Neuerwerb: Friedrich Overbeck: Toter Fuchs, 1818
Neuerwerb: Friedrich Overbeck: Toter Fuchs, 1818 – Friedrich Overbeck, einer der wichtigsten deutschen Künstler des 19. Jahrhunderts, ist vor allem als Maler christlicher Motive bekannt. Nun konnte das Museum Behnhaus Drägerhaus in Lübeck eine Zeichnung mit einem für den nazarenischen Maler ungewöhnlichen Motiv erwerben:
Toter Fuchs, 1818, Bleistift, 21 x 21,5 cm. Der Neuerwerb ist ab Mittwoch, 21. Dezember, im Museum zu sehen.
Friedrich Overbeck, 1789 in Lübeck als Sohn des Senators und späteren Bürgermeisters Christian Adolf Overbeck geboren, verließ seine Heimatstadt 1806, um in Wien Kunst zu studieren. 1810 ging er mit einer Reihe junger Künstler nach Rom, wo er bis zu seinem Lebensende 1869 blieb. Overbeck konvertierte zum katholischen Glauben und wurde, wie er selber festhielt, christlicher Maler.
Sein im Behnhaus verwahrtes „Selbstbildnis mit der Bibel“ von 1808/09 veranschaulicht dieses Bekenntnis eindrucksvoll. Umso erstaunlicher war es nun, mit welchem Motiv eine Bleistiftzeichnung Overbecks im November auf einer Heidelberger Auktion zum Aufruf kam: Das 1818 gezeichnete Blatt zeigt einen toten Fuchs. Bezeichnet ist die feine Bleistiftarbeit mit den Worten: „Ein todter Fuchs _er ward gefangen in Villa Palombara“. Im Oktober 1818 hatte Overbeck in Rom geheiratet und war mit seiner Frau Nina Schiffenhuber in die Villa Palombara eingezogen. Sie war dem jungen Paar vom Marchese Massimo zur Verfügung gestellt worden, der Overbeck und weitere nazarenische Künstler im Jahr zuvor mit der Ausmalung seines Hauses, dem Casino Massimo, beauftragt hatte.
Auf dem „Selbstbildnis mit Familie“ (Museum Behnhaus Drägerhaus) ist die Villa im Hintergrund zu sehen. Datiert ist die Zeichnung mit „am Tage St. Thomas Ao 1818“ also auf den 21. Dezember 1818. Daneben fügte Overbeck dem Blatt ausführliche Farbangaben bei: „Der Rücken braun und grau gemischt/Bauch grau – nach hinten weißlich/so auch die Brust grau und der helle Fleck am/Kinnbacken weiß – gegen das Ohr ist der Hals/aber auch schön braun – Der Kopf spielt aber in/allerley grau und schwarz braunen Tönen./Die Pfoten schwarz braun. Die Hinterpfoten/braungrau und schwärzlich – der Schweif hellbraun/ mit schwarzen Haarspitzen“.
Dies lässt vermuten, dass Overbeck die Zeichnung als Vorlage für ein Gemälde nutzen wollte, auf dem ein Fuchs zu sehen ist. Auf den Gemälden des Tasso-Saals im Casino Massimo, mit denen Overbeck in dieser Zeit begann, sucht man ihn jedoch vergeblich.
Zu finden ist ein Fuchs allerdings auf einem anderen Gemälde der Behnhaus-Sammlung: Carl Gustav Carus „Fuchs vor der Ruine“ von 1824. Und so lässt sich innerhalb der Behnhaus-Sammlung ein Bogen zum anderen wichtigen Pol der Romantik, den Dresdner Künstlern um Caspar David Friedrich, schlagen. Erscheint der Fuchs in Carus Gemälde als listiger Jäger, der dem Menschen meist entkommt, so fertigte Overbeck die detaillierte Studie eines gefangenen Tieres an. Auch in diesem ungewöhnlichen Motiv zeigt der Lübecker Maler seine ganze zeichnerische Meisterschaft.
Die Zeichnung wurde erworben auf der Auktion 93 bei Winterberg Kunst in Heidelberg mit Hilfe eines Freundes des Behnhauses.