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Kultur & Wissenschaft

Bessere Versorgung für Patientinnen und Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen – Das sozialmedizinische Konzept der Versorgungspfade wird jetzt in Schleswig-Holstein praktisch erprobt

Patientinnen und Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen sollen medizinisch besser versorgt werden. Dafür hat das Institut für Sozialmedizin der Universität zu Lübeck zusammen mit dem Kompetenznetz Darmerkrankungen und der Deutschen Morbus Crohn/ Colitis ulcerosa Vereinigung ein Konzept entwickelt, das jetzt in einer Modellregion in Schleswig-Holstein erprobt werden soll. Betroffene ab 18 Jahren in Lübeck, Kiel sowie in den Landkreisen Ostholstein, Plön und Segeberg können an dem Projekt teilnehmen.Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED) wie Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn bringen für die Betroffenen verschiedenste körperliche, psychische und soziale Probleme mit sich. Aus sozialmedizinischer Sicht sind die Erkrankungen wegen des frühen Manifestationsalters (vorwiegend bei jungen Erwachsenen) sowie der oft erheblichen Auswirkungen auf Aktivitäten und Teilhaben in den Feldern Ausbildung, Beruf, Partnerschaft und Familie bedeutsam.

Die Krankheitsschübe sind durch spezifische Symptome wie krampfartige Bauchschmerzen, Durchfall, häufigen Stuhldrang, teilweise massivem Gewichtsverlust und stark beeinträchtigtes Allgemeinbefinden gekennzeichnet.
Eine umfassende Versorgung von CED erkrankten Menschen erfordert daher die Zusammenarbeit verschiedener ärztlicher und nicht-ärztlicher Berufsgruppen sowie eine wohnortnahe Betreuung der Erkrankten. Die Versorgungswirklichkeit wird diesen Anforderungen allerdings noch nicht immer gerecht.

In den letzten drei Jahren entwickelte das Institut für Sozialmedizin der Universität zu Lübeck zusammen mit dem Kompetenznetz Darmerkrankungen und der Deutschen Morbus Crohn/ Colitis ulcerosa Vereinigung (DCCV) im Rahmen eines versorgungswissenschaftlichen Projektes für erwachsene Patientinnen und Patienten mit CED das Konzept der „Versorgungspfade“. Das Konzept beinhaltet Empfehlungen für eine umfassende wohnortnahe, krankheitsbegleitende und problemorientierte Versorgung von CED-Erkrankten im deutschen Gesundheitssystem.

Die ausgearbeiteten Versorgungspfade sollen nun in einem Folgeprojekt in einer Modellregion in Schleswig-Holstein erprobt werden. Die Projektleitung liegt bei Prof. Dr. med. Dr. phil. Heiner Raspe, dem Direktor des Lübecker Instituts für Sozialmedizin, und Dr. phil. Angelika Hüppe. Es soll untersucht werden, welche Schwierigkeiten sich bei der Umsetzung der Inhalte des Konzeptes ergeben und ob sich Hinweise auf eine Verbesserung der Versorgung erkennen lassen. Potenzielle „Netzwerker“, bestehend aus ärztlichen und nicht-ärztlichen Berufsgruppen, Einrichtungen und Kostenträgern, werden postalisch über das Modellprojekt informiert und zur Teilnahme an einem Versorgungsnetz eingeladen.

Von CED betroffene Personen ab 18 Jahren in der Modellregion (umfasst die Städte Lübeck und Kiel sowie die Landkreise Ostholstein, Plön und Segeberg) können sich am Modellprojekt beteiligen. Sie erhalten bei Interesse einen Fragebogen, der somatische, psychische und soziale Problemfelder erfasst.
Die Auswertung erfolgt im Institut für Sozialmedizin. Teilnehmende Patientinnen und Patienten der Modellregion bekommen eine Auswertung und eine spezifische Behandlungsempfehlung, bezogen auf ihr individuelles Problemprofil, nach den Vorschlägen der „Versorgungspfade“ direkt zugeschickt. Nach sechs Monaten erfolgt eine Nachbefragung mit einem zweiten Fragebogen.

Finanziell wird das Projekt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie vom Exzellenzcluster Entzündung an Grenzflächen gefördert. Unterstützt wird es zudem von der Ärztekammer Schleswig-Holstein, vom Kompetenznetz Darmerkrankungen e.V. sowie von der Patientenorganisation DCCV.
CED-Patientinnen und -Patienten ab 18 Jahren mit gesicherter Diagnose und mit Wohnsitz in Lübeck, Kiel sowie in den Landkreisen Ostholstein, Plön und Segeberg, die an dem Modellprojekt teilnehmen möchten und Interesse an einem Fragebogen haben, können sich unter der Telefonnummer 0451 / 500 5849 montags bis donnerstags von 9 bis 12 Uhr an Jana Langbrandtner wenden.