Die pure Lust am Schreiben
„Ich war so aufgeregt“, berichtet Kim, 16 Jahre. „Cornelia Funke hat mich mein ganzes Leben lang begleitet. Von den Wilden Hühnern bis zu Tintenherz- ich habe alles gelesen.“
Die jungen Redakteure des Literatur-Online-Magazins www.die-blaue-seite.de hatten im September dieses Jahres die einmalige Gelegenheit, ein ausführliches Gespräch mit der Bestseller-Autorin Cornelia Funke zu führen. Das Treffen fand im Hamburger Vier Jahreszeiten Hotel statt. Dafür reisten die jungen Lübeckerinnen extra mit der Bahn an. „Im Zug stieg die Anspannung immer weiter an“, erzählt Marie, 15. „Wir fragten uns die ganze Zeit, was für ein Mensch Frau Funke wohl sein würde.“ „Meine größte Sorge war, dass wir nicht genug Fragen gehabt hätten“, ergänzt Bona-Katharina, 17.
Als sie dann das exklusive Hotel an der Alster erreichten, legte sich die Aufregung kaum. Kim verrät: „Ich war überwältigt vom Charme des Vier Jahreszeiten und fühlte mich plötzlich ganz klein. Es war viel zu schön um wahr zu sein.“ Die Minuten vor dem Interview waren wohl die aufregendsten, doch die Sorgen der Jugendlichen waren unbegründet: Während des gesamten Gespräches zeigte sich Frau Funke offen und sympathisch. „Sie ist so ein netter und hilfsbereiter Mensch“, erzählt Bona-Katharina „Trotz ihres Erfolges ist sie so natürlich und aufgeschlossen geblieben.“
Innerhalb einer halben Stunde konnten die Nachwuchs-Journalistinnen sie mit unterschiedlichsten Fragen löchern: über „Reckless“, Cornelia Funkes neustes Buch, bis hin zu ihrer Lieblingsmarmelade. So erfuhren die Jugendlichen eine Menge Hintergrundinformationen über „Reckless“. Cornelia Funke berichtet zum Beispiel, dass sie die Hauptperson Jacob erst nach Wochen richtig lieben gelernt hat. „Jacob ist vermutlich mein männliches Alter-Ego“, verrät Frau Funke lachend. „Jemand, der oft gedankenlos und verantwortungslos ist. All das, was ich nicht bin oder versuche nicht zu sein, außerdem abenteuerlustig und furchtlos.“
Das Interview war von den jugendlichen Journalisten lange vorbereitet worden. Im Sommer
dieses Jahres nahmen sie an einem Seminar mir der bekannten NDR-Moderatorin Harriet Heise teil, um das Handwerk des richtigen Frage-Stellens zu lernen. „Was wir während des Interview-Seminars gelernt haben, war die Frage ‚Warum?‘“, erläutert Kim. „Es ist wichtig,
immer wieder nachzuhaken, um das Gespräch in Gang zu bringen und die interessanten
Informationen zu erhalten.“
Schließlich war Die Blaue Seite eine von hunderten Redaktionen, die sich um einen Interviewtermin beworben hatten. Erst einen Monat vorher erhielten sie eine Zusage, und das als einzige Redaktion, die nichts mit Fernsehen oder Rundfunk zu tun hatte. „Ich habe einen Schreikrampf vor Freude bekommen“, sagt Léa, 15, lachend. Doch danach begann erst die tatsächliche Arbeit. Es wurden Interviews und Berichte über die berühmte Autorin gelesen, um so viele Informationen wie möglich über sie zu sammeln. „Nach der Recherche war ich erst einmal entmutigt“, gesteht Bona-Katharina. „Cornelia Funke schien in ihren Interviews bereits jede Frage, die man nur stellen konnte, beantwortet zu haben.“
Doch als die Jugendlichen in einem Sonder-Redaktionstreffen einen Fragenkatalog zusammenstellten, waren sie beruhigt. Über 30 Fragen, rund um Reckless, das Schreiben und das Leben von Cornelia Funke. Nach diesem einmaligen Erlebnis fasst Kim zusammen: „Auch wenn wir nicht alle Fragen geschafft haben, so haben wir doch viel über Frau Funke gelernt. Vor allem, was für ein herzlicher Mensch sie ist.“ Das Interview ist unter www.die-blaue-seite.de zu lesen.
Die Blaue Seite ist ein Projekt des Lübecker Bücherpiraten e. V. . Das Online-Literatur-Magazin wird von Jugendlichen für Jugendliche gestaltet. Die Blaue Seite wurde 2010 als eines der besten Jugend-Beteiligungs-Projekte in Deutschland mit der „Goldenen Göre“ des Kinderhilfswerkes ausgezeichnet. Jeden Monat lesen zwischen 3000 und 4000 Besucher die neusten Nachrichten, Buchbesprechungen und Interviews aus der Welt der Literatur. Bei allen Projekten der Bücherpiraten geht es um Geschichten für und von Kindern und
Jugendlichen. Durch die Gestaltung der Projekte im Bereich Lesen und kreatives Schreiben
werden diese gleichzeitig zur Methode, um Kinder und Jugendliche an ehrenamtliches Engagement und Bürgerbeteiligung heranzuführen.
Die Projekte der Bücherpiraten werden durch Spenden, Sponsoring und Ehrenamt realisiert.
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