

In Deutschland wollen 57 Prozent der Befragten, das entspricht rund 31 Millionen Erwachsenen, ihre Finanzgeschäfte bevorzugt bar abwickeln. Damit steht die Barzahlung unangefochten auf Platz 1 der Beliebtheitsskala der Finanzverkehrsinstrumente. Der Wert der einzelnen Transaktionen war bei der Studie nicht eingegrenzt. Die ESTA geht aber davon aus, dass sich die Barzahlung bei Geschäften mit geringerem Wert (also eher im zwei- als im dreistelligen Bereich) noch größerer Beliebtheit erfreuen dürfte.

Gestützt werden diese Ergebnisse durch die anhaltend wachsende Nachfrage nach Bargeld. Laut der Europäischen Zentralbank beträgt das jährliche Wachstum in Europa bei Banknoten zurzeit 8,1 Prozent und bei Münzen 16 Prozent.

Trotz der vorgeschlagenen Pläne zur Forcierung des elektronischen Zahlungsverkehrs sagten bei der ESTA-Studie 62 Prozent der befragten Europäer – das entspricht 129 Millionen Erwachsenen -, dass sie auch künftig nicht auf die Barzahlung verzichten wollen.

Nur jeweils zwei Prozent der Befragten gaben an, dass sie Schecks bzw. Prepaid-Zahlkarten den Vorzug gäben und gerade mal ein Prozent der Konsumenten favorisiert Kundenkarten. Erstaunlich ist die Tatsache, dass schätzungsweise 400.000 Menschen lieber Tauschgeschäfte machen würden, als die herkömmlichen Zahlungsmethoden zu nutzen.

Francis Ravez, Generalsekretär der ESTA: „Die Studie zeigt, dass die Barzahlung die beliebteste Zahlungsmethode der deutschen und anderen europäischen Verbraucher bleibt. Nach unserer Auffassung ist es enorm wichtig, dass diese auch weiterhin die Option haben, bar für Waren und Leistungen zu zahlen, statt sie zur Nutzung rein elektronischer Verfahren zu zwingen.“

Von den acht an der Befragung beteiligten Ländern stehen die Deutschen der Barzahlung am offensten gegenüber. Schecks erfreuen sich bei den französischen Verbrauchern (10 Prozent) der höchsten Gunst, verglichen mit gerade mal ein Prozent in Großbritannien und Italien. Nur sechs Prozent der Italiener favorisieren die Zahlung mit Prepaid-Zahlkarten, gefolgt von vier Prozent der Niederländer. In den Niederlanden (75 Prozent), Großbritannien (74 Prozent) und Frankreich (70 Prozent) votierten die Verbraucher am stärksten für den Erhalt des Bargelds.

„Studien verschiedener europäischer Zentralbanken zufolge bleibt die Barzahlung sowohl für Verbraucher als auch Unternehmen eine der preiswertesten finanziellen Transaktionsarten. Sie ist weniger betrugsanfällig als elektronische Zahlungsmethoden und liefert dem Staat Einnahmen in Milliardenhöhe, deren Wegfall zu höheren Steuern für die Verbraucher in der gesamten Europäischen Union führen würde“, fährt Ravez fort. Durch die Ausgabe von Bargeld erhalten die EU-Mitgliedstaaten jährlich rund 22 Milliarden Euro Münzgewinn, die so genannte „Seignorage“.

Anlass der im Auftrag der ESTA durchgeführten Studie waren die Forderungen der Bankwirtschaft und Dienstleister der elektronischen Zahlungsindustrie, den baren durch einen rein elektronischen Zahlungsverkehr zu ersetzen.

Auch wenn dies noch nicht Eingang in einen Gesetzgebungsvorschlag gefunden hat, so wird in Brüssel doch bereits zwischen Banken und Behörden diskutiert, wie sich der elektronische Zahlungsverkehr fördern ließe, obwohl dies klar gegen die Wünsche der Verbraucher geht und möglicherweise sogar Europas Volkswirtschaften schädigt.

Die ESTA vertritt die Auffassung, dass in erster Linie der Verbraucher die Freiheit haben sollte, selbst zu entscheiden, wie er für seine Waren und Leistungen zahlen möchte, ohne dass ihm dies von Banken und Behörden, die an höheren Einnahmen aus dem elektronischen Zahlungsverkehr interessiert sind, vorgeschrieben wird.

Über die ESTA:

Die ESTA ist eine Non-Profit-Organisation, die Unternehmen der Bargeldlogistik in ganz Europa und 90 Prozent der europäischen Geldtransportbranche vertritt. Zweck der 1974 gegründeten ESTA ist die Interessenvertretung ihrer 121 Mitglieder, welche europaweit Transportleistungen und Cash-Handling-Dienste anbieten. Dazu versucht die ESTA, die gemeinsamen Positionen ihrer Mitglieder zu der europäischen Politik in ihrem Tätigkeitsbereich zu definieren und zu fördern sowie das Qualitätsniveau der gesamten Branche anzuheben. Das so genannte „Cash Forum“ der ESTA besteht aus Brinks, Group4Securicor, Prosegur, Securitas und drei Technologiepartnern: De La Rue, Giesecke & Devrient sowie SCAN COIN.