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Glaubhaft

Indien: Geheimdienst rechtfertigt Druck auf Christen

 

 

Indische Behörde vermutet Störmanöver aus dem Westen

(Open Doors) – Der indische Geheimdienst unterstellt ausländischen Nichtregierungsorganisationen (NGOs), die wirtschaftliche Entwicklung Indiens bremsen zu wollen. Damit rechtfertigt er den Druck, der sich unter anderem gegen fremde Religionsgemeinschaften richten kann. Auch christliche Organisationen sind davon betroffen. Fremde NGOs wollten angeblich indische Entwicklungsprojekte „demontieren“. Der in den Medien innerhalb Indiens verbreitete Bericht würde „die wahren Absichten“ ausländischer NGOs demaskieren. Laut Geheimdienst gehe es nun darum, deren Aktivitäten zu stoppen, damit die indische Ökonomie unvermindert wachsen kann.„Der Bericht behauptet, dass westliche Regierungen bewusst das indische Wachstum lähmen“, spezifiziert Rolf Zeegers, Analyst von Open Doors. Die USA, Großbritannien, Deutschland und die Niederlande werden namentlich genannt. „Ihnen wird unterstellt, sie würden NGOs für eigene Interessen missbrauchen.“ Ethische Angelegenheiten wie Menschenrechte, Umweltschutz und religiöse Freiheit würden vorgeschoben, um versteckte Ziele zu erreichen (das Büro stört sich zum Beispiel an Greenpeace, die Bewegung kritisiert das indische Kohle- und Nuklearprogramm).
Indische Christenheit älter als europäische

„Man könnte denken, dass der Bericht von der neuen, national-hinduistischen Regierung von Narendra Modi veranlasst worden ist“, bilanziert Rolf Zeegers. „Er wurde jedoch vom moderateren, vorherigen Premierminister Manmohan Singh in Auftrag gegeben. Eigentlich sollten nur die ökonomischen Auswirkungen untersucht werden.“ Der Bericht kann stark in die Hände von Hindu-Nationalisten und ihren Repräsentanten spielen. „Mit ihm lassen sich Restriktionen gegen „fremde“ Religionen, wie zum Beispiel dem Christentum, rechtfertigen“, so Zeegers .
Laut Hindu-Nationalisten gehört die Christenheit nicht zu Indien. Von den 1,29 Milliarden Einwohnern sind etwa 59 Millionen Christen. Die christliche Botschaft erreichte Indien vor Europa, der biblische Apostel Thomas soll aus dem Nahen Osten bis nach Indien gebracht haben.
Kontrovers diskutiert

Der Bericht des indischen Geheimdienstes muss als Warnung angesehen werden. Denn bereits die vorangegangene Regierung bremste ausländische Einflüsse in Indien. Die neue Landesführung könnte nun die Freiheit ausländischer NGOs weiter einschränken. „Schutz von Menschenrechten“, „Schutz der Lebensgrundlage der indigenen Bevölkerung“ und „Schutz der religiösen Freiheit“ sind Reizworte für die nun regierende BJP-Partei. Das Schreiben lenkt dadurch auch Aufmerksamkeit auf christliche Organisationen mit Verbindungen in den Westen. Wurden sie bereits bisher verdächtigt, missionarisch tätig zu sein, kann nun der Vorwurf dazukommen, sie würden den indischen Markt für westliche Unternehmen ausspionieren. Rolf Zeegers folgert: „Der Bericht kann BJP-Führern und deren Präsident Modi einen zusätzlichen Grund geben, gegen Christen vorzugehen.“ Auch in der indischen Presse und in den Kommentarspalten stößt der Bericht des indischen Geheimdienstes auf Kritik.

Auf dem Open Doors Weltverfolgungsindex, einer jährlichen Rangliste der 50 Länder, in denen Christen am stärksten verfolgt werden, belegt Indien aktuell Rang 28. Open Doors unterstützt Christen mit Literatur- und Hilfsprojekten.