Pflegefrust: Frauen reden – Männer trinken
Nach Schätzungen des Statistischen Bundesamtes wird die Zahl der pflegebedürftigen Menschen in Deutschland in den nächsten 20 Jahren von heute 2,3 Millionen auf 3,4 Millionen im Jahr 2030 steigen. Die meisten Patienten werden zu Hause von Angehörigen gepflegt, meist sind es die Frauen, die sich um Eltern, Schwiegereltern, Kinder oder Partner kümmern. Aber auch immer mehr Männer pflegen neben ihrem Beruf hilfsbedürftige Angehörige.
Nach Daten der Techniker Krankenkasse (TK) leiden Männer mehr unter der Doppelbelastung von Pflege und Beruf als Frauen. Männern fällt es dabei deutlich schwerer, allen Rollen gerecht zu werden. Gleichzeitig verleugnen sie ihre Belastung. Während Frauen eher dazu neigen, trotz des Stresses einen gesunden Ausgleich zu finden und sich Probleme auch eher von der Seele reden, verdrängen Männer den Stress. Sie machen die Probleme lieber mit sich selbst aus, als einzugestehen, dass sie überfordert sind. Stattdessen rauchen sie mehr, greifen häufiger zu Alkohol und neigen zu Frustessen – was sich wiederum negativ auf ihre Gesundheit auswirkt.
„Wichtig ist, dass die Männer ihre Grenzen kennen und mit ihren Kräften haushalten. Pflege kann nur dann lange gutgehen, wenn es den Pflegenden auch gut geht“, sagt Manfred Graage, Leiter des Servicezentrums Pflege der TK in Kiel. Es gibt Angebote zur Unterstützung, deren Kosten von den Pflegekassen ganz oder teilweise übernommen werden: Zum Beispiel die Kurzzeitpflege, die einspringt, wenn die Angehörigen selbst eine Pause benötigen. Die sollte man auch nutzen, so Graage.