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„Politischer und kultureller Dialog fördert das gegenseitige Verständnis“

 (Copyright: Daniela Vagt)
(Copyright: Daniela Vagt)

Kiel (sst). Das Landeskirchenamt der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) lädt gemeinsam mit dem Studienwerk Villigst e.V. am Montag (9. März) ab 18 Uhr Bürgerinnen und Bürger zu einer Diskussionsveranstaltung „Angekommen! Willkommen? – Flüchtlingspolitik als gemeinsame Aufgabe“ ins Kirchenamt ein (Dänische Straße 21-35, 24103 Kiel, Großer Sitzungssaal). In der Kulturreihe amtsKULTUR lesen die Schauspieler Marko Gebbert und Christian Kämpfer am Dienstag (10. März) ab 19 Uhr im Landeskirchenamt aus Bertolt Brechts „Flüchtlingsgespräche“. Die Lesung ist eine Fortführung der im Jahr 2014 gestarteten Kooperation mit dem Schauspiel Kiel; der Eintritt ist frei.

Beide Veranstaltungen befassen sich mit der Situation von ‚Flüchtlingen‘ in fremden Ländern. „Gastfreundschaft und Zugewandtheit gegenüber Fremden gehören zum christlichen Handeln. Deswegen setzen sich Christinnen und Christen für Flüchtlinge ein und fordern eine humane Asylpolitik“, so der Präsident des Landeskirchenamtes der Nordkirche, Prof. Dr. Peter Unruh. „Wir sehen in diesem offenen politischen und kulturellen Dialog die Möglichkeit das gegenseitige Verständnis zu fördern. Gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern aus Kirche, Politik und Gesellschaft möchten wir in dieser Veranstaltung die Problematik aus verschiedenen Perspektiven diskutieren.“

„Das Thema hat eine traurige Aktualität und wir dürfen nicht vergessen, dass das ‚Ankommen‘ für viele kein Endpunkt ist – unsere Verantwortung ist hier beim ‚Willkommen‘ gefragt“, so die Studienleiterin im Evangelischen Studienwerk Villigst, Dr. Christiane Wirth Forsberg. Das Evangelische Studienwerk wünsche sich einen aktiven inhaltlichen Austausch zu diesem Thema. „So sollen bei dieser Veranstaltung auch Studierende, ehemalige Stipendiatinnen und Stipendiaten, die Geschäftsstelle und die Landeskirche ins Gespräch kommen. Wir freuen uns sehr über diese Kooperation mit der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland. Alle Landeskirchen sind im Kuratorium des Studienwerks Villigst Mitglied, und mit dieser Veranstaltung können wir die organisatorische Struktur weiter mit Leben füllen.“

Auf dem Podium diskutieren unter anderem Dietlind Jochims (Flüchtlingsbeauftragte der Nordkirche), Torsten Döhring (stellv. Flüchtlingsbeauftragter des Landes Schleswig-Holstein), Lydia Rudow (Kommunalpolitikerin), Anne Jost (Christlicher Verein Kiel) und Mirjam Herman (Altvilligsterin).

Die Anzahl der Asylsuchenden ist im letzten Jahr stetig gestiegen und damit die Anforderungen an die ehrenamtliche Arbeit in Kommunen und Kirchenkreisen. Auf der Landessynode am letzten Wochenende (26. Februar) kündigte die Nordkirche an, die hauptamtliche und ehrenamtliche Flüchtlingsarbeit in den Kirchenkreisen finanziell mit einer Summe von 3,25 Millionen Euro zu fördern. Mehrheitlich stellte sich die Landessynode schützend vor das Kirchenasyl und verabschiedete einen entsprechenden Antrag (27. Februar).

Am Dienstag (10. März) wird mit der Brecht-Lesung ‚Flüchtlingsgespräche‘ bei amtsKULTUR im Landeskirchenamt mit Marko Gebbert und Christian Kämpfer vom Schauspiel Kiel noch einmal ein Bogen von der aktuellen Situation zur deutschen Flüchtlingsthematik im Zweiten Weltkrieg gespannt. Die in den frühen 1940er Jahren geschriebenen Dialoge der Flüchtlingsgespräche von Bertolt Brecht handeln vom Alltag der aus Deutschland Vertriebenen: Ziffel, ein Physiker, und Kalle, ein Arbeiter, begegnen sich im Exil in Finnland und tauschen sich über das Leben als Flüchtling sowie über die politischen Verhältnisse aus. Deutsche Truppen haben zu diesem Zeitpunkt Dänemark und Norwegen besetzt und rücken vor nach Frankreich. Im Restaurant des Hauptbahnhofs von Helsinki entwickeln die beiden Asylanten scharfsinnige Dialoge mit schwarzem Humor. „Der Paß“, so der eine, „ist der edelste Teil von einem Menschen. Er kommt auch nicht auf so einfache Weise zustand wie ein Mensch. Ein Mensch kann überall zustandkommen, auf die leichtsinnigste Art und ohne gescheiten Grund, aber ein Paß niemals. Dafür wird er auch anerkannt, wenn er gut ist, während ein Mensch noch so gut sein kann und doch nicht anerkannt wird.“

Marko Gebbert wurde 1974 geboren und stammt aus dem Erzgebirge. Er absolvierte 2001 eine Schauspielausbildung an der Hochschule für Musik und Theater in Hannover. Zwei Jahre arbeitete er unter anderem am Schauspielhaus, am Thalia Theater und auf Kampnagel. Seit der Spielzeit 2003/04 ist er Mitglied des Kieler Schauspielensembles.

Christian Kämpfer wurde 1971 in Hüttental, jetzt Siegen, geboren. Seine Schauspielausbildung absolvierte er von 1992-96 an der Westfälischen Schauspielschule Bochum. Nach dem Abschluss war er von 1996-99 fest am Theater Ingolstadt engagiert. Seit der Spielzeit 2009/10 ist er Mitglied des Kieler Schauspielensembles.

Die Veranstaltungsreihe amtsKULTUR wird unterstützt von der Evangelischen Bank eG Kiel, der Evangelischen Zeitung für die Kirche Norddeutschaland (EvZ) und dem Offenen Kanal Schleswig-Holstein (OKSH).