Hochspannung zum gelungenen Eisarsch-Comeback
Die 54 . Auflage der Eisarsch-Regatta des Lübecker Yacht-Club entwickelte sich zu einem Duell auf des Messers Schneide. In einem Hauch von Wind mit vielen Drehern auf der Wakenitz setzte sich schließlich Matthias Düwel auf den letzten Metern gegen Nikolaus Mattig (beide Hamburg) durch. Düwel wiederholte damit seinen Sieg von 2017, Mattig verfehlte wie 2018 nur knapp den Gold-Rang. Als beste Frau im Feld der 55 Teilnehmer zwischen 21 und 83 Jahren platzierte sich Renate Schröder aus Lübeck auf dem siebten Platz.Vom Start weg entwickelte sich ein enges Rennen beim Comeback der Traditions-Regatta von erwachsenen Seglern in den Kinder-Opti-Jollen, nachdem sie wegen der Corona-Pandemie zweimal ausfallen musste. Der leichte, aber kalte Ost-Wind war auf dem Innenstadt-Revier schwer zu lesen, ließ kaum Interpretationen zu, welche Seite bevorteilt war. So kam es an der ersten Bahnmarke zum Treffen von Titelverteidiger Sven Kruse (Hamburg), der sein Glück auf der linken Bahnseite gesucht hatte, und Matthias Düwel, der über die rechte Kursseite kam. Es schien sich ein Duell der beiden Dauerrivalen zu entwickeln, doch auf dem Raumwind-Kurs zog Nikolaus Mattig, dem Namen entsprechend mit Nikolaus-Mütze bekleidet, am Feld vorbei und setzte sich an die Spitze.
Auf der zweiten Kreuz fand indes Düwel wieder den besten Weg durch die Flautenlöcher und erarbeitete sich eine klare Führung. Kaum jemand hätte noch mit einem engen Fight gerechnet, der Hamburger sah schon wie der sichere Sieger aus. Erneut war es aber Mattig, der in einem Jahrzehnte alten Holz-Opti für überraschenden Speed sorgte. Meter um Meter kämpfte er sich heran, musste sich schließlich nur um zwei Bootslängen geschlagen geben.
Sieger Düwel atmete nach dem Ziel kräftig durch: „Ich hätte nicht gedacht, dass es noch mal so eng werden würde. Ich bin zur Böe gesgelt, habe nicht erwartet, dass Niko unter Land so gut fahren würde. Deshalb habe ich ihn nicht abgedeckt. Aber es hat ja noch geklappt.“ Nach dem Sieg bei der Kalten Kanne vor zwei Wochen in Hamburg feierte er nun einen Doppelsieg bei den beiden großen Opti-Spaßregatten: „Ich weiß nicht, ob das schon mal jemandem gelungen ist.“
Trotz der knappen Niederlage strahlte Nikolaus Mattig nach seinem gelungenen Coup mit dem alten Holz-Opti: „Keine Ahnung, wie alt der schon ist. Unsere Familie segelt den bereits in der dritten Generation.“ Die Jolle sah zwar schon etwas fleckig aus, erwies sich aber als sehr schnell: „Ich muss zugeben, ich habe ihn vor der Regatta noch etwas getuned, habe ihn geschliffen und gespachtelt. Das sieht zwar nicht so schön aus, lief aber sehr gut.“
Nur kurz nach den besten Männern kam Renate Schröder von der SV Trave ins Ziel. Damit hatte sie das Duell gegen ihre eigene Tochter Ulrike und die anderen fünf Frauen in der Flotte gewonnen. „Ich bin schon 2019 mitgesegelt, habe jetzt aber keine große Erwartungen gehabt. Daher bin ich sehr zufrieden, denn es sind gute Seglerinnen und Segler am Start“, sagte die Lübeckerin. Ihre Tochter nahm die familien-interne Niederlage gelassen: „So richtig Opti bin ich zuletzt mit 15, also vor 20 Jahren gesegelt. Und meine Mutter kann das gut, trainiert bei uns im Verein die Kinder.“ Zu der Windbedingungen fand sie eine klare Zusammenfassung: „Ziemlich wild, ein bisschen Lotto mit all den Winddrehern.“
Im Mittelpunkt stand aber ohnehin der Spaß bei Glühwein und fetziger Jazz-Musik an Land. Schon im Vorfeld wirkte das Event wie das Klassentreffen der Eisarsch-Legenden. Locker plauderten die Sieganwärter über ihren Trainingsstand, die zahlreichen Helfer freuten sich, dass sie nach zwei Jahren Pause wieder das Event anbieten konnten.
Für einige bildete die 54. Auflage allerdings die Eisarsch-Premiere. Der LYC-Vorsitzende Lutz Kleinfeldt genoss es, das erste Mal dabei sein zu können. „Bisher hatten wir auf diesem Termin immer ein Familienfest, aber das haben wir in diesem Jahr verlegt. Deswegen kann ich endlich mal dabei sein. Es war schon beim Aufriggen spannend, denn der Opti ist eben etwas ganz anderes als eine Yacht. Natürlich hätte es gern mehr Wind sein können. Manchmal hatte man den Eindruck rückwärts zu fahren, aber vor der Falkenwiese war es ganz schön zu segeln.“
Rundum glücklich zeigte sich Hauptorganisator Jan Stemmler: „Großartig, dass wir nach zwei Jahren Corona-Pause endlich wieder loslegen konnten. Ein großes Dankeschön an alle Helfer, die wieder so zahlreich dabei waren. Mit 55 Startern hatten wir einen tollen Re-Start des Eisarsch. Für das nächste Jahr, wenn der Lübecker Yacht-Club seinen 125. Geburtstag feiert, hoffen wir aber darauf, noch mehr Starter aktivieren zu können.“