Rechnungen erhalten, aber nichts bestellt?
Foto: Wikipedia.de · Rechnungen erhalten, aber nichts bestellt? So schützt man sich vor Identitätsdiebstahl · Identitätsdiebstahl kann für Betroffene zur großen Belastung werden. Dabei nutzen Kriminelle ausgespähte persönliche Daten, um im Internet auf Kosten ihrer Opfer einzukaufen oder Verträge abzuschließen. Die Verbraucherzentrale hat Kontakt zur Schwerpunkt-Staatsanwaltschaft Cybercrime aufgenommen, um den Kampf gegen Betrüger im Netz zu verstärken.Als die erste merkwürdige Rechnung per Post kam, glaubte Monika Grikschat aus Kiel noch an ein Versehen. Doch bald darauf landeten jede Woche Rechnungen, Mahnungen und Inkassoforderungen in ihrem Briefkasten. Dabei ging es um Kosmetik, Damenmode und andere Produkte im Wert von mehreren tausend Euro, die sie bei verschiedenen Online-Apotheken und Versandhändlern angeblich gekauft hatte. „Einige der Shops kannte ich, aber ich hatte diese Produkte nie bestellt und auch nicht erhalten“, so die Betroffene.
Betrüger nutzen fremde Namen und Adressen
Die Kielerin ist Opfer eines Identitätsdiebstahls geworden. Das bedeutet, dass Betrüger ihren Namen und ihre Adresse genutzt haben, um in ihrem Namen einzukaufen. Möglich ist das, weil man in Online-Shops zwei verschiedene Adressen für Lieferung und Rechnung angeben kann. Das machen sich Kriminelle zunutze. Sie lassen sich die Ware schicken und geben eine fremde Adresse als Rechnungsadresse an. Bei der Polizei erstattete die Betroffene Anzeige gegen Unbekannt. Die Täter wurden zwar nicht gefasst, aber mit der Bescheinigung der Polizei hatte sie einen wichtigen Beleg für die Auseinandersetzungen mit den Händlern. „Ich musste in jedem einzelnen Fall widersprechen und erklären, dass ich die Ware nicht bestellt habe. Das war belastend und hat viel Zeit gekostet“, schildert Monika Grikschat. Nach drei Monaten kamen plötzlich keine Rechnungen mehr. In anderen Fällen berichten Betroffene, dass auf ihren Namen Verträge abgeschlossen und Online-Konten auf kostenpflichtigen Dating-Portalen oder bei Streaming-Diensten eingerichtet wurden.
Was Betroffene tun können
„Die Strafanzeige bei der Polizei ist ein wichtiger Schritt. Nur so können die Ermittlungsbehörden feststellen, ob es sich bei diesen Fällen um massenhaften Betrug handelt“, so Dr. Boris Wita von der Verbraucherzentrale. Sind Konten oder Kreditkarten betroffen, kommt es darauf an, möglichst schnell die Bank zu informieren und die Konten sperren zu lassen. In der Regel haften Bankkunden bis zu 150 Euro, wenn ein Zahlungsvorgang ohne ihre Zustimmung ausgelöst wird.
Vorbeugen mit Datensparsamkeit
Betrüger kommen oft per Phishing an die Daten ihrer Opfer – zum Beispiel mit gefälschten E-Mails. Solche Phishing-Mails sind häufig mit dem Logo großer Banken, Kreditkartenanbieter oder Online-Shops versehen und sehen täuschend echt aus. Unter dem Vorwand, ein Online-Konto aktualisieren oder eine Sperrung aufheben zu müssen, wird nach sensiblen Daten wie Passwörtern, Pins, Bankverbindung oder Kreditkartennummern gefragt. „Nicht antworten und keine Links öffnen – das ist die wichtigste Regel bei solchen E-Mails“, sagt Boris Wita. „Wer sicher gehen will, ob mit dem Online-Konto alles in Ordnung ist, kann sich beim betreffenden Anbieter direkt anmelden und im Kundenkonto nachsehen.“ Ebenso wichtig sind sichere Passwörter. Darauf kommt es an:
- Für jedes Online-Konto ein eigenes Passwort
- Mindestens 10 Zeichen Länge
- Begriffe nutzen, die nicht im Wörterbuch stehen
- Keine Namen oder Geburtstage
- Kombinationen aus Groß- und Kleinbuchstaben, Zahlen und Sonderzeichen nutzen
Gemeinsamer Kampf gegen Cyberkriminalität
Die Verbraucherzentrale sammelt Fälle von Betroffenen und steht im Austausch mit der Polizei, dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) und der Schwerpunkt-Staatsanwaltschaft für Cybercrime in Itzehoe, um den Kampf gegen Internet-Betrüger zu verstärken. Wer selbst fragwürdige Rechnungen oder Mahnungen bekommen hat, erhält bei der Verbraucherzentrale persönliche Beratung und Unterstützung in Auseinandersetzungen mit Anbietern.
Beratungsstellen in Schleswig-Holstein
Verbraucherzentrale Kiel
Andreas-Gayk-Straße 15, 24103 Kiel
Telefon: 0431/590 99 40
Verbraucherzentrale Lübeck
Fleischhauer Straße 45, 23552 Lübeck
Telefon: 0451/722 48
Verbraucherzentrale Norderstedt
Rathausallee 38, 22846 Norderstedt
Telefon: 040/52 38 455
Verbraucherzentrale Heide
Postelweg 4, 25746 Heide
Telefon: 0481/61 774
Verbraucherzentrale Flensburg
Schiffbrücke 65, 24939 Flensburg
Telefon: 0461/28 604