DHL-Online-Marktplatz MeinPaket: Possenspiel mit Preisen und Prozenten Kunden werden mit verschiedenen Preisen für identische Händler-Angebote genarrt
Neben Amazon und eBay hat sich hierzulande mit MeinPaket ein weiterer Internetmarktplatz mit Millionen Kunden etabliert. Doch arglose Besucher sollten Obacht geben: Das Tochterunternehmen der Post überrascht mit einem Possenspiel beim Preis. Wer sich davon narren lässt, zahlt deutlich mehr. Das beobachtete die Verbraucherzentrale NRW über Monate auf MeinPaket. „Immer zum Top-Preis“: Seit vier Jahren macht „MeinPaket“ Furore im Netz. Der Marktplatz ist eine Tochter des Paketdienstes DHL und damit des Milliarden-Konzerns Deutsche Post. Fast drei Millionen Kunden haben sich re-gistriert. Rund 2800 Händler präsentieren über zehn Millionen Produkte – von Technik bis Textilien.Motto: „Wir sind angetreten, um das Einkaufen im Internet für jeden zum Erlebnis zu machen.“ Das stimmt. Vor allem bei den Preisen ist auf MeinPaket viel zu erleben. Wie in einem Basar aus 1000 und einer Nacht fühlten sich jedenfalls die Tester der Verbraucherzentrale NRW
Beispiel: Ein Samsung-TV „UE 46 F 6500“ lockte, um über 200 Euro reduziert, für 999,92 Euro. Wer das Schnäppchen kaufte, darf sich ärgern. Denn zeitgleich verkaufte MeinPaket das Gerät desselben Shops für 50, für 60 oder 70, sogar für 80 Euro weniger.
Im Klartext: Das TV gab´s vom selben Händler zu mindestens fünf verschiedenen Preisen. Und das hat – mit Aus-nahme weniger Warengruppen (Bücher, Münzen) und Sonderangeboten – System bei Millionen Produkten auf MeinPaket.
Preise drücken kann jeder: vorausgesetzt, man weiß, wie und wo. MeinPaket hat dafür an der Kasse das unscheinbare Feld „Gutschein einlö-sen“ eingerichtet. Um kostenlos Rabatte sprudeln zu lassen, müssen Codes eingetippt werden. Das Angenehme: Im Gegensatz zu Konkurrenten, die individuelle Kryptocodes wie etwa „W78kf9k“ verteilen, nutzt MeinPaket dauer-haft für alle Kunden dieselben.
Sie heißen – leicht zu merken – „5sparen“, „6sparen“, „7sparen“ und „8sparen“. Die Ziffern zeigen die Prozente an, um die Preise nach unten rauschen.
Über Monate akzeptierte der Marktplatz anstandslos jeweils mehrere der Codes. Das zeigte eine Dauerbeobach-tung der Verbraucherzentrale NRW.
Ärgerlich nur: Arglose Kunden erfuhren darüber beim Shoppen nichts. Schlimmer noch: Eine Info-Seite erweckte oftmals den Eindruck, dass die Codes abgelaufen seien.
Ungereimtheiten entdeckten die Verbraucherschützer auch bei Preissuchmaschinen und Gutschein-Portalen. Dort fanden die Verbraucherschützer lediglich einen Teil der aktiven Codes. Bei anderen Portalen wiederum fehlte MeinPaket komplett oder es wurden falsche Angaben zur Gültigkeitsdauer gemacht.
Von der Verbraucherzentrale auf solche Merkwürdigkeiten angesprochen, antwortete die DHL-Pressestelle: „Wir spielen die Gutscheine strategisch und kanalabhängig aus.
Angesichts solcher Verkaufsstrategie gilt wohl nur für die cleversten Sparfüchse das MeinPaket-Motto: „Shoppen Sie sich glücklich“. Der Rest muss sich mit höheren Preisen abfinden.
Denn verboten ist das Possenspiel mit Preisen und Prozenten nicht. So ist es einem Internethändler durchaus gestattet, Kunden unterschiedlich für ein Produkt abzukassieren.
Immerhin gibt es einen Trost-Tipp der Verbraucherzentrale zu MeinPaket: Die Chance auf den Bestpreis wahrt, wer ihn innerhalb der 14-tägigen Widerrufsfrist entdeckt. Der Widerruf und eine Neubestellung mit Prozente-Abzug kann sich richtig lohnen. Bei einer regulären Einkaufssumme von 1000 Euro sind so oftmals bis zu 80 Euro Ersparnis drin.
Langversion hier: PI VA MeinPaket (Langversion)