Requiem von A.Dvorak in Lübeck
Am letzten Sonntag wurde in der vollbesetzten Lübecker Kirche St.Aegidien vom Lübecker Bach-Chor und den Lübecker Philharmonikern unter der Leitung Eckhard Bürgers das Requiem op.89 (1890) von Antonin Dvorak (1841 bis 1904) geboten. Das Requiem ist nicht im Anblick des Todes geschrieben, auch ist es kein Alterswerk, wohl aber eines der reifsten und souveränsten Werke des Komponisten überhaupt, in seiner Eigenständigkeit nahe verwandt mit der 8.Sinfonie. Hier wie dort herrscht ein ungeheurer Farbenreichtum der Instrumentation, entfalten einzelne Figuren und Motive impressionistische Wirkung. Dvorak hat den umfangreichen liturgischen Text in 13 Abschnitte unterteilt, das gesamte Werk gliedert sich in einen ersten, von den Visionen des Jüngsten Gerichts geprägten Teil und einen zweiten, der Trost und Hoffnung zum Thema hat. Präzise atmosphärische Detailschilderung einerseits und die Einbindung der partikularen Momente in den Gesamtorganismus andererseits- das ist hier zur Meisterschaft entwickelt. Erwartungsgemäß spielen die Blechbläser in „Tuba mirum“ eine wichtige Rolle. Dreimal intonieren sie in die Stille hinein zu einem dumpfen Tamtam-Schlag und mit fahlem Nachklang ein chromatisches Motiv: d
as Leitmotiv des Requiems. Es dient hier wie an zahlreichen anderen Stellen der situationsgebundenen Charakterisierung, es durchzieht alle Sätze wie ein Erinnerungsmal; zu Beginn und am Ende des Requiems ist es primäre musikalische Substanz; an vielen anderen Stellen taucht es in „fremder“ Umgebung unerwartet zitathaft auf- wie eine Chiffre für die unabwendbare Realität des Todes. Farbeffekte entstehen durch die tiefen Bläserregister, durch ostinate, oft bizarre Streicher- oder Bläserfiguren, durch große Klangflächen. Mit diesem Sinn für Klangfarben hat Dvorak auch die vokalen Partien gesetzt, die Männerchöre, die vielen a-capella-Stellen und das feinabgestufte Ineinander von Solostimmen und Chor.
Eckhard Bürger leitete die Lübecker Philharmoniker und den Lübecker Bach-Chor stets kraftvoll und engagiert. Rebecca Teem bot einen hellen, klaren Sopran und war auch in den Höhen sicher. Veronika Waldners Alt war farbenreich und ausdrucksvoll. Daniel Szeili präsentierte einen harmonischen, abgerundeten Tenor. Gerard Quinn überzeugte mit einem kräftigen, grundierten Bass.
Nach dem Glockengeläut am Schluss dankte langer Applaus für Chor, Philharmoniker und Solisten für diesen wunderbaren Abend.
Lutz Gallinat