Maut blockiert Tankstellenpächter und beschert Umsatzeinbußen
Von Wolfgang Freywald – Fotos: TBF/Holger Kröger
Rainer Arndt (47) ist seit vielen Jahren Tankstellenpächter. Er hat drei Tankstellen, aber seit der Einführung der Maut bekommt er riesige Probleme mit einer: Ihm gehört die bisher sehr gut besuchte Shell-Tankstelle Borstelweg an der B75 in Lübeck. Sie befindet sich kurz vor der A1 zur Abzweigung an der Herrenbrücke, viele Stammkunden tankten bis zur Mauteinführung bei ihm, bisher sogar mehrmals in der Woche…Doch nun stehen im Monat bis zu 4.000 LKWs vor und auf seiner Tankstelle, ragen weit in die B75-Fahrspuren hinein, teils sogar doppelspurig und blockieren seine Zufahrt.
Arndt: „Wenn sie alle tanken und einkaufen würden, wäre das ein bomben Geschäft. Doch die Brummifahrer wollen nur die Mautgebühren bei mir bezahlen, tanken meist woanders. Trotzdem blockieren sie meine Tankstelle, stehen voll in der Zufahrt. PKWs und LKWs, die nicht über die Autobahn wollen, kommen oft gar nicht mehr an die Tanksäulen ran, weil selbst Mitten in der Einfahrt LKWs stehen und dahinter lange Schlangen. Das ist einfach ruinös.“
Sonntags, montags, mittwochs, freitags und am Sonnabend ist an der Tankstelle und am Mautautomaten der „Teufel los“. Die Trucker kommen alle von den Fähren, die am Skandinavienkai angelegt haben und wollen kürzere oder längere Strecken durch
die Republik fahren. Doch das kostet Mautgebühr und die Shelltankstelle ist die erste und letzte vor der Autobahn. Hier muß man also Tickets lösen.
Arndt: „Die Kunden blockieren die Diesel- und Benzinspuren, halten kreuz und quer. Inzwischen ging der Umsatz bei mir um bis zu 25 Prozent zurück. Manch ein Brummifahrer, der z.B. aus der Ukraine kommt, kann keine Fremdsprachen. Er steht völlig hilflos vor den Automaten und weiß nicht, wie er sie bedienen soll. So kommen schnell 20 Minuten für einen LKW zustande und wenn wir nicht helfen würden, wäre die Spur eine Stunde und mehr blockiert.“
Der Automat ist in deutsch, englisch, fran-zösisch und polnisch zu bedienen. Nur was nützt es, wen die Sprachkentnisse fehlen. Und die Eingabe ist nicht ganz leicht:
Bis München fallen knapp 100 Euro an, bis Lübeck Mitte kostet es 1 Euro. 1 Ticket behält die Tankstelle, eins bleibt beim Brummifahrer. Wenn nicht innerhalb einer halben Stunde alles abgewickelt wurde, beginnt die Prozedur von neuem.
Arndt: „Wenn wir den einen oder anderen Trucker dann freundlich auffordern, er soll zumachen, die Spur nicht solange blockieren, wurden wir auch schon mit Ar……. Be
schimpft. Von 20 LKWs tankt nur einer bei mir. Stammkunden sehen die Schlange und fahren weiter, endlos lange warten wollen sie nicht. Das kann ich verstehen. Ich bin nicht mehr bereit, zuzusetzten und überlege gerade, ob ich Toll Collect kündige.“
Verwunderlich ist es, daß es auf der B75 noch zu keinem schweren Unfall gekommen ist. Man darf dort nicht halten oder Parken, trotzdem bilden sich lange LKW-Schlangen.
Arndt: Ein unhaltbarer Zustand, jeden zweiten Tag holen wir die Polizei, aber die ist machtlos.“
