Lübeck Lupe

„Nicht Luther feiern wir, sondern die Erkenntnis, dass Gott uns liebt“

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Bischof Dr. Hans Christian Knuth zum bevorstehenden Reformationstag

Zum bevorstehenden Reformationstag, am Montag, dem 31. Oktober, hat der Vorsitzende der Kirchenleitung der Nordelbisch Evangelisch-Lutherischen Kirche
Dr. Hans Christian Knuth, an die Bedeutung des Feiertages für alle Christen erinnert.
„Am Reformationstag feiern wir Protestanten nicht die Person Luther, sondern seine großartige Erkenntnis, dass Gott uns annimmt. Gott tut dieses, obwohl wir so sind wie wir sind; nicht aufgrund unseres Tun und Lassens“, sagte der Bischof und fügte hinzu, dass Luther darüber hinaus augenzwinkernd formuliert habe: „Wer ein Christ sein will, braucht seine Gebärde nicht zu verstellen. Es nützt nichts, in Sack und Asche zu gehen. Ein jeder bleibe bei seinem Kleide. Sauer sehen, leidend drein zu blicken und grauer Rock machen keinen Christen“.
„Der mit der Frage nach dem gnädigen Gott ringende Luther hatte erkannt, dass Gott uns liebt, bis wir liebenswert sind, anders als die Menschen, die etwas lieben, weil es liebenswert ist“, sagte der Bischof weiter und verwies darauf, dass dieser rote Faden alle Texte Luthers durchziehe. Für ihn sei die Bibel die einzige Richtschnur unseres Denkens. Dieses habe den Reformator frei von zeitabhängigen Ideologien und von menschlichen Urteilen und Institutionen gemacht und habe ihn letztlich seine 95 Thesen formulieren lassen.

In ganz Nordelbien wird diese beflügelnde Erkenntnis mit vielen verschiedenen Gottesdiensten und Andachten gefeiert. „Denn mehr denn je brauchen wir diesen Zuspruch Gottes, der uns frei macht von allem Gegenrechnen und Aufrechnen und der uns zugleich frei macht, unser Gewissen allein an der Bibel zu prüfen.“
Für die Kirche gelte dabei wie für den einzelnen Christen: „Sie lebt nicht zu aller erst von ihren Werken, sondern von der Botschaft, die sie ins Leben rief. Denn als einzelne Christen und Kirche begründen wir unser Sein nicht in unserem Haben oder unserer Rasse oder unserer Religion, unserem Reichtum oder unserer Leistung und Prestige, sondern in dem Hören auf die Botschaft, dass wir von Gott geliebte Menschen sind. Nächstenliebe, Ethik und Mitmenschlichkeit sind die Früchte des Glaubens“, so Bischof Dr. Knuth.
Am Reformationstag feierten die Protestanten an vielen Orten auch gemeinsam mit der katholischen Kirche weder die einzelne Person Luther noch die Gestalt der Kirche, sondern Luthers Verständnis von Gott und Wirklichkeit, das uns bis heute präge – ganz im Gegensatz zu den vielen überdimensionalen und kommerzialisierten Halloween-Feiern“, sagte der Bischof weiter.

In diesem Zusammenhang hat die Nordelbische Kirche erstmals die Aktion „Luther-Bonbon“ gestartet. Mit dieser süßen Überraschung, die an verschiedenen Orten in Schleswig-Holstein und Hamburg unter anderem auf Kinder wartet, wenn sie zu Halloween an der Tür klingeln, möchte die Nordelbische Kirche „spielerisch“ auf das Werk des Reformators aufmerksam machen und den Reformationstag wieder stärker ins Bewusstsein der Menschen zurückrufen.

Zu den traditionellen Gottesdiensten am Reformationstag laden die Kirchengemeinden in Nordelbien herzlich ein. Auch die Bischöfinnen und Bischöfe predigen an diesem Tage. Der Vorsitzende der Kirchenleitung und Schleswiger Bischof Dr. Hans Christian Knuth hält in der Husumer um 11 Uhr einen Gottesdienst mit Schülerinnen und Schülern. Die Lübecker Bischöfin Bärbel Wartenberg-Potter wird am 31. Oktober um 11 Uhr in der St. Petri-Kirche zu Ratzeburg und um 15 Uhr in der St. Nikolaikirche zu Kiel predigen.

Die Hamburger Bischöfin Maria Jepsen predigt in der Hauptkirche St. Michaelis-Kirche im Gottesdienst um 18 Uhr.