„die nordreportage: Schleswig-Holstein von oben – Mit dem Tragschrauber von Lübeck nach Föhr“
Bernd Koop aus Berkenthin gehört zu den Pionieren einer sehr gewöhnungsbedürftigen Fortbewegungsart, er fliegt mit einem Tragschrauber, der aussieht wie eine Mischung aus Motorroller und Hubschrauber, keine Seitenverkleidung, kein Dach – Frischluft pur. Jetzt plant er eine Schleswig-Holstein-Tour von Lübeck bis zur Nordseeinsel Föhr. Ein NDR Team fliegt mit. Der mehrtägige Rundflug mit einer Gruppe von Fliegerfreunden führt vom Heimatflughafen Lübeck aus die Ostseeküste entlang, quer über Marschland, Halligen und Wattenmeer bis nach Föhr und weiter.
Doch die Logistik ist nicht einfach zu bewältigen, denn viel mehr als ein kleiner Rucksack passt nicht in den offenen Zweisitzer hinein. Werkzeug, Reserverad, Öl, Kleidung zum Wechseln, das gesamte Gepäck für die zwölf Personen starke Reisegruppe muss die Bodencrew im Begleitfahrzeug mitnehmen. Dafür hat der Organisator Koop seine Frau Ulrike und seine Tochter Eefje eingespannt. Trotzdem weiß der gelernte Mauer aus Erfahrung: „Das, was wir mitnehmen, brauchen wir garantiert nicht. Und das, was wir wirklich brauchen, haben wir meist zu Hause vergessen!“
So richtig planbar ist die Reiseroute nicht. Statt wie vorgesehen über die Hohwachter Bucht, muss die Truppe wegen einer Bundeswehr-Schießübung über die Plöner Seenplatte fliegen. Nach dem ersten Zwischenstopp in Schleswig-Kropp donnert plötzlich ganz dicht über den Tragschraubern ein Tornadokampfflugzeug vorbei – und treibt einigen der Gruppe den Angstschweiß auf die Stirn.
Gerade jetzt im Sommer ist das Auffinden der unscheinbaren kleinen Sportflugplätze aus 600 Metern Höhe problematisch. In Bredstedt z. B. befindet sich eine grüne Graslandebahn zwischen lauter grünen Feldern. Und obwohl Bernd Koop mit einem speziellen Fliegernavigationssystem ausgerüstet ist, findet er die Minipiste am Ortsrand nur mit großen Schwierigkeiten.
Doch das direkte Fluggefühl und der hohe Spaßfaktor entschädigen die Fluggäste für alle Unwägbarkeiten: Katja Wilk aus Lübeck und ihr Lebensgefährte Axel Schreger spüren bei 120 km/h den Fahrtwind und bestaunen das türkisgrüne Wasser unter der Fehmarnsundbrücke. „Aus der Vogelperspektive entdeckt man immer wieder etwas Neues!“, schwärmen sie begeistert.
Der Ausblick auf die Eider-Treene-Sorge-Niederung, auf Halligen, Robben und Sandstrände ist atemberaubend. Aus den fliegenden Tragschraubern heraus erlebt die Reisegruppe das Land Schleswig-Holstein, wie es bisher nur den wenigsten Norddeutschen vergönnt war.