Bischöfin Fehrs: „Zerrissene Welt braucht Zuwendung“
Ökumenischer Gottesdienst anlässlich des G20-Gipfels in Hamburg · Bischöfin Fehrs: „Verletzte und zerrissene Welt braucht unsere Zuwendung“ · Hamburg (ce). Zur friedlichen Suche nach Wahrheit und zum Einsatz für Gerechtigkeit und Demokratie haben Geistliche mehrerer Kirchen aus Norddeutschland und der weltweiten Ökumene heute (8. Juli) in einem Gottesdienst anlässlich des G20-Gipfels in der Hamburger Hauptkirche St. Katharinen aufgerufen.Angesichts der gewalttätigen Ausschreitungen der letzten Tage erklärte Kirsten Fehrs, Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche): „Wir feiern diesen Gottesdienst inmitten dieser Welt, inmitten dieser Stadt, die verwundet ist. Unser Herz ist voller Schrecken. Unsere verletzte und zerrissene Welt braucht unsere Zuwendung, auch durch stumme Trauer und friedlichen Protest.“ Dr. Stefan Heße, Erzbischof von Hamburg, betonte: „Der barmherzige Gott lehrt uns Frieden zu stiften und in Gerechtigkeit mit allen Menschen dieser Welt zu leben. Mit unserem Engagement wollen wir auch einen Kontrapunkt setzen zu den vergangenen Stunden.“
Zeichen des Friedens angesichts der Gewalt der letzten Tage
Hauptpastorin und Pröpstin Dr. Ulrike Murmann erinnerte daran, dass man diesen Gottesdienst „in Freiheit und Demokratie“ feiere: „Wir erleben aber auch: Demokratie kann missbraucht werden. Entsetzt über die Gewalt der letzten Tage und Nächte begreifen wir diesen Gottesdienst auch als ein Zeichen des Friedens. Wir müssen aktiv für unsere Werte eintreten und zeigen, dass sie nicht beliebig und auch nicht verhandelbar sind.“
Mehr als 1.000 Menschen haben sich beim Ökumenischen Gottesdienst in St. Katharinen versammelt, zu dem das Kirchliche Bündnis zum G20-Gipfel „global.gerecht.gestalten“ und die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Hamburg (ACKH) eingeladen hatten. Die Predigten hielten die kenianische Theologin Dr. Agnes Abuom, Vorsitzende des Zentralausschusses des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), und Charles Jason Gordon, Bischof der Katholischen Kirche von Barbados.
„Wagen wir es, für eine Welt zu arbeiten, in der der technologische Fortschritt allen Menschen zugutekommt, besonders den Bedürftigen, auch indem wir alle befähigen, sich voll entfalten zu können“, so Bischof Jason Gordon. „Wir leben in einer Zeit, in der wir herausgefordert werden, unsere Einstellungen, unser Verhalten, unsere Art der Beziehungen untereinander zu verändern“, so Agnes Abuom. Sie nannte in diesem Zusammenhang den Zuzug von Flüchtlingen nach Deutschland, die notwendigen Lösungen für die Kriegsgebiete im Nahen Osten und die Situation in vielen Ländern Afrikas, die Menschen dazu zwingt, ihre Heimat zu verlassen.
Zahlreiche Geistliche verschiedener christlicher Konfessionen gestalteten diesen Gottesdienst gemeinsam, unter ihnen Radu Konstantin Miron, Erzpriester der Griechisch-Orthodoxen Kirche, und Diakon Philip Peacock, Professor für Sozialwissenschaften an der Universität von Kalkutta, von der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen. Die Fürbitten verlasen Vertreter der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Hamburg und Engagierte aus der weltweiten Ökumene. Darin kam die Situation der fast 66 Millionen Flüchtlinge weltweit ebenso zur Sprache wie ungerechte Wirtschafts- und Handelsbeziehungen, die Lage der Menschen in hochverschuldeten Ländern und der Umgang mit globalen Ressourcen.
Hintergrund: Ökumene
Das Wort „Ökumene“ stammt aus der griechischen Sprache der Antike, in der auch das Neue Testament verfasst wurde, und ist dort ein Begriff für die gesamte bewohnte Welt (lat. orbis terrarum – Erdkreis/Weltkreis). In der Alten Kirche stand Ökumene für die Gesamtheit aller Christen. Seit dem 20. Jahrhundert wird damit die weltweite Bewegung bezeichnet, die für Einigung und Zusammenarbeit der unterschiedlichen christlichen Kirchen eintritt.
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