Politik & Wirtschaft

G8 am Gymnasium und G9 an der Gemeinschaftsschule: Klarheit und Verlässlichkeit schaffen!

Im Rahmen ihres regelmäßigen Kooperationstreffens in Hamburg positionierten sich die norddeutschen Landesverbände der  Arbeitsgemeinschaft für Bildung (AfB) aus Hamburg, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein klar zur mittelfristigen Ausrichtung ihrer Schulsysteme als 2-Wege-Modell zum Abitur:

G8 ist der Lernweg des Gymnasiums, G9 ist der Lernweg der Gemeinschaftsschule.

Das grundlegende Ziel der AfB bleibt jedoch „eine Schule für Alle“, darin waren sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einig. Bis sich unser Schulsystem entsprechend weiterentwickelt hat, sehen wir ein gleichwertiges 2-Wege-Modell als Zwischenschritt auf dem Weg zum Ziel. Außerdem nehmen wir zur Kenntnis, dass es neben dem Wunsch vieler Eltern nach längerem gemeinsamen Lernen auch Eltern mit dem Wunsch nach dem Besuch eines Gymnasiums für ihre Kinder gibt.

Allgemein lehnt die AfB einen G9- oder Y-Lernweg (wahlweise G8 und G9) an Gymnasien ab. Eine eigene Schulart benötigt auch  Alleinstellungsmerkmale. Da das Abitur an G8-Gymnasien und G9-Gemeinschaftsschulen absolut gleichwertig ist, sieht die AfB diese Unterscheidung unter anderem in der Art des Unterrichtens sowie der Dauer des Lernweges zum Abitur. „Es ist unnötig, eine neue Schulstrukturdebatte zu führen. Wir wollen uns lieber um die Gestaltung der Schulen sowie eine Verbesserung des Unterrichtes und der LehrerInnenbildung kümmern“, so Ulf Daude, Mitglied des AfB Bundesvorstandes.

„Hierzu gehört für uns besonders die kind- bzw. jugendgerechte Gestaltung des Unterrichts und der Schulen sowie deren Ausstattung. Unsere Schulen müssen nicht nur als Lernort, sondern auch als Lebensraum gestaltet werden, zu dem unsere Kinder gerne gehen und an dem sie nach ihren individuellen Bedürfnissen und Fähigkeiten gefördert werden.“

Sowohl eine Umfrage der Landeseltern- und Landesschülervertretungen Schleswig-Holstein als auch eine Studie der DAK haben gezeigt, dass die häufig genannten Probleme nicht durch einen Rückweg zum G9-Gymnasium gelöst werden können und dass die G8-G9-Vergleichswerte bei den Belastungen der SchülerInnen  nicht weit voneinander entfernt liegen. Diese Erhebungen – wie auch die Erfahrungen z.B. in Sachsen (Gewinnerland des Bildungsmonitors) mit seinem ausschließlichen G8-Angebot an Gymnasien – zeigen darüber hinaus, dass alle Gymnasien ihre Arbeit überdenken, umgestalten und G8 angemessen organisieren können und müssen. Hierzu ist eine Überarbeitung der Schulgesetze, Verordnungen, Erlasse und Lehrpläne nötig. Letztere müssen sich verabschieden von einer reinen Festlegung der Inhalte. Es ist erforderlich, dass sie hin zu einem sinnvollen, kompetenzorientierten Lernen weiterentwickelt werden.

Als wichtiges Element der Gleichwertigkeit beider Bildungswege betrachten die KonferenzteilnehmerInnen zudem den direkten Zugang zur Oberstufe (Versetzung), ohne dass nach Klasse 10 ein Schulwechsel erforderlich wird. Sollte keine eigene Oberstufe möglich sein, fordern wir die Verpflichtung der Schulen zu einer verbindlichen Kooperation mit einer benachbarten Oberstufe. Die freie Schulwahl der Eltern bleibt hiervon unberührt.

Ein weiterer wichtiger Baustein zur Entlastung und Entspannung der Lernsituation ist die flächendeckende Einführung von echten gebundenen Ganztagsschulen mit einem gut organisierten Rhythmus von Lern- und Übungsphasen sowie Erholungs- und Neigungsphasen. „Der Staat hat die Verantwortung für seine Schulen und ein gut funktionierendes Bildungssystem. Das bedeutet auch Klarheit und Verlässlichkeit gegenüber den Schülerinnen und Schülern, den Eltern sowie nicht zuletzt den Lehrerinnen und Lehrern, bei denen die Verantwortung für die Umsetzung jeglicher Reformen im Unterricht liegt.“, so Peter Befeldt, AfB Bundesvorsitzender.