Fünf Kooperationsverträge in chinesischer Boom-Region Zhejiang unterzeichnet

Schleswig-Holsteins Mittelstand investiert im Land des Lächelns
Die Volksrepublik China ist für Unternehmen aus Schleswig-Holstein attraktiver denn je. Mit dem Beitritt zur Welthandelsorganisation WTO Ende 2001 ist das Reich der Mitte umfangreiche Verpflichtungen zur Liberalisierung seines Marktes eingegangen. Seither boomt der Außenhandel – immer mehr Firmen wagen den Sprung nach Fernost. Umfangreiche Unterstützung bekommt Schleswig-Holsteins Wirtschaft dabei von der Wirtschaftsförderung und Technologietransfer Schleswig-Holstein GmbH (WTSH), die in Hangzhou, der Hauptstadt der schleswig-holsteinischen Partnerprovinz Zhejiang, ein Repräsentanzbüro unterhält. Dort haben Unternehmen aus Schleswig-Holstein im Beisein von Staatssekretär Michael Rocca vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr des Landes Schleswig-Holstein und Vertretern der Provinzregierung Zhejiang fünf Verträge für den Aufbau von Produktionsstätten oder Handelskooperationen in China unterzeichnet… „Die Unterzeichnung der Kooperationsverträge dokumentiert die Festigung und Weiterentwicklung der wirtschaftlichen Beziehungen zwischen China und Schleswig-Holstein“, sagte Rocca. „Jede Kooperation macht für sich deutlich, welche Qualität und Intensität das Engagement schleswig-holsteinischer Mittelständler auf diesem bedeutenden Wachstumsmarkt erreicht hat.“
„China ist weltweit einer der wichtigsten Wachstumsmärkte für Unternehmen aus Schleswig-Holstein“, sagte WTSH-Geschäftsführer Bernd Bösche. Allerdings sei der dortige Markteinstieg aufgrund der unterschiedlichen Kulturen und Denkweisen, der großen Entfernung und nicht zuletzt der Sprachbarrieren noch immer schwieriger als anderswo. Unternehmen, die sich an die WTSH wenden, erhalten daher über die China-Repräsentanz kostenlos Informationen über potenzielle Geschäftspartner. Zudem können sich Firmen auch gegen Gebühr vor Ort von den chinesischen WTSH-Mitarbeitern im so genannten Gemeinschaftsbüro vertreten lassen oder eigene Vertretungen unter dem Dach der WTSH eröffnen. Die fünf unterzeichneten Kooperationsverträge dokumentierten den Erfolg der WTSH-Initiative in Asien, sagt Bösche. „Durch unsere Hilfe sind die Unternehmen in der Lage, größere Projekte in China zu realisieren.“
Die Projekte im Einzelnen:
Wie mit Zielstrebigkeit das Abenteuer Fernost zum Erfolg wird, zeigt das Beispiel zweier mittelständischer Pumpenbauer. Das Kieler Unternehmen EDUR Pumpenfabrik und die Firma WITTE Pumps & Technology aus Uetersen haben in China ein Joint Venture gegründet. Die gemeinsame EDUR WITTE Pumps Technology wird in Hangzhou Flüssigkeitsring-Vakuumpumpen und Zahnradpumpen herstellen und vertreiben. Den Grundstein hierzu legte EDUR bereits im Jahr 1999 durch den Beitritt zum Gemeinschaftsbüro. Zwei Jahre später stieß WITTE dazu. Die vom Gemeinschaftsbüro akquirierte gemeinsame chinesische Vertretung WIN-WIN sondierte den Markt und begann sehr erfolgreich, deutsche Pumpen in China zu
vertreiben. Beide Firmen profitierten insbesondere von der großen Nachfrage der
Chinesen nach Polymeren – zum Beispiel Polyester – und nach modernster Umwelttechnik.
Der Bedarf an Pumpen war so groß, dass sich die Umsätze rasant entwickelten. So stand für die Beteiligten nach zwei Jahren fest, dass der nächste Schritt folgen müsse. In enger Begleitung durch die WTSH wurde das Joint Venture vorbereitet. Durch den erfolgreichen Vertrieb in China und die strategisch gute Stellung für den gesamten asiatischen Markt würden langfristig auch die Produktionsstandorte in Deutschland gestärkt, erklärten die Geschäftsführer Dr. Jürgen Holdhof von EDUR und Dr. Sven Wieczorek von WITTE. „Wir wollen unsere heimischen Unternehmen stützen, indem wir aktiv und intensiv die lukrativen Auslandsmärkte bearbeiten.“
Die Neomed Pharma GmbH aus Lübeck wurde 1980 gegründet und verarbeitet Meeresalgen für den Einsatz als Nahrungsmittel oder Kosmetika, als Futtermittel für Pferde und Nutztiere sowie als organischen Dünger in der Landwirtschaft. Die Algen werden in Schleswig-Holstein verarbeitet und weltweit vertrieben, vor allem in Europa, im asiatischen und arabischen Raum. „Von der Qualität unserer Produkte ist man in China zutiefst überzeugt“, sagt Mehrheitsgesellschafter und Geschäftsführer Ingo Iven – schließlich verfügten seine Mitarbeiter über langjährige Kenntnisse, die für die Entwicklung der organischen und umweltfreundlichen Produkte auf Algenbasis notwendig sind. Jetzt hat Neomed mit einem chinesischen Partnerunternehmen ein Joint-Venture geschlossen, um Algifol – so der Name des Düngemittels – in China herzustellen und zu vertreiben. Den Rohstoff liefert Neomed als Hochkonzentrat.
Einen Vertrag über den Aufbau einer Produktionsstätte in China hat die MCP-HEK GmbH aus Lübeck ratifiziert. Das Unternehmen gilt als weltweit führender Hersteller von Wismut Oxiden für technische Anwendungen und Salzen für die Pharmaindustrie. Seine Produktionskapazität ist nach eigenen Angaben bereits heute rund viermal so groß wie die des nächsten Wettbewerbers. Von der Fertigung vor Ort sollen künftig vor allem chinesische Kunden profitieren. „Der Markt für Wismut Oxide ist durch starkes Wachstum und sich entwickelnde lokale Hersteller gekennzeichnet“, sagt Sebastian Voigt, Bereichsleiter bei MCP-HEK. Der Markt für Pharmasalze sei bereits gut entwickelt, jedoch fehle ein hochwertiger Hersteller, so dass auch in diesem Segment, in das MCP-HEK bisher aus Lübeck geliefert hat, exzellente Möglichkeiten bestünden. „Über eine Ausweitung der Fertigung komplexerer Produkte am Stammsitz in Lübeck soll sichergestellt werden, dass in Lübeck die Arbeitsplätze voll erhalten bleiben“, sagt Voigt. Ein großes Pharmaprojekt sei bereits akquiriert worden.
Ebenfalls aus Lübeck stammt die Euroimmun AG. Das Unternehmen wurde 1987 vom geschäftsführenden Gesellschafter Dr. med. Winfried Stöcker gegründet und unterhält Zweigbetriebe in Groß Grönau und in Rennersdorf/Sachsen. Euroimmun stellt Reagenzien für die medizinische Labordiagnostik her. Im Vordergrund stehen dabei Testsysteme, mit denen man im Serum von Patienten verschiedenste Antikörper bestimmen und dadurch Autoimmun- und Infektionskrankheiten sowie Allergien diagnostizieren kann. Bei der Autoantikörper-Diagnostik gehört Euroimmun nach eigenen Angaben weltweit zu den führenden Herstellern. Derzeit sind bei Euroimmun in Deutschland 300 Mitarbeiter beschäftigt, weltweit sind es mehr als 400. In Hangzhou wird Euroimmun im Januar 2005 ein Schulungszentrum für die Unterrichtung chinesischer Kunden auf den bearbeiteten Diagnosegebieten in Betrieb nehmen. Dazu hat das Unternehmen mit einer chinesischen Baufirma den Vertrag für die Herrichtung entsprechender Räume unterzeichnet.
Seit ihrer Gründung vor sechs Jahren kauft die KANGaROO-GmbH aus Bad Oldesloe in China Dekorationsartikel ein. „Dabei hat sich für uns als richtiges Konzept
herausgestellt, unsere Einkäufe auf wenige Lieferanten zu konzentrieren und mit
diesen Lieferanten auch Produktentwicklungen zu betreiben“, sagt der geschäftsführende Gesellschafter Udo Halenza. So kauft das Unternehmen, das in
den vergangenen Jahren durchschnittliche Zuwachsraten von 30 Prozent aufweisen konnte, in Hangzhou bei zwei Exportfirmen für etwa zwei Millionen Dollar jährlich ein. Aus Ningbo, einer anderen Stadt der Provinz Zhejiang, erhalten die Oldesloer Kerzen, diverse Dekorationsartikel sowie Kleinmöbel aus Holz und Eisen. „Nach gutem Erfolg mit in Indien gefertigten Möbeln haben wir auch in China nach Bezugsquellen gesucht, die in landestypischer Art, aber doch auf Verwendungszwecke in Deutschland ausgerichtet, für uns Möbel fertigen.“ Mit der Firma Wanbao hat KANGaROO einen Partner gefunden, der altes Ulmenholz aus Abrissbauten verwendet, um Möbel daraus zu fertigen.
Zur Info: WTSH – Wirtschafts- und Technologieförderung aus einer Hand
Nach Fusion der Technologie-Transfer-Zentrale Schleswig-Holstein GmbH (ttz SH) und der Wirtschaftsförderung Schleswig-Holstein GmbH (WSH) gibt es seit Juli 2004 mit der neuen WTSH – Wirtschaftsförderung und Technologietransfer Schleswig-Holstein GmbH nur noch einen Ansprechpartner für Fragen der Wirtschafts- und Technologieförderung im Land zwischen den Meeren. Zu den besonderen Branchenschwerpunkten der WTSH zählen: Life Science (insbesondere Gesundheits- und Ernährungswirtschaft), Informations- und Kommunikationstechnik (inklusive Electronic Business), Umwelttechnik und Erneuerbare Energien sowie Maritime Wirtschaft. Geschäftsführer der WTSH sind Dr. Bernd Bösche (vorher WSH) und Franz Gelbke (vorher ttz SH). Über die einzelnen Leistungen sowie Ansprechpartner zu den einzelnen Fachbereichen informiert das Internet unter der Adresse: www.wtsh.de









