Osterbotschaft des Landesbischofs der Nordkirche: Landesbischof Ulrich: „Betoniert Euch nicht ein in den Gräbern der Angst!“
Schwerin (fz). „Und sie gingen hinaus und flohen von dem Grab; denn Zittern und
Entsetzen hatte sie ergriffen. Und sie sagten niemandem etwas; denn sie fürchteten sich.“
Mit diesen Worten aus Markus‘ Osterevangelium erinnert der Landesbischof der
Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche), Gerhard Ulrich, an das
Entsetzen der Frauen am leeren Grab Jesu. „Man kann Unterschiedliches sehen, wenn man auf den Tod schaut: man kann die Spuren
des Todes sehen; man kann den Verlust sehen und spüren, und man kann sich zurückziehen
in die Trauer. Man kann dem Tod die Macht überlassen und das Leben, das bleibt, retten.“
Und man könne, „wie die Frauen, vielleicht Gottes Gegenwart selbst am Ort des Todes
entdecken: eine Gestalt im Licht.“
„Dem Tod begegnen wir nicht nur am Ende eines irdischen Lebens“, so Landesbischof
Ulrich. „Immer wieder bedrängt uns die Erfahrung der Endlichkeit und Begrenztheit – mit
jeder zerschlagenen Hoffnung droht etwas in uns abzusterben. Hoffnung begraben: ein
Stück Tod mitten im Leben. Das macht uns klein und lähmt uns, lässt uns verstummen.“
So sei es auch in den vergangenen Monaten in Mecklenburg-Vorpommern gewesen: „Da
machte sich Entsetzen breit über die Nachricht, dass auch die ‚Volkswerft‘ in Stralsund am
Ende ist.“ Aber das Entsetzen sei nicht nur lähmend. „Da stehen Menschen auf, gehen auf
die Straße, finden ihre Stimme wieder, leisten Widerstand. Eine Gemeinschaft entsteht in
der Trauer, die die Schließung nicht hinnehmen will“, sagt Ulrich. „Das Entsetzen um die
‚Volkswerft‘ steht exemplarisch für einen lange sichtbaren Trend: Der Mensch wird in
seinem Wert nach ökonomischen Gesichtspunkten beurteilt, er wird zum Kostenfaktor in
der Wirtschaft und in der sozialen Versorgung.“ Ostern sage aber auch: „Ihr sollt Euch nicht
zufrieden geben mit dieser Automatik. Gott hat ein anderes Bild von Euch.“
„Bis Ostern gilt: das Radikalste in der Welt ist der Tod. Das Ende von Etwas. Jetzt gilt: das
Radikalste ist das Leben“, so Ulrich. „Der Glaube hat Sprengkraft und verhilft Leben immer
wieder neu zum Durchbruch. Dazu will uns die Osterbotschaft, das Entsetzen der Frauen
am Ostermorgen ermutigen: Betoniert Euch nicht ein in Euren Gräbern der Angst oder
Selbstgerechtigkeit! Auch Mauern können fallen – auch ‚die Mauer‘ kann fallen – 25 Jahre
ist das nun her. Welch ein Glück!“
Landesbischof Gerhard Ulrich wird am Ostersonntag, 20. April, ab 10 Uhr im Dom zu
Schwerin predigen.
Gerhard Ulrich ist Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in
Norddeutschland (Nordkirche – www.nordkirche.de) und Leitender Bischof der Vereinigten
Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD – www.velkd.de).