Nachbericht Lesung im Lübecker „Alten Zolln“
Es war eine anspruchsvolle und abwechslungsreiche Matinee zum 34.“Internationalen Hansetag 2014″ im gut gefüllten Lübecker „Alten Zolln“. Am 25.Mai 2014 wurden beim 288.“Literarischen Frühschoppen“ des „Lübecker Autorenkreises und seine Freunde e.V. nach einführenden Worten des 1.Vorsitzenden Klaus Rainer Goll unter dem Motto „TREFFPUNKT Lübeck: „Lübecker AutorInnen und ihre Stadt“ Lyrik und Prosa geboten.
Regine Mönkemeier, Lübeck, präsentierte zunächst akrobatische, artifizielle und intellektuelle Lyrik, in der sie eindrucksvoll, mit extremer Abbreviatur und reizvollen Zeichen die vielen Facetten und Nuancen der hanseatischen Atmosphäre gestaltete. Ausgefeilt und erlesen brachte sie den Stolz und die Visionen der Lübecker Bürger zum Ausdruck, gebrochen durch den Blick der Spötter. Es folgte detaillierte und präzise Prosa, in der die Autorin mit guter Beobachtung und intensiven Beschreibungen die Baugeschichte des schmalen Backsteingiebelhauses Braunstr.12 schilderte.
Romy Salvagno, Pohnsdorf, offerierte dann bilderreiche maritime Lyrik mit surrealistischen, expressionistischen, enigmatischen und kryptischen Wendungen und kühner Metaphorik. Die von Traum und Trance geprägten Poeme enthalten reizvolle Montagen und Collagen und interessante Neologismen. Die sensible Autorin gestaltet dabei auch subtil und existenzialistisch orientiert die Lebensangst. Sie formt ihre pittoresken Impressionen zu einem virtuosen und brillanten Mosaik. Die zarten Gebilde sind oft auch phantasmagorisch grundiert.
Klaus Rainer Goll, Groß Sarau, bekannte in seiner Prosa auch mit Blick auf Thomas Mann seine Begeisterung für Lübeck und entdeckte auch Dämonie und Mystizismus der Hansestadt. In seinem Essay „Meer ist überall“ gestaltete er ausdrucksvoll und bilderreich den Mikro- und den Makrokosmos der elementaren Gewalten des Meeres. Mit pittoresken Impressionen und zum Teil auch buddhistisch und kafkaesk anmutend beschreitet er philosophisch inspiriert den Weg von der Natur- zur Gedankenlyrik. Goll reflektiert tief- und hintergründig das Phänomen der Zeit und beweist sein großes Einfühlungsvermögen in die Musik Erich Wolfgang Korngolds.
Jürgen Schwalm, Lübeck, bot in seiner spritzigen, originellen und phantasievollen Prosa interessante Montagen und Collagen. Er vertiefte sich intensiv und fokussiert in das Wesen der Lübecker Dichter Emanuel Geibel und Gustav Falke, wobei er auch einfühlsam, nuanciert und akzentuiert ein Gedicht Falkes rezitierte und den frischen und leuchtenden Ton lobte. In einem ulkigen und humorvollen Capriccio machte sich Schwalm zum Teil auch derb und drastisch über Napoleon lustig.
Die beiden Künstlerinnen und Künstler wurden schließlich von den zahlreichen Zuhörerinnen und Zuhörern mit sehr viel Beifall bedacht.