Politik & Wirtschaft

Glücksspielbranche setzt auf Schleswig-Holstein

Seit 1. Januar 2012 gilt in Schleswig-Holstein das liberalste Glücksspielgesetz Deutschlands. Die ersten Konzessionen für private Online-Wettanbieter werden im März vergeben. Am 16. Januar informierten sich in Norderstedt etwa 100 nationale und internationale Vertreter von Glücks- und Wettspielanbietern sowie rund 100 Fachanwälte und Experten aus den Bereichen IT-Sicherheit und Online-Bezahlsysteme über die genauen Bedingungen für eine Lizenz und die Regularien, mit denen Schwarzmarkt und Spielsucht wirksam bekämpft werden sollen.
Schleswig-Holstein öffnet den Markt

Mitte Dezember letzten Jahres war es amtlich: 15 Bundesländer hatten sich auf die Neufassung eines gemeinsamen Glücksspielstaatsvertrags geeinigt. In ihm ist die Zahl der Lizenzen, die an private Sportwetten-Anbieter vergeben werden sollen, auf 20 begrenzt. Online-Casinos und Poker sind verboten. Der Entwurf sieht darüber hinaus eine Spieleinsatzsteuer von fünf Prozent vor, die im europäischen Vergleich außergewöhnlich hoch ist. Schleswig-Holstein wählte als einziges Bundesland einen Sonderweg. Unter strengen Auflagen und Bedingungen lässt es Online-Glücksspiele inklusive Online-Poker und -Casinospiele unbegrenzt zu und folgt damit Dänemark. 38 Betreibern hat der Nachbar aus dem Norden bereits eine Lizenz erteilt. Der Abgabensatz liegt bei 20 Prozent auf dem Rohertrag, was europäischem Durchschnitt entspricht.
Legalisierung bringt Arbeitsplätze

Viele Experten, die an der Tagung in Norderstedt teilnahmen, sehen in der Teil-Liberalisierung des Marktes durch den Glücksspielvertrag der 15 Bundesländer einen Verstoß gegen geltendes EU-Recht – und in der schleswig-holsteinischen Lösung dagegen ein Modell der Zukunft, das Regeln für einen bisher unkontrollierten und von ausländischen Anbietern durchdrungenen Markt schafft. Und dieser ist groß: Allein auf dem Sportwettenmarkt sollen zuletzt geschätzte Umsätze von 7,8 Milliarden pro Jahr gemacht worden sein – der Großteil davon am Fiskus vorbei. Stefan Zenker, Unternehmenssprecher der JAXX SE, einer Finanzholding mit schleswig-holsteinischen Wurzeln, die Beteiligungen an internationalen Unternehmen der Glücksspielbranche hält, ist sich sicher:„Durch die in Schleswig-Holstein geplanten Regulierungen wird der Schwarzmarkt in Zukunft effektiv eingedämmt und auch die Spielsucht kann wirksamer als bisher bekämpft werden.“ JAXX SE hat ebenso wie rund 80 weitere Anbieter bereits eine Lizenzanfrage an das Innenministerium gestellt. „Wir wollen zurück nach Schleswig-Holstein, hier Abgaben zahlen und ganz legal wieder unser Angebot bewerben“, so Zenker. Etwa 100 Arbeitsplätze will das Unternehmen nach einer Lizenzerteilung im nördlichsten Bundesland schaffen. Durch weitere Anbieter sollen zusätzlich mehrere hundert Arbeitsplätze entstehen.