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Glaubhaft

MAROKKO: Christ schnell und hart bestraft

 
Haft und Verurteilung innerhalb nur einer Woche – Sorge der Christen nimmt zu(Open Doors) – Kürzlich wurde ein marokkanischer Christ bei einer Hausdurchsuchung verhaftet und ungewöhnlich hart bestraft. Der Staatsanwalt verurteilte den 34-jährigen Mohammed El Baldi aus der Stadt Ain Aicha zu einer zweieinhalbjährigen Haftstrafe und zur Zahlung von 5000 Dirhams (etwa 450 Euro). Lokale Behörden ordneten eine Hausdurchsuchung bei El Baldi an, nachdem sie ihm Evangelisation und „Verführung“ anderer zum christlichen Glauben vorgeworfen hatten. Bei der Hausdurchsuchung wurde er festgenommen, und die Behörden beschlagnahmten christliche CDs und Literatur, darunter auch seine persönliche Bibel.

Mohammed soll nach Angaben marokkanischer Nachrichtendienste vor etwa sieben Jahren vom Islam zum christlichen Glauben konvertiert sein. Nur fünf Tage nach seiner Verhaftung wurde ihm der Prozess gemacht. Laut Artikel 220 des marokkanischen Strafrechts ist die Verbreitung des christlichen Glaubens verboten. Wer sich diesem Gesetz wiedersetzt, muss für dieses Vergehen mit einer Strafe von drei bis sechs Monaten Haft und einer Geldbuße von 200 bis 500 Dirhams rechnen.

Ungewöhnlich hohes Strafmaß
Mohammeds Strafmaß geht weit darüber hinaus. Die Gefängnisstrafe ist fünfmal so lang wie die Höchststrafe, die Geldbuße sogar zehnmal so hoch wie das marokkanische Recht es vorsieht. Hinzu kommt die ungewöhnlich schnelle Verurteilung des Christen. Mohammed gab zu, dass er Kontakt zu ausländischen Christen hatte, die ihn mit Literatur versorgten. Seine Mutter soll während des Prozesses hysterisch geworden sein und Allah um Rache an jenen gebeten haben, die den Intellekt ihres Sohnes beschmutzt hätten. Mohammed El Baldi verbüßt seine Strafe nun im Gefängnis von Ain Aicha.

Situation für Christen spitzt sich zu
Ein Analyst von Open Doors sagt angesichts der schnellen Verurteilung von Mohammed El Baldi: „Für die Christen in Marokko bedeutet diese Nachricht nichts Gutes. Sie werden sich besorgt fragen, was wohl als Nächstes passieren wird.“ Angesichts der Eile, mit dem man Mohammed El Baldi den Prozess gemacht hat, bezweifelt der Experte, ob der Angeklagte überhaupt einen Rechtsbeistand hatte. Bereits 2010 wurden etliche ausländische Christen als Gefahr für das Land erklärt und ausgewiesen.

Marokko belegt aktuell Rang 39 auf dem Weltverfolgungsindex von Open Doors, einer jährlichen Liste der Länder, in denen Christen am stärksten verfolgt werden. Open Doors unterstützt christliche Radio- und Fernsehprogramme und Schulungen, verteilt christliche Literatur und leistet praktische Hilfe.