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BKA: Seit 50 Jahren Profis in Sachen Spurensicherung und Identifizierung: Tatortgruppe und Identifizierungskommission des BKA feiern Jubiläum

Wiesbaden (ots) – Sie sichern Fingerspuren an Tatorten oder auf Asservaten, sie vermessen Tatorte und erstellen davon 3D-Rekonstruktionen, sie sind Expertinnen und Experten für Blutspuren, Entschärfung oder für die Identifizierung von unbekannten Toten. Sie finden forensische Spuren in Cold Cases: Die Expertinnen und Experten der Tatortgruppe (TOG) des Bundeskriminalamtes, zu der auch die Identifizierungskommission (IDKO) gehört. Heute feiert diese besondere Einheit ihr 50. Jubiläum mit einem Festakt in Wiesbaden. Die Tatortgruppe des BKA besteht aus Spezialistinnen und Spezialisten für die allgemeine Tatortarbeit, Entschärfern, Sprengstoffermittlerinnen und -ermittlern, Expertinnen und Experten für die Bearbeitung von Sprengtatorten und Profis für Spezialfotografie. Mitarbeitende der Tatortgruppe haben Spezialkenntnisse in der forensischen Archäologie und der Leichensuche in Cold Cases. Andere sind Expertinnen und Experten bei der Spurensuche in Drogenlaboren und der Untersuchung von sichergestellten synthetischen Drogen und Cannabis-Plantagen. Ein besonderer Bereich ist die Identifizierungskommission: Sie ist eine Aufrufeinheit, zu der rund 130 Mitarbeitende des BKA im Nebenamt gehören, externe Rechts- und Zahnmedizinerinnen und -mediziner, Psychologinnen und Psychologen sowie sechs hauptamtlich für diese Einheit arbeitende BKA-Beamtinnen und -Beamte. Die IDKO wird aktiv, wenn nach Unglücken oder Anschlägen unbekannte Opfer identifiziert werden müssen. Dabei gehen die IDKO-Mitglieder nach einem von INTERPOL standardisierten Identifikationsprozess vor. Immer mit dem Ansinnen, die Würde der Opfer zu wahren, den Toten ihre Namen wiederzugeben und den Angehörigen Gewissheit. Mit modernsten Methoden sichern die Expertinnen und Experten der Tatortgruppe Spuren wie Hautschuppen, Blut und Haaren an Tatorten. Sie machen aber auch im Labor Fingerspuren auf sichergestellten Gegenständen sichtbar. Um bei chemischen und physikalischen Methoden auf dem neusten wissenschaftlichen Stand zu sein, kümmert sich die Tatortgruppe ebenfalls um die Forschung, Entwicklung und Erprobung von Methoden der Fingerspurensicherung. Mit Verfahren der Laser-Vermessung können Expertinnen und Experten zudem 2D- und 3D-Modelle von Tatorten erstellen und mit Virtual-Reality-Technik Tatorte und potenzielle Tathergänge rekonstruieren. Die Tatortgruppe des Bundeskriminalamtes agiert als Servicestelle für das BKA, die Bundesländer, die Bundespolizei und die Zolldienststellen: beim Einsatz bei bestimmten Kriminalfällen, bei der Aus- und Fortbildung und der Standardisierung von Methoden der Spurensicherung. Für die Tatortgruppe ist die Zusammenarbeit mit den Polizeien der Bundesländer besonders wichtig: Im Rahmen der Kommission Kriminalwissenschaft und -Technik/Erkennungsdienst wurde in jüngerer Zeit deshalb ein Maßnahmenkatalog für die Tatortarbeit bei Anschlagszenarien oder großen Katastrophenfällen erarbeitet. Ein Zukunftsthema für die Tatortgruppe ist zudem – zusammen mit weiteren Bundesbehörden – die Stärkung der Einsatzfähigkeit bei der Arbeit an chemisch, biologisch oder radio-nuklear (CBRN) kontaminierten Tatorten. BKA-Vizepräsidentin Martina Link: „Die Herausforderungen für den Bereich Tatortarbeit sind in den vergangenen Jahren viel breiter geworden. Wissenschaftliche Neuerungen, spezielle Labortätigkeiten und auch Anforderungen im Hinblick auf CBRN-Tatorte erfordern eine breite Aufstellung und Expertise. Außerdem hat sich das BKA in den vergangenen Jahren operativer aufgestellt, was die Anforderungen an die Tatortgruppe zusätzlich erhöht. Die Mitarbeitenden der Tatortgruppe bilden sich ständig fort und bringen eine hohe Motivation für ihre Tätigkeit sowie eine große Einsatzbereitschaft mit. Das ist die Grundlage für die erfolgreiche Arbeit der Tatortgruppe und der Identifizierungskommission.“ Ein Rückblick: Die Tatortgruppe des BKA 1972 verübte die Baader-Meinhof-Gruppe – später Rote Armee Fraktion (RAF) – Sprengstoffanschläge in Deutschland, unter anderem gegen den damaligen Bundesrichter Wolfgang Buddenberg in Karlsruhe, gegen Einrichtungen der US-Armee in Heidelberg, das Landeskriminalamt in München und das Axel-Springer-Verlagshaus in Hamburg. Als Reaktion darauf richtete das BKA am 22. Mai 1972 als Teil der Sonderkommission Baader-Meinhof die „Arbeitsgruppe Sprengstoff“ ein. Bekannte Einsätze für die Tatortgruppe des BKA waren im Zusammenhang mit der RAF die Ermordung von Hanns Martin Schleyer und Siegfried Buback 1977, die Attentate auf Prof. Karl Heinz Beckurts 1986 und Alfred Herrhausen 1989 sowie der Sprengstoffanschlag auf die Justizvollzugsanstalt Weiterstadt 1993. In den 2000er Jahren lag ein besonderer Einsatzschwerpunkt bei der Tatortarbeit bei Verfahren im Zusammenhang mit dem islamistischen Terrorismus: etwa beim versuchten Anschlag mit Kofferbomben, die 2006 in einem Regionalzug in Koblenz sichergestellt wurden, dem Axt- und Messeranschlag in einem Regionalzug in Würzburg 2016 sowie dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz 2016 in Berlin. Ein weiterer Schwerpunkt für die Tatortarbeit lag in Verfahren gegen rechtsextreme Kriminalität, beispielsweise im Zusammenhang mit dem sogenannten Nationalsozialistischen Untergrund (NSU), dem Anschlag auf die Synagoge in Halle und den damit verbundenen Morden an zwei Menschen im Jahr 2019 sowie bei den Morden in Hanau 2020, bei denen der Attentäter neun Menschen erschoss, anschließend zudem seine Mutter und sich selbst. Nach den Morden an einer Polizistin und einem Polizisten in diesem Jahr in Kusel unterstützte die Tatortgruppe des BKA mit der Spurensuche am Täterfahrzeug die Landespolizei Rheinland-Pfalz. Ein Rückblick: Die Identifizierungskommission Am 3. Dezember 1972 stürzte auf Teneriffa ein Flugzeug mit 155 Passagieren an Bord ab, die meisten kamen aus Deutschland. Das BKA entsendete Spezialisten des Erkennungsdienstes auf die Kanareninsel, um die Opfer zu identifizieren. Dieses Ereignis gilt als Geburtsstunde der Identifizierungskommission. In den ersten Jahren war die IDKO hauptsächlich nach Flugzeugabstürzen im Einsatz. Ein Meilenstein war der Einsatz 1996 in der Dominikanischen Republik, wo 189 Menschen Opfer eines Flugzeugabsturzes geworden waren. Erstmals wurden damals DNA-Abgleiche als Identifizierungsmethode angewendet. Eine besondere Herausforderung war 2004 und 2005 der 14-monatige Einsatz nach dem Tsunami in Südostasien. Grund war die hohe Opferzahl (552 deutsche Opfer), die lange Einsatzdauer und die Zusammenarbeit mit Mitgliedern von insgesamt 34 internationalen Teams. Schwierig war zudem der Einsatz nach dem Flugzeugabsturz in Adis Abeba 2019 mit 158 Todesopfern. Die Toten konnten oft nur durch DNA-Analyse identifiziert werden und die Bedingungen vor Ort waren wegen des Klimas herausfordernd. Im vergangenen Jahr war die IDKO nach der Hochwasserkatastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz im Einsatz. Bis heute hat die IDKO 52 Einsätze im In- und Ausland bewältigt.

Quelle: presseportal.de