Präventionsprogramm P.A.R.T.Y. konfrontiert Jugendliche mit Folgen schwerer Verkehrsunfälle
Präventionsprogramm P.A.R.T.Y. konfrontiert Jugendliche mit Folgen schwerer Verkehrsunfälle – Die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie e.V. (DGU) startet in Zusammenarbeit mit der AUC – Akademie der Unfallchirurgie (AUC) die bundesweite P.A.R.T.Y.-Aktionswoche: Das Programm zur Unfallprävention richtet sich an Jugendliche zwischen 15 und 18 Jahren.
Vom 8. bis zum 12. Mai 2017 besuchen Schüler in ihrem Klassenverband eine Unfallklinik in ihrer Region und erleben einen Tag lang, wie Schwerverletzte nach einem Verkehrsunfall versorgt werden. Ziel des P.A.R.T.Y.-Programms ist es, Jugendliche darin zu bestärken, dass sie im Straßenverkehr keine unnötigen Risiken eingehen. Die deutschen Unfallchirurgen beteiligen sich damit an der weltweiten Woche der Verkehrssicherheit. Sie findet unter dem Titel „Fourth UN Global Road Safety Week“ vom 8. bis zum 14. Mai 2017 statt.
An der zum dritten Mal stattfindenden P.A.R.T.Y.-Woche beteiligen sich bundesweit über 20 Traumazentren (TZ) der Initiative TraumaNetzwerk DGU®. DGU-Präsident und Unfallchirurg Professor Dr. Ingo Marzi sagt: „Wer einmal hautnah erlebt, welche Folgen ein Verkehrsunfall haben kann, vergisst das nie wieder.“ Professor Dr. Bertil Bouillon, der die Initiative aufgebaut hat, ergänzt: „Jugendliche sollen aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen am P.A.R.T.Y.-Tag in die Lage versetzt werden, in kritischen Situationen kluge Entscheidungen zu treffen. Denn riskantes Verhalten oder Fahren unter Alkohol gefährdet nicht nur Jugendliche selbst, sondern auch andere Verkehrsteilnehmer.“
P.A.R.T.Y. steht für „Prevent Alcohol and Risk Related Trauma in Youth“. Beim sogenannten Trauma-Rundgang durch die Unfallklinik erfahren die Schüler, wie die Versorgung von schwerverletzten Unfallopfern abläuft: vom Rettungswagen oder dem Helikopter in den Schockraum, von der Intensivstation über die Normalstation und die physiotherapeutische Betreuung. Auf den Stationen lernen die Jugendlichen akut Verletzte oder ehemals Schwerverletzte kennen. Die Patienten berichten, wie sich ihr Leben durch einen Unfall verändert hat und welche familiären oder beruflichen Folgen er hatte. Eine von ihnen ist zum Beispiel Christin Forster, die in einem Münchner Klinikum über den Unfall, die Ursachen und die Zeit danach berichtet. In der Rubrik „Gesichter aus O und U“ auf der DGOU-Website wird die junge Frau aus Bayern und ihr Engagement für die P.A.R.T.Y.-Kampagne porträtiert.
In einigen Kliniken steht auch ein Mittagessen mit Handicap auf dem Programm. Dabei tragen die Jugendlichen eine Armschlinge oder ein Stiffneck (Halswirbelsäulen-Schiene). Damit werden sie in die Lage eines verletzten Patienten versetzt und herausgefordert, vermeintlich einfache Dinge des täglichen Lebens zu erledigen. Darüber hinaus halten Unfallchirurgen und Polizisten Vorträge – ohne erhobenen Zeigefinger. Viel mehr tragen der Rundgang in der Klinik und Gespräche mit Patienten wesentlich dazu bei, dass die Jugendlichen ungefilterte Eindrücke und persönliche Schockmomente hautnah erleben und so dafür sensibilisiert werden, sich im Straßenverkehr achtsam zu verhalten und wohlüberlegte Entscheidungen zu treffen.
Junge Verkehrsteilnehmer im Alter zwischen 15 und 25 Jahren sind nach wie vor die größte Risikogruppe auf deutschen Straßen. Ihr Unfall- und Sterberisiko im Straßenverkehr ist mit Abstand das größte. Im Jahr 2016 verloren laut Statistischem Bundesamt 519 Menschen in dieser Altersgruppe bei Verkehrsunfällen ihr Leben – 13.381 trugen schwere Verletzungen davon. Insgesamt verunglückten im vergangenen Jahr 3.206 Menschen bei Verkehrsunfällen tödlich. 67.399 Menschen aller Altersgruppen erlitten schwere Verletzungen.
Die Gründe, warum junge Menschen im Straßenverkehr zum Risiko für sich und andere werden, sind vielschichtig und reichen von unangepasster Geschwindigkeit und fehlender Fahrpraxis über die Handynutzung am Steuer sowie dem Fahren unter Alkohol- oder Drogeneinfluss bis hin zu einer extrem hohen Risikobereitschaft.
Insgesamt beteiligen sich in diesem Jahr bundesweit mindestens 22 Unfallkliniken an der P.A.R.T.Y.-Aktionswoche.
Klinik Ort Bundesland Datum
Josef-Hospital Delmenhorst Delmenhorst Niedersachsen 08.05.2017
Universitätsmedizin Göttingen Göttingen Niedersachsen 08.05.2017
Clemenshospital Münster Nordrhein-Westfalen 08.05.2017
BG Klinik Ludwigshafen Ludwigshafen Rheinland-Pfalz 09.05.2017
Bundeswehrkrankenhaus Koblenz Koblenz Rheinland-Pfalz 09.05.2017
BG Unfallklinik Frankfurt Frankfurt am Main Hessen 10.05.2017
Klinikum Köln Merheim Köln Nordrhein-Westfalen 10.05.2017
Uniklinik Regensburg Regensburg Bayern 10.05.2017
BG-Unfallklinik Duisburg Duisburg Nordrhein-Westfalen 10.05.2017
Klinikum Bremen Mitte Bremen Bremen 10.05.2017
Clinic Neuendettelsau Neuendettelsau Bayern 10.05.2017
Universitätsmedizin Leipzig Leipzig Sachsen 10.05.2017
Uniklinik Aachen Aachen NRW 10.05.2017
Evangelisches Krankenhaus Oldenburg Oldenburg Niedersachsen 10.05.2017
Universtätsklinikum Marburg Marburg Hessen 10.05.2017
Johannes Wesling Klinikum Minden Minden NRW 11.05.2017
Uniklinik Greifswald Greifswald Mecklenburg-Vorpommern 11.05.2017
Marienkrankenhaus St. Wendel St. Wendel Baden-Württemberg 11.05.2017
Uniklinik Ulm Ulm Baden-Württemberg 11.05.2017
SLK Klinik am Gesundbrunnen Heilbronn Heilbronn Baden-Württemberg 12.05.2017
Klinikum rechts der Isar München Bayern 12.05.2017
Katharinenhospital Stuttgart Baden-Württemberg 12.05.2017
Alle P.A.R.T.Y.-Standorte auf der Deutschlandkarte auf einen Blick unter
http://www.party4school.de/index.php?id=762
Hintergrund:
In der Woche vom 8. bis zum 14. Mai 2017 findet die vierte weltweite Verkehrssicherheitswoche der Vereinten Nationen statt. Die UN-Verkehrssicherheitswoche hat das Ziel, das Bewusstsein für die Verkehrssicherheit zu stärken und Maßnahmen zu ergreifen, um die Straßen sicherer zu machen und die Zahl der Unfallopfer zu reduzieren. Die diesjährig Kampagne: Save Lives – #SlowDown macht darauf aufmerksam, dass viele Unfälle im Straßenverkehr durch zu hohe Geschwindigkeit verursacht werden. Sie fordert Maßnahmen, um dem entgegen zu wirken und die Anzahl der durch Verkehrsunfälle getöteten oder verletzten Menschen zu reduzieren.
Das P.A.R.T.Y.-Programm zählt seit über 25 Jahren zu den erfolgreichsten Präventionsprogrammen weltweit. Es wurde ursprünglich in Kanada entwickelt, um der hohen Zahl an Verkehrsverletzten unter jungen Menschen entgegenzuwirken. In Deutschland setzt die AUC das P.A.R.T.Y.-Programm seit 2012 im Auftrag der DGU um. Damit tragen die deutschen Unfallchirurgen zur Verkehrssicherheitsdekade „Decade of Action for Road Safety 2011-2020“ der Vereinten Nationen (UNO) und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bei. Partner und Unterstützer der deutschen P.A.R.T.Y.-Initiative sind der Deutsche Verkehrssicherheitsrat e.V. (DVR) und der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV).
Referenzen:
1) T. Brockamp, P. Koenen, M. Mutschler, C. Probst, B. Bouillon, U. Schmucker, AG Prävention von Verletzungen der DGU (Juni, 2016) P.A.R.T.Y. Eine Initiative für mehr Risikobewusstsein bei Jugendlichen. Unfallchirurg 119:428–432
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