Hinsehen und Handeln

In der Diskussionsveranstaltung zum Thema „Häusliche Gewalt“, organisiert von der Gewerkschaft der Polizei und durchgeführt am
1. Juli 2004 im Bürgerschaftssaal des Lübecker Rathauses, wurde deutlich, dass ein „Leben ohne Angst“ noch lange nicht zur Selbstverständlichkeit für viele Frauen und Kinder geworden ist.
Die frauenpolitische Sprecherin der CDU-Bürgerschaftsfraktion, Astrid Stadthaus-Panissié, führt dazu folgendes aus: * Weltweit wird mindestens eine von drei Frauen im Laufe ihres Lebens geschlagen, zum Geschlechtsverkehr gezwungen oder anderweitig sexuell missbraucht. Bei den Tätern handelt es sich in der Regel um Familienmitglieder oder Bekannte der Frau.
* Der Europarat hat darauf hingewiesen, dass familiäre Gewalt die Hauptursache für den Tod oder die Gesundheitsschädigung von Frauen im Alter zwischen 16 und 44 Jahren darstellt – noch vor Krebs oder Verkehrsunfällen.
* In Südafrika sterben mehr Frauen infolge tödlichen Schusswaffengebrauchs zu Hause als auf der Straße oder durch Fremde.
* Die russische Regierung schätzt, dass allein 1999 rund 14.000 Frauen von ihren Partnern oder Familienangehörigen getötet wurden. Dennoch existiert in der Russischen Förderration nach wie vor kein Gesetz, das familiäre Gewalt ausdrücklich unter Strafe stellt.
* Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation werden bis zu 70 Prozent aller weiblichen Mordopfer von ihren männlichen Partnern getötet.
In Deutschland greift das Gewaltschutzgesetz mit dem Instrument der „Wegweisung“ (wer schlägt – der geht). Zu Recht weist Innensenator Thorsten Geißler darauf hin, dass rechtliche Normen Hilfsangebote für betroffenen Frauen nicht überflüssig machen. Häufig wagen die Opfer es nicht, rechtliche Schritte gegen ihre Peiniger einzuleiten und durchzusetzen. Zu groß ist auch immer noch die Bereitschaft, häusliche Gewalt zu bagatellisieren.
Astrid Stadthaus-Panissié fordert: Frauen sind nicht nur Opfer – Frauen wehren sich, schützen sich und andere, zeigen Mut und Zivilcourage. Darum: Hinsehen und Handeln, Gewalt gegen Frauen verhindern.
Bild: Veranstaltung „Gewalt gegen Frauen“ im Bürgerschaftssaal am 01.07.2004; v.lks. Astrid Stadthaus-Panissié, Detlef Hardt und Jutta Scheicht









