Krebserregende Stoffe: Rückgang, aber weiterhin Informationsdefizite
Krebserregende Stoffe in der Umwelt und am Arbeitsplatz sind eine oft unterschätzte Gefahr. Dennoch zeigt sich eine positive Entwicklung: In Deutschland nimmt die Belastung durch gefährliche Substanzen ab. Die Schleswig-Holsteinische Krebsgesellschaft e.V. (SHKG) macht zum diesjährigen Welttag für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz am 28. April darauf aufmerksam, dass weiterhin Aufklärung und Prävention notwendig sind, um Gesundheitsrisiken zu erkennen und zu minimieren.
Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz ist in Deutschland gesetzlich geregelt. „Viele Menschen wissen nicht, ob und in welcher Form sie in der Umwelt oder am Arbeitsplatz krebserregenden Stoffen oder anderen gefährlichen Substanzen ausgeliefert sind“, sagt Doris Büttner, Geschäftsführerin der SHKG. Nicht immer liegt der Fall so klar wie bei Menschen, die unter freiem Himmel arbeiten und dabei starker UV-Strahlung ausgesetzt sind. Daher setzt die SHKG auf mehr Aufklärung.
Irrglauben und unterschätzte Gefahren
„Subjektives Empfinden und objektives Vorhandensein von Gefahren gehen nicht immer einher“, sagt Prof. Hans Drexler, Experte für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin. In der Bevölkerung hielten sich hartnäckig verschiedene Irrglauben, andererseits fehlten Informationen über wirklich gefährliche Stoffe aus der Umwelt.
Die Angst, dass Handy-Strahlung Krebs verursachen kann, ist weit verbreitet. Doch das, so Drexler, sei „völlig unbegründet“. Nicht in einer einzigen Studie, ließen sich dazu Belege finden. Es gebe auch unterschätzte Gefahren, etwa jene, die vom Edelgas Radon ausgeht, das in der Natur als Zerfallsprodukt von Uran vorkommt. So sei in einigen Gegenden Deutschlands eine Häufung von Lungenkrebs dokumentiert, für die Radon als Auslöser verantwortlich gemacht wird, darunter in Teilen des Bayerischen Waldes, im Saarland sowie im Erzgebirge. „Radon ist nach dem aktiven Zigarettenrauchen die wichtigste Quelle für die Entstehung von Lungenkrebs.“
Krebs als anerkannte Berufskrankheit
Defizite sieht Drexler auch bei der Anerkennung von Berufskrankheiten: Noch immer würden von behandelnden Ärzt*innen zu wenig Krebserkrankungen als Verdacht an die Berufsgenossenschaften gemeldet, etwa wenn Arbeitnehmer*innen am Arbeitsplatz regelmäßig mit Schwermetallen oder anderen krebserregenden Stoffen in Kontakt gekommen seien. Drexler ermutigt daher alle Betroffenen, bei einem Verdacht unbedingt aktiv zu werden.
Gesicherte Auskunftsstellen
Arbeitnehmer*innen, die sich über mögliche krebserregende Stoffe an ihrem Arbeitsplatz oder in der Umwelt informieren möchten, finden Unterstützung bei verschiedenen seriösen Stellen. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) sowie die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) bieten umfangreiche, frei zugängliche Informationen zu Gefahrstoffen, Grenzwerten und Schutzmaßnahmen. Auch die Zentrale Expositionsdatenbank (ZED) kann Aufschluss darüber geben, ob und in welchem Umfang bestimmte Berufsgruppen bestimmten Substanzen ausgesetzt sind. Darüber hinaus informiert die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) über anerkannte Berufskrankheiten und Präventionsmaßnahmen. Für eine persönliche Beratung stehen zudem die regionalen Krebsberatungsstellen sowie die
Bildunterschrift:
Prof. Hans Drexler informiert zu Gefahren und Irrglauben über krebserregende Stoffe am Arbeitsplatz.
Foto: © DGAUMScheere
Welchen krebserregenden Stoffen man am Arbeitsplatz ausgesetzt ist, muss der Arbeitgeber dokumentieren.
Foto: freepik