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Kultur & Wissenschaft

Historischer Stockanker erinnert in Schlutup an maritime Tradition

Foto: HL · Städtische Azubis, Archäologen und Gemeinnütziger Verein schaffen Platz für Ankerfund.

Im Dezember 2022 ging Fischermeister Roland Jacobsen aus Gothmund in der Ostsee vor Pelzerhaken ein besonderer Fang ins Netz: Ein historischer Stockanker von fast einer Tonne Gewicht. Der stattliche Anker ist jetzt auf Initiative des Gemeinnütziger Verein Lübeck- Schlutup e.V. von 1903 in Kooperation mit dem Bereich Stadtgrün und Verkehr der Hansestadt Lübeck am Schlutuper Hafen platziert worden. Hier steht er symbolisch für die Maritime Tradition des alten Fischerortes, der Anfang Juli 2025 sein 800-jähriges Jubiläum mit einer großen Festwoche begeht.

Während die Mitglieder des Gemeinnützigen Vereins sich um die Konservierung des Ankers bemühten, wurde der Bau des Anker-Standorts in die Hände der Auszubildenden des Bereichs Stadtgrün- und Verkehr gelegt. Von Beginn an waren sie maßgeblich an den Planungen beteiligt, wie zum Beispiel bei der Materialauswahl, der Form und Gestaltung der Anlage. Im Rahmen des Projekts befestigten sie den Platz und setzten eine attraktive Pflasterung um. Damit konnten sie wertvolle Erfahrungen für die spätere Berufspraxis sammeln.

Mit an Bord war auch der Bereich Archäologie und Denkmalpflege, der Hinweise zur fachgerechten Konservierung lieferte und Recherchen zum Anker durchführte: Bei dem in Schlutup präsentierten Anker handelt es sich um ein Exemplar aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, da die eisernen Teile bereits aus Stahl geschmiedet sind, der Ankerstock jedoch noch aus zwei hölzernen Teilen besteht. Erst danach setzte man auch zunehmend die Stöcke aus Stahl um – wie etwa bei der 1911 gebauten Passat.

Rund drei Meter misst der historische Stockanker von der Spitze bis zur Oberseite des Ankerrings. Ebenfalls rund drei Meter beträgt auch die Spannweite von einem Flunkenende zum anderen. Die Breite ist entscheidend für die Griffigkeit des Ankers im Boden. Ein breiterer Anker hat eine größere Auflagefläche und kann somit mehr Zugkraft aufnehmen. Die stattlichen Dimensionen des Ankers lassen darauf schließen, dass er ehemals zur Ausstattung eines großen Segelschiffs von um die 70 Meter Länge bei einer Verdrängung von bis zu 800 Tonnen gehörte.

Stockanker gelten als die klassische Ankerform schlechthin. Seit der Antike bekannt, wurde ihr Design über die Jahrhunderte kaum verändert, nur die Größe wuchs mit den Schiffen. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts zählten sie zu den am weitesten verbreiteten Ankertypen.

Der Anker wurde in eine international geführte Liste von Ankerfunden aufgenommen.