Konzept zur Neulandhalle an Kulturministerin Spoorendonk übergeben
KIEL. Der Kirchenkreis Dithmarschen hat heute (9. August) eine Machbarkeitsstudie zur künftigen Nutzung der Neulandhalle in Dieksanderkoog (Kreis Dithmarschen) an Kulturministerin Spoorendonk übergeben. In dem vom Institut für Zeit- und Regionalgeschichte der Universität Flensburg (IZRG) erarbeiteten Konzept geht es um die zukünftige Verwendung des nationalsozialistisch belasteten Gebäudes als historischer Lernort. Die Ministerin dankte den Autoren der Studie und auch dem Kirchenkreis für den verantwortungsbewussten Umgang mit der Immobilie. „“Die Neulandhalle ist ein schwieriges Erbe der NS-Zeit und ich weiß sehr zu würdigen, dass der Kirchenkreis Dithmarschen so entschieden einer Verwendung als Pilgerstätte der rechten Szene entgegenwirkt““, sagte Anke Spoorendonk. „“Wir werden uns die Studie nun genau anschauen und prüfen, wie diese Idee in das Gesamtkonzept zur Gedenkstättenarbeit in Schleswig-Holstein passt, das wir gerade erarbeiten. Anknüpfend an die Arbeit der Vorgängerregierung werden wir noch in diesem Herbst den zweiten ‚Runden Tisch Neulandhalle‘ durchführen““, kündigte Spoorendonk an.
„“Wir freuen uns, dass wir gemeinsam mit dem Land Schleswig-Holstein auf dem Weg zu einer verantwortlichen und gesellschaftlich tragfähigen Verwendung dieser problematischen Immobilie sind““, erwiderte Propst Dr. Andreas Crystall vom Kirchenkreis Dithmarschen. „“Wir sind froh, dass sich die politischen Entscheidungsträger rasch und konsequent ihrer Verantwortung gestellt und die Entwicklungschancen dieses bis heute hochgradig symbolträchtigen Gebäudes in den Blick genommen haben““, so Propst Dr. Crystall weiter. Er bedankte sich für die frühzeitige Unterstützung durch das Kulturministerium, durch den Bischofsbevollmächtigten und durch das IZRG-Team von Professor Dr. Uwe Danker, dem Autor der Studie.
Das Konzept eines historischen Lernortes sieht vor, die Geschichte der in der NS-Zeit ideologisch aufgeladenen Landgewinnung am Beispiel von Adolf-Hitler-Koog und Neulandhalle zum Ausgangspunkt zu machen für eine reflektierte Auseinandersetzung mit NS-Selbstinszenierung, NS-Lebensraumpolitik und NS-Volksgemeinschaft.
Hintergrund
Die 1935 auf dem damaligen „Adolf-Hitler-Koog“ als Gemeinschafts-, Kult- und Versammlungshaus erbaute Neulandhalle war propagandistischer Bestandteil der Volksgemeinschafts- und Landgewinnungsideologie des Nationalsozialismus und erlangte reichsweite Bedeutung. Seit den 1970er-Jahren ist das Gebäude im Besitz des Kirchenkreises, der aus wirtschaftlichen Gründen die Nach-Nutzung als kirchliche Freizeitstätte einstellen musste, bislang allerdings die Unterhaltslast für das Gebäude trägt. Nach der Beendigung des Herbergsbetrieb hatte der Kirchenkreis eine Veräußerung in private Hände ausgeschlossen.
Im Juni 2011 hatte sich der Landtag mit dem Thema beschäftigt. Fraktionsübergreifend war damals Konsens, dass die Neulandhalle künftig ein Ort der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus sein solle. Ein daraufhin von Kulturminister Dr. Ekkehard Klug eingerichteter „Runder Tisch Neulandhalle“ gemeinsam mit den Landtagsfraktionen veranlasste den Kirchenkreis Dithmarschen, die Machbarkeitsstudie in Auftrag zu geben. „“Architektur, Kunst und propagandistische Verwertung sind ein Beispiel für nationalsozialistische Selbstinszenierung““, heißt es im Fazit der Studie, die der Propst gemeinsam mit Professor Dr. Danker der Ministerin überreichte. Die Realisation des Historischen Lernortes Neulandhalle sei eine gesellschaftliche und geschichtspolitische Aufgabe, heißt es weiter. Die Studie stellt auch das bundesweite Alleinstellungsmerkmal eines möglichen Lernorts Neulandhalle aufgrund seiner Authentizität heraus und räumt einer Bezuschussung des Konzepts durch Bundesmittel hohe Chancen ein.
Die Machbarkeitsstudie kann über den Kirchenkreis Dithmarschen bezogen werden unter der Tel.: 04832 972-222 oder per Email unter rentamt-dithmarschen@nordelbien.de.