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Kiels unbekannte Kunst-Seiten – Abseits des Mainstreams in Schleswig-Holstein

Foto: Ausstellung im Atelierhaus im Kieler Anscharpark Foto:Tamer Serbay

Tausendmal vorbei gegangen und doch nie gesehen – Kunstwerke im öffentlichen Raum werden oft nicht wahrgenommen. Doch häufig lohnt ein zweiter Blick: Denkmale und Zeitgenössisches, alte Bunker und Treffs der 1968er-Bewegung sind (Kunst-)Werke des Erinnerns, des Staunens und des Begreifens. In Schleswig-Holsteins Landeshauptstadt Kiel erwecken zahlreiche Initiativen ehemalige Ruinen und unbekanntere Viertel aus ihrem Dornröschen-Schlaf und verhelfen ihnen mit Kreativität und Sinn für Kunst und Design zu neuem Leben.

Maritimes Viertel auf dem Westufer
Der Nord-Ostsee-Kanal ist weltweit die meist befahrene Wasserstraße. Die Schleusen in Kiel-Holtenau und Kiel-Wik prägen das Leben und die Kultur der beiden Stadtteile maßgeblich. Seit 2011 entwickelt sich unter der Bezeichnung „Maritimes Viertel“ ein kultureller Erlebnisraum, der Kultur, Geschichte, maritime Wissenschaft und Technologie zu einer maritimen Kulturmeile miteinander verbindet. 27 Sehenswürdigkeiten entlang der Kulturmeile lassen sich per Fahrrad oder zu Fuß entdecken. www.maritimes-viertel.de

Zum Maritimen Viertel gehört zum Beispiel der Flandernbunker am Hindenburgufer am Eingang zum Tirpitzhafen. Der Verein „Mahnmal Kiel“ e.V. hat sich zum Ziel gesetzt, die Kriegsruine von 1942/43 als authentisches geschichtliches Monument im öffentlichen Raum zu erhalten. Sie wird heute als Bildungs-, Kultur- und Gedenkstätte für Besucher genutzt und dokumentiert Krieg und Niederlage zugleich. www.mahnmalkilian.de

Ebenso zum Maritimen Viertel gehört das Atelierhaus im Kieler Anscharpark in der Heiligendammer Str. 15. Das Haus ist das erste renovierte Gebäude des weitläufigen Garnisonslazaretts in der Wik und bietet seit November 2011 Ateliers für Künstler und Designer. In der Heiligendammer Str. 8 öffnete Kiels jüngster Kunstort seine Türen: Der Kunstverein „Haus 8 e.V.“ startet hier im Frühjahr sein Ausstellungsprogramm. Die historischen Räumlichkeiten werden tageweise auch für Konferenzen, Workshops und Veranstaltungen vermietet (rupp@conplan-gmbh.de). Im Sommer lädt der angrenzende Park auch zum Picknick ein.

Kunst in der Ringstraße 68
In der Ringstraße mitten in Kiel ist seit 2009 die Galerie KUNSTRAUM B zu finden. In der Galerie werden jährlich bis zu zehn Ausstellungen gezeigt. Die Auswahl der Künstler entscheidet sich ausschließlich nach Qualität; Bekanntheitsgrad oder akademischer Titel sind nicht relevant. www.kunstraum-b.de. Im selben Haus befindet sich auch ein berühmter Künstler-Treffpunkt: der Club Galerie 68. Dieser war 1968 von Holger Henze übernommen worden, um den Kunstmarkt unter dem Motto „Kunst für alle“ zu revolutionieren. Stammgast ab 1978 wurde hier Rötger Feldmann – besser bekannt unter dem Namen „Brösel“. Der Erfinder der „Werner“-Comics hat im Club 68 gemeinsam mit Holger „Holgi“ Henze seine Karriere begonnen. www.club68.de

Kultur auf dem Ostufer
Bunker-D – hinter dieser Bezeichnung steht ein Projekt der Fachhochschule Kiel, die mit finanzieller Unterstützung der Hochschule und mit großem Engagement der Studierenden im ehemaligen Bunker in Kiel-Dietrichsdorf ein Kultur- und Kommunikationszentrum eingerichtet hat. Entstanden sind ein kleines Café, ein Kino, ein Bühnenraum und eine Ausstellungsfläche. Der Eintritt ist frei. www.fh-kiel.de

Auch in Kiel-Gaarden ist die Kunst auf dem Vormarsch. 1996 gründeten größtenteils in Kiel lebende Künstler den Verein „Künstler 34 e.V. – K34“. Der Verein betreibt eine Galerie in der Medusastraße mit einem regelmäßigen Ausstellungsbetrieb, Veranstaltungen und Workshops. www.k34.gaarden.net

Der traditionelle Arbeiterstadtteil Gaarden wurde besonders in den 1980er und 1990er Jahren mit Kunst verschönert. Treibende Kraft war die Kieler Wohnungsbaugesellschaft. Über die entstandenen Kunstwerke sowie weitere Werke und Denkmale im öffentlichen Raum in Kiel schreibt Jens Rönnau in seinem Buch „Open Air Galerie Kiel“. 375 Kunstwerke und Denkmale aus Kiel und Umgebung hat der Kunsthistoriker und Journalist recherchiert und in dem Buch detailliert beschrieben.