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Der VfB Lübeck trauert um Günter „Molle“ Schütt

Archivfototo: Der VfB Lübeck trauert um eine seiner prägendsten Figuren in der VfB-Historie. Wie wir heute erfahren haben, verstarb der ehemalige Spieler und Wirtschaftsratsvorsitzende des VfB Günter „Molle“ Schütt am 19. Juni 2025 im Alter von 90 Jahren.Im Herbst 1990 überzeugten der damalige Vorsitzende Dietmar Scholze und Manager Rolf Oberbeck „Molle“ Schütt davon, eine verantwortliche Position beim VfB Lübeck zu bekleiden. Sie gründeten den Wirtschaftsrat, Schütt übernahm den Vorsitz. Damit legten sie den Grundstein für die wohl erfolgreichsten Jahre der jüngeren Vereinsgeschichte. Mit eigenem Geld und zahlreichen Sponsoren, die er und seine Mitstreiter für den VfB gewannen, wurde das Team zunächst vor dem Abstieg gerettet und binnen kurzer Zeit in die Oberliga (1993) und in die 2. Bundesliga (1995) geführt.

1996 setzte sich Schütt mit dem Neubau der Haupttribüne ein weiteres Denkmal. Es folgte im Jahr 2000 die bundesligataugliche Flutlichtanlage sowie die regelmäßige Absicherung der schwer finanzierbaren Regionalligajahre bis zum erneuten Zweitligaaufstieg im Mai 2002 und dem absoluten Höhepunkt im März 2004, als der VfB ins Halbfinale des DFB-Pokal-Wettbewerbs einzog. Auch nach dem Zweitligaabstieg im gleichen Jahr packte Schütt für den Wiederaufbau erneut mit an, ehe er sich dann in den Folgejahren aber schrittweise zurückzog. Insgesamt stand Molle Schütt dem Wirtschaftsrat 15 Jahre lang vor.

Schon als Spieler prägte „Molle“ Schütt eine Ära. 1954 stieg er nach dem Oberliga-Abstieg in die Liga-Mannschaft auf, kam auch zu ersten Einsätzen, erarbeitete sich in der zweiten Saison einen festen Stammplatz und machte die Oberliga-Aufstiege 1957 und 1959 mit. Die Oberliga Nord war in den Zeiten vor der Bundesliga-Gründung 1963 die höchste deutsche Spielklasse, so dass Schütt auf 72 Erstliga-Einsätze und zehn Tore verweisen kann. Anfangs als Außen- oder Halbstürmer eingesetzt, war „Molle“ in späteren Jahren vor allem als Außenläufer gefragt. Egal in welcher Position zeichneten ihn großer Ehrgeiz, Kampfkraft, Härte und gelegentlich auch Unbeherrschtheit aus. Beispielhaft dafür:

Als in der Saison 1957/58 Werder Bremens Nationalspieler Willi Schröder die Lübecker und Schütt beim 7:2 im Hinspiel vorgeführt hatte, zischte ihm der Lübecker entgegen: „Merk Dir meinen Namen. Ich heiße Schütt.“ Im Rückspiel bekämpfte er Schröder mit allen legalen und illegalen Tricks – der VfB siegte mit 8:3. Dennoch stand am Saisonende der Abstieg – wie auch 1961. Der zweite Fall ins Amateurlager markierte auch gleichzeitig das Ende seiner Leistungsfußball-Karriere. 179 Pflichtspiele und 33 Tore für den VfB weist die Bilanz insgesamt aus.

An der Lohmühle wehen die Flaggen nun auf Halbmast. Denn eines steht ohne Wenn und Aber fest: Ohne „Molle“ Schütt hätte der VfB vermutlich weder in der 2. Bundesliga gespielt noch würde er ein profitaugliches Stadion besitzen. Dafür sind wir ihm zu ewigem Dank verpflichtet und werden ihm ein ehrendes Denkmal bewahren.
Die gesamte VfB-Familie trauert mit seiner Frau Resi und der gesamten Familie um einen geschätzten Menschen und einen großen VfBer!