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Lübeck Lupe

Lübecker Büro gewinnt Wettbewerb Gestaltung „Schrangen bis Klingenberg“

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Mit einem überraschenden Sieg eines Lübecker Architekturbüros endete der städtebauliche Wettbewerb unter dem Titel „Mitten in Lübeck“. Wie Bausenator Franz-Peter Boden heute bekannt gab, wird der Lübecker Arbeitsgemeinschaft „TGP Trüper Gondensen Partner Landschaftsarchitekten“ der mit 40 000 Euro dotierte erste Preis zugesprochen. Die Entwürfe sind in der Handwerkskammer ausgestellt.

Foto: Senator Franz-Peter Boden Der Sieger hat jetzt die größte Chance, den Auftrag für die Umgestaltung der Achse „Schrangen bis Klingenberg“ im Herzen des Lübecker Altstadt zugesprochen zu bekommen, sofern die Bürgerschaft der Hansestadt dem Vorhaben zustimmt.

Das Lübecker Büro, das bereits im Frühsommer die vielbeachtete Umgestaltung des Obertrave-Areals abgeschlossen hatte, setzte sich in einem anonymen Wettbewerbsverfahren mit einer hochrangig besetzten Jury gegen 21 andere Mitbewerber durch und erhielt mit Abstand die größte Zustimmung der Planer und Bürger.

Dies verdeutlichte die Jury damit, dass sie keinen zweiten Preis, sondern lediglich zwei dritte Ränge (je 15 000 Euro) vergab. Diese gingen an die Arbeitsgemeinschaft „RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten, Bonn“ und die Arbeitsgemeinschaft „Christoph Schonhoff und Partner, Hannover“. Zusätzlich entschied die Jury einen sogenannten „Ankauf“ (10 000 Euro) des Entwurfes der Arbeitsgemeinschaft „STraum a. Gesellschaft von Landschaftsarchitekten mbH“, Berlin, der damit bei der späteren Realisierung einen Teil seiner ausgezeichneten Ideen im Hinblick auf Begrünung und Stadtmöblierung zusteuern soll.

Hochzufrieden mit dem Ergebnis des aufwändigen Verfahrens zeigte sich Lübecks Bausenator Franz-Peter Boden. „Das wird in jedem Fall eine bessere Qualität für die Innenstadt garantieren“, sagte er. Man sei nach der zeitaufwändigen Sichtung, Bewertung und Diskussion von 22 Entwürfen, die den gesamten Vortag bis in die Abendstunden in Anspruch genommen habe, „ganz entspannt“ und sicher, dass „Lübecks gute Stube“ wieder das werde, was man sich von einem zentralen Punkt im Weltkulturerbe der UNESCO erwarte dürfe.

„Wir sind außerordentlich erfreut über das Ergebnis, nicht nur, weil ein Lübecker Büro gewonnen hat, sondern weil wir auch eine sehr gute, disziplinierte Jury unter dem Vorsitz von Professor Wachten erleben durften“, sagte Dr. Helmuth Pfeifer, Vorsitzender der Lübecker Possehl-Stiftung. Die Stiftung will für das wichtige Innenstadtvorhaben mehrere Millionen Euro aufbringen und hat bereits die Hälfte der Kosten für das aufwändige Planungsverfahren beigesteuert.

Es war ein „schwieriger Wettbewerb“ in einem „komplexen Verfahren“, das hohe Anforderungen an alle teilnehmenden Büros gestellt habe, sagte Professor Andreas Theilig, der als Fachpreisrichter an der Entscheidung mitwirkte und auch Mitglied des Lübecker Gestaltungsbeirates ist. Er verwies auf die große Breite der Diskussion und die große Bürgerbeteiligung und ist sich sicher, dass dieses Ergebnis „belastbar“ sei, auch wenn für die Realisierung des Siegesentwurfes noch Korrekturen nötig seien.

Diese Auffassung vertrat auch der Londoner Architekt Fred London, der an dem gesamten Verfahren teilgenommen hat und wesentliche Impulse in das Verfahren einbrachte. Der Sieg des Lübecker Büros sei nicht verwunderlich, meinte er, weil deren Mitarbeiter als Teilnehmer an der „Perspektivenwerkstatt“ in Lübecks St. Petri Ende März offenkundig „den Geist des Ganzen“ am besten begriffen hätten.
In dem Verfahren waren als Ideengeber und Entscheider erstmals auch Bürger vertreten. An der Perspektivenwerkstatt „Mitten in Lübeck“, die allen Bürgern offenstand, hatten sich an zwei Tagen über 500 Personen beteiligt, die jetzt in der Jury durch Dr. Hildegund Stamm und Markus Roppiler als Sachpreisrichter vertreten waren.

Unter dem Vorsitz des Dortmunder Architekten und Stadtplaners Professor Kunibert Wachten fand die Jury, dass beim 1. Preis der Entwurf die „Erwartungen des Auslobers hinsichtlich der Gesamtgestaltung und der Ausbildung der einzelnen Teilräume“ am besten erfüllt habe. In der Begründung heißt es weiter:

„Abgeleitet aus den stadträumlichen Zusammenhängen der Lübecker Altstadt wird der gesamte Straßenraum mit einem einfachen Gestaltungsduktus als Einheit aufgefasst. Dabei orientieren sich die Entwurfsverfasser explizit an der Vorlage der Europäischen Stadt mit der klassischen Dreiteilung des Straßenprofils. Die Besonderheit des Entwurfs liegt darin, dass die Dreiteiligkeit lediglich durch Formatdifferenzierung in einem Material zum Ausdruck gebracht wird. Aus Sicht der Jury werden das kleinteilige Format in der von Fahrbewegungen belasteten Mitte der Fahrbahn und das gehfreundliche Großformat für die Randzone positiv beurteilt. Damit schafft es der Entwurf, sowohl altstadtgemäße wie auch zeitgemäße Anforderungen an die Gestaltung zu verbinden.

Bäume werden stadträumlich gezielt eingesetzt, um die historischen Baufluchten durch geschnittene Linden abzubilden. Insgesamt nimmt der Entwurf die wesentlichen Ziele aus der Perspektivenwerkstatt durch Grünelemente, Wasserspiele und Gestaltungselemente auf. Auch für die Gestaltung der einzelnen Teilbereiche liefern die Verfasser die richtigen Anregungen.

Schrangen: Der schmale, langgestreckte Baukörper belebt mit seiner Höhe und Ausdehnung den Raum und unterteilt den breiten Stadtschrangen in zwei enge Gassen, ohne die wichtige Blickbeziehung auf St. Marien zu versperren. Zur Breiten Straße hin begrenzt der Baukörper einen wohlproportionierten Platzraum, der für vielfältige städtische Nutzungen zur Verfügung stehen kann. Das Dach des neuen Baukörpers ist als Aussichtsplattform konzipiert und lässt interessante Blickbeziehungen auf die Marienkirche zu. Für den von den Entwurfsverfasser angestrebten monolitischen Baukörper ist es aus Sicht der Jury sehr wichtig, dass die seitlichen Fassaden sich stärker zu den öffentlichen Gassen öffnen, ohne die Prägnanz des Baukörpers aufzugeben. Die öffentliche Zugänglichkeit durch die seitlichen Treppen wird positiv beurteilt.

Breite Straße/Sandstraße: Das Wasserspiel an der Südseite der Breiten Straße ist geschickt platziert, dadurch die Fußgänger in diesem Abschnitt auf die Randbereiche mit entsprechenden Übergängen gelenkt werden. Darüber hinaus bildet es ein attraktives Entree, ohne die wichtigen Sichtbeziehungen zu versperren.

Kohlmarkt: Die grundsätzliche Haltung, optional die historischen Baufluchten aufzunehmen, wird von der Jury geteilt. Das Konzept lässt allerdings offen, ob es sich um eine strategische Aussage handelt, um für den wichtigen Stadtraum zu einer substantiellen Lösung zu kommen ohne Provisorien oder ob der Entwurf an dieser Stelle noch nicht ausformuliert ist. Denn es gibt keine Hinweise auf die Flächengestaltung und auch die Bushaltestellen werden nur schematisch dargestellt.

Klingenberg: Die Klarheit der Entwurfslösung wird begrüßt. Kritisch werden allerdings die zwei stadträumlich unangemessenen Pavillons/WC-Anlagen, die Lage der Wasserwände, die undifferenzierte Busführung, sowie die Materialwahl für den Mittelbereich bewertet.

Insgesamt erfüllt der Entwurf die Erwartungen des Auslobers hinsichtlich der Gesamtgestaltung und der Ausbildung der einzelnen Teilräume.

Das Preisgericht hatte folgende Besetzung:
Fachpreisrichter: Franz-Peter Boden, Bausenator, Hansestadt Lübeck; Fred London, John Thompson & Partners, Architekt, London; Martin van den Hövel, Landschaftsarchitekt, Hamburg; Prof. Carsten Lorenzen, Mitglied des Gestaltungsbeirates, Architekt, Kopenhagen; Prof. Andreas Theilig, Mitglied des Gestaltungsbeirates, Architekt, Stuttgart; Prof. Kunibert Wachten, Architekt und Stadtplaner, Dortmund.
Stellvertreter (ständig anwesend): Ando Yoo, Landschaftsarchitekt, Hamburg; Herbert Schnabel, Bereichsleitung Stadtplanung, Hansestadt Lübeck.
Sachpreisrichter: Jacobus Faure, Lübeck Management, C&A Christopher Lötsch, CDU; Dr. Helmuth Pfeifer, Possehl-Stiftung; Sven Schindler, SPD; Dr. Hildegund Stamm, Teilnehmerin Perspektivenwerkstatt.
Stellvertreter (ständig anwesend): Bernd Möller, Grüne; Markus Roppiler, Teilnehmer Perspektivenwerkstatt.
Weitere Teilnehmer: Als Sachverständige: Hardy Büttner, IG Mühlenstraße; Nicola Petereit, Architektin, Architekturforum Lübeck; Dieter Schacht, BIRL; Dr. Horst Siewert, Leiter a.D. Bereich Denkmalpflege; Uwe Jens Hansen, Architekt; Giulio Marano, ICOMOS; Sabine Kling, Innenministerium; Dr. Klotz, Bereichsleitung Verkehr; Helmut Schünemann, Bereich Stadtplanung, Verkehrsplanung; Achim Körber, Bereich Stadtplanung, Stadtbildpflege. Als: Vorprüfer/innen für die Hansestadt Lübeck Bereich Stadtplanung: Annette Bartels-Fließ; Antonius Jeiler und Christine Koretzky.

Die Entwürfe und Pläne aller 22 teilnehmenden Büros können ab sofort bis zum 16. Dezember in der Handwerkskammer, Breite Straße 10-12, während der normalen Öffnungszeiten besichtigt werden: werktags von 14 bis 19 Uhr, am Wochenende von 11 bis 17 Uhr. Der Zugang erfolgt über die Fischergrube. Der Eintritt ist frei.