Margarete Enders, eine der ältesten Bürgerinnen von Lübeck ist gestorben
Text und Fotos: TBF/Holger Kasnitz · Margarete Enders, eine der ältesten Bürgerinnen von Lübeck ist im Alter von 104 Jahren am Donnerstag, dem 15. April 2021 gestorben. Sie ist in ihrem eigenen Bett ruhig und friedlich eingeschlafen. Die in Lübeck geborene Magarete Enders, geb. Kindt, feierte am 24. September 2020 ihren 104. Geburtstag wegen Corona nur im kleinen Kreis mit Freunden aus dem Heim und einigen wenigen Verwandten.Aber am 24. September 2016 gab es einen grossen 100sten Geburtstag in der Senator Senioren Residenz Waldersee. Man bereitete der junggebliebenen Seniorin eine wunderschöne Feierstunde. Glückwünsche kamen von der Verwandtschaft, der Stadtverwaltung, vom damaligen Ministerpräsident Torsten Albig und sogar vom damaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck.
Der Präsident schrieb: „Sehr geehrte Frau Enders, zu Ihrem einhundertsten Geburtstag, den Sie am 24. September 2016 begehen, sende ich Ihnen herzliche Glückwünsche. Nur wenigen Menschen ist es vergönnt, auf ein volles Jahrhundert Rückschau halten zu können. Was haben Sie in Ihrem Leben nicht schon alles erfahren und erlebt! Da ist es richtig, den Blick auf Gelungenes im eigenen Leben zu lenken, auf das, was Grund zum Danken gibt. Ich hoffe, Sie können das in Gesellschaft derer tun, die Ihnen nah und wichtig sind.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie Ihren Ehrentag festlich und in Gesundheit begehen können und bleibe
mit freundlichen Grüßen
Ihr Joachim Gauck
Und es wurde richtig gross gefeiert. Vormittags in der Senioren Residenz, nachmittags im Saal der Lübecker Rudergesellschaft von 1885 e.V. mit vielen Verwandten, die von Überall angereist kamen.
Gretel wie Margarete, liebevoll von Ihren jüngeren Verwandten und Freunden genannt wurde, erzählte:
Meine Eltern waren auf der Durchreise und wurden in Lübeck ansässig. Und hier wurde geboren. Wir wohnten Grüner Weg/1. Ochsenkoppel. Mein Vater war Ingenieur und arbeitete als Betriebsleiter in der Molkerei. Meine Mutter kaufte ein Haus in der Glockengießerstraße und betrieb dort 30 Jahre einen kleinen Kaufmannsladen. Nach meiner Schul- und Lehrzeit, arbeitete ich bei Annie Friede. Anschliessend bei den Stadtwerken und später bei Storebest als Technische Zeichnerin. Mein jüngerer Bruder war Schiffsingenieur und arbeitete später in Südamerika. Als meine Eltern und auch mein Bruder verstorben waren, übernahm ich das Elternhaus.
Bis zu meinem 95. Geburtstag habe ich das Haus selbst verwaltet. Dann bin ich in die Senioren Residenz gezogen und habe hier eine schöne Zweizimmerwohnung mit schönem Sonnenbalkon.
Ich habe viele junge Freunde, die mich gern besuchen aus Ausflüge mache. Und mit Lisa Dräger war ich sehr gut befreundet. Wir spielten häufig miteinander Doppelkopf. Als 17 jährige habe ich aus den Büchern von Masha Kalèko, “Kleines Lesebuch für große Leute“ und „Das lyrische Stenogrammheft“ alle Gedichte auswendig gelernt und kann sie noch heute vortragen. Auf jeder Feier wollte man mich damit hören!
Fit war die 100-jährige noch wie ein Turnschuh. Wie eine junge Kunstturnerin konnte sie noch in hohem Alter Ihre Beine heben.
Heikedine Körting „Die Drei ???“ erzählte mir: Gretel war eine sehr gute Freundin meiner Mutter. Als meine Eltern verstarben, wurde Gretel eine Art Ersatzmutter. So kam auch sehr gern fast zu jedem Konzert und zu Familienfeiern auf dem Kultur Gut Hasselburg. Als Gretel in der Zeitung gelesen hatte, dass die älteste Lübeckerin mit 103 Jahren geimpft ist, rief sie mich etwas empört an, sie sei doch viel älter, sie sei wohl die älteste Lübeckerin. Gretel wurde wenige Tage danach auch geimpft.
Von der Senioren-Residenz kümmerten sich die Schwestern liebevoll um die fröhliche, gesellige Frau. Sie genoss ihr sonniges Zuhause bis zuletzt.
Auf einem Foto im Lübecker Yachtclub: Heikedine Körting und der Freund von Margarete Enders, Richard Kochmann.