Faktorenerkrankung bei Rindern oder so genannter chronischer Botulismus: Landwirtschaftsministerium plädiert für weitere wissenschaftliche Erforschung
KIEL. Das Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume befürwortet weitere wissenschaftliche Anstrengungen zur Erforschung einer Faktorenerkrankung bei Rindern. Die Erkrankung hat ein äußerst vielfältiges Erscheinungsbild, zum Beispiel Blähungen insbesondere im Vormagenbereich, verzögerte Reflexe, Klauengeschwüre, verringerte Milchleistung, Fruchtbarkeitsstörungen, bestimmte Lahmheiten, gestörtes Allgemeinbefinden bis hin zu Tierverlusten, so dass eine klare Abgrenzung zu anderen Krankheitsbildern nach wie vor schwierig ist. Sie wird landläufig oft auch als chronischer Botulismus bezeichnet, weil häufig als Begleiterscheinung eine starke Zunahme von bestimmten Bakterien (insbesondere Clostridien, darunter Cl. botulinum) beobachtet wird. Clostridien sind als so genannte „Allerweltskeime“ auch im gesunden Rinderpansen aufzufinden. Es handelt sich um eine von einer Reihe von Auslösern ausgelöste Erscheinung. Daher begrüßt das Ministerium beispielsweise das jüngst initiierte Forschungsprojekt der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) zur Rolle der so genannten Clostridien bei der Faktorenerkrankung. Sicher ist es im Moment aber zu kurz gegriffen, das Erkrankungsbild einzig auf Clostridien zurückzuführen.
Da der Rinderhaltung in der schleswig-holsteinischen Landwirtschaft eine besonders wichtige Rolle in der Landwirtschaft zukommt, hält das Landwirtschaftsministerium eine Verbesserung der Erkenntnislage und die Verhinderung der Faktorenerkrankung des Rindes gerade am Standort Schleswig-Holstein für wichtig.
Insgesamt ist die Kenntnis zu den Ursachen der Erkrankung unbefriedigend. Deshalb forciert das Ministerium Anstrengungen zur weiteren Erforschung im Verbund mit wissenschaftlichen Forschungseinrichtungen und Fachverbänden. Insbesondere hält es für dringend geboten, möglichst bald zu praxisgerechten und wissenschaftlich fundierten Kriterien zu kommen, die es ermöglichen, betroffene Rinderhaltungen hinreichend sicher ausfindig zu machen. Zudem unterstützt das Landwirtschaftsministerium die Anstrengungen des Bundes, die Diagnostik der Clostridien und ihrer Toxine möglichst schnell zu vereinheitlichen. Aktuell hält das Ministerium es fachlich für nicht gerechtfertigt, bei der Faktorenerkrankung des Rindes von einer Seuche zu sprechen.