Die Todes-Nacht einer Edel-Hure
Markus Stillert (32) vom Hotel Jensen zeigt das Bett, in dem die Leichen lagen.
Von Wolfgang Freywald
Das Hotel Jensen ist eines der bekanntesten Hotels in Lübeck, liegt wenige Meter vom Holstentor entfernt und wurde schon 1306 erstmals in Chroniken erwähnt. Es ist sehr beliebt, der Service sehr gut und zuvorkommend, die Preise zivil. Das Hotel, das zu den Ringhotels gehört, wird übers Jahr gut besucht und ist weit über die Grenzen Deutschlands hinaus als sehr gutes Hotel bekannt. Es wird jedes Jahr renoviert, immer auf den neuesten Stand der Technik gebracht. In all den Jahrhunderten war bisher nie etwas Schlimmes passiert. Doch seit Montag hat sich das geändert: Für die Geschäftsführung und Mitarbeiter des Hotels ist die Welt nicht mehr in Ordnung…Kaufmann Ditmar S. (56) aus Mainz mietete sich mit der Edel-Hure Patricia Sch. (34) eine Woche im Hotel ein.
Markus Stillert (32), Geschäftsführer des Hotels: „Die Frau hatte telefonisch die Suite vom 29. September bis 6. Oktober bestellt, sie wollte ausdrücklich das Zimmer 209. Am selben Tag bestätigten wir die Buchung, sie schrieb am 14. September per E-Mail zurück, „ich freue mich auf den Besuch in Lübeck.“
Sie erhielt einen Sonderpreis, weil das Zimmer eine ganze Woche gebucht wurde – 120 ¤ die Nacht.
Marnie Stillert 33, Geschäftsführerin): Die beiden waren viel auf ihren Zimmern, liessen sich das Frühstück immer in den 2. Stock kommen.“
Die Suite ist sehr geräumig, ein Wohnzimmer in Mahagoni gehalten, das Schlafzimmer helle Möbel, ein grosses beige gekacheltes helles Bad. Es sieht sehr gemütlich und freundlich aus.
Markus Stillert: „Meine Mitarbeiter hörten am Abreisetag bis 11 Uhr nichts von den beiden Gästen, sie riefen mich an, ich sagte, wartet bis 12 Uhr. Meine Empfangschefin wollte noch einige Formalitäten, wie die Rechnung etc. abstimmen. Um 12 Uhr schaute die Hausdame nach dem Rechten und schrie laut auf. Die beiden lagen in einer Blutlache auf dem Bett.“
Stillert wurde sofort verständigt, er war beim einkaufen: „Ich gab die Anweisung, verständigt sofort die Polizei, eine halbe Stunde später war ich auch schon wieder im Hotel.“
Feuerwehr, Rettungswagen und Polizeiautos standen vor der Tür, das Haus war voller Polizisten. Die Mordkommission kam später noch hinzu, abends wurden die Leichen abgeholt.“
Das Zimmer wurde versiegelt, heute (9.10.) wieder freigegeben. Alle Habseligkeiten der Toten nahm die Kripo mit.
Die Mitarbeiter des Hotels waren völlig fertig, die Auszubildenden ganz aufgelöste, sie wurden nach Hause geschickt.
Die Tote hatte einer Angestellten auf dem Flur erzählt, sie hätte eine Internet-Firma und eine Tochter. Dann hörte die Angestellte aus dem Gespräch heraus, dass Patricia Sch. schwanger gewesen sein muss. Die Angestellte: sie war sehr mitteilungsbedürftig, klönte längere Zeit mit mir.
Stillert: “ Die beiden verhielten sich wie normale Gäste, doch nun blieben sie uns die Rechnung von gut 1.100 ¤ schuldig.“
Patricia war von der Figur eher füllig, hatte dunkles Haar, war immer gut angezogen, unscheinbar, hyperaktiv und sehr konservativ. Ihren Freund/Bekannten sah man sehr wenig, „er war ziemlich gross, hatte gelocktes dunkles Haar, Freizeitklamotten an, war recht breit gebaut.“
Stillert: „Alle Bettsachen und die Matratzen werden vernichtet, das können wir unseren Gästen nicht zumuten. Abends gingen die beiden oft in unser Restaurant Yachtzimmer, assen dort etwas Feines. Am Anfang zahlten sie bar, später liessen sie sich die ausgegebenen Beträge aufs Zimmer schreiben.“
Die beiden waren mit einem BMW angereist, parkten ihn in der Nähe in einem Parkhaus.
Am letzten Abend genossen sie im Yachtzimmer ein Schlemmermenü bei Kerzenschein mit kleiner Weinprobe. Da sie keinen Weisswein mochten, nahmen sie nur Rotwein vom Gut Graf Neipperger Schlossberg trockene Spätlese, samtrot zu sich. Es begann mit einem Glas Champagner, als Vorspeise gab es Enten-Capaccio, dann Pilzconsommè von Waldpilzen, dann Zander auf Chili, Kartoffelpüree und Kerbesauce, Hirschmedaillons nach Schwarzwälder Art – Kirschsauce -, Broccoli und Mandelkroketten. Als Nachtisch wurden Norddeutsche Dessert-Variationen (Schleen, Rotsponbirne (Rotspon ist ein Wein), Marzipanparfee mit Hagebutten-sauce serviert.
Es wurde recht spät, erst nach Mitternacht verliessen sie das Restaurant, waren guter Laune. Wann die Tat passierte, weiss im Hotel niemand so genau. Sicher ist: Diertmar S. jagte ihr eine Kugel in den Kopf, erschoss danach sich selbst.
Stillert: „Schüsse wurden nicht gehört, wir hoffen, dass wir zukünftig von solch schlimmem Geschehen verschont bleiben.“
Die Polizei fand einen Abschiedsbrief von Ditmar S., die Ermittlungen laufen.