Robert Habeck verspricht Unterstützung der regionalen Gründungsszene in Schleswig-Holstein
Foto: Charlie Puttrus · BU – Diana Huth, Johann Olsen, Dr. Kirsten Mikkelsen, Stefanie Jordt, Dr. Robert Habeck, Claudia Valder
Flensburg – In einer Zeit wichtiger wirtschaftlicher Weichenstellungen luden das Jackstädt-Zentrum der Flensburger Hochschulen, StartUp SH e.V. und der Startup Verband am Abend des 2.5.2024 zur Podiumsdiskussion „Zukunft made in Schleswig-Holstein – Gründen im Norden“ ein. Rund 300 Gäste folgten der Einladung in den ausgebuchten Audimax der Hochschule Flensburg und wurden nicht enttäuscht.Hochschulen als Katalysatoren für Gründungen
Die Diskussion startete mit der Notwendigkeit, Studierenden von Anfang an Gründung als eine mögliche Laufbahn nahezubringen. „In der Regel kommen Hochschullehrende nicht auf die Idee, Gründung als Weg aufzuzeigen. Das muss sich ändern“, erklärte Dr. Robert Habeck, Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz.
Dr. Kirsten Mikkelsen vom Jackstädt-Zentrum stimmte diesem Punkt zu und unterstrich: „Wir brauchen Menschen an Hochschulen, die Studierenden alternative Karrierewege aufzeigen und auf dem Weg ihres Gründungsprojektes begleiten können.“ In den letzten fünf Jahren wurden so im Rahmen curricularer Lehrveranstaltungen rund 400 junge gestaltungswillige Menschen an den Flensburger Hochschulen für das Thema Gründung und Innovation sensibilisiert und einige davon in die Gründung begleitet. Mikkelsen ergänzte, dass auch die Lehrkräfteausbildung im Bereich Entrepreneurship zu stärken sei: „Wir sollten auch unsere angehenden Lehrkräfte besser für Gründungen vorbereiten, da sie Multiplikatorfunktion haben. Auch Forschenden können wir Wege aufzeigen, wie sie ihre Ideen hier im Land umsetzen können.“
Öffentliche Auftragsvergabe und Sichtbarkeit von jungen Unternehmen für eine starke Wirtschaft
Ein weiterer Diskussionspunkt war die essenzielle Rolle privater Investitionen und der öffentlichen Auftragsvergabe. Johann Olsen, Gründer der IO-Dynamics GmbH wies darauf hin, dass „die Förderung von Startups durch die öffentliche Auftragsvergabe“ eine wichtige Rolle spiele. Habeck unterstütze diesen Aspekt und brachte es auf den Punkt: „Der Kampf um öffentliche Gelder ist immer ätzend.“ Die Auftragsvergabe von öffentlichen Einrichtungen könnte so ein guter Weg sein, das Wachstum der Gründungen in der Region zu unterstützen.
Claudia Valder, Gründerin der Systema Natura GmbH, unterstrich zusätzlich die Bedeutung der Sichtbarkeit von Start-ups in der Region: „Was uns hilft, ist Sichtbarkeit. So können wir auch private Investoren auf uns aufmerksam machen.“
Ein Aufruf zur Aktion
Nach einer lebendigen Diskussion um das Thema Förderung der Gründungsberatung an Hochschulen schlug Habeck vor, die 20 reichsten Unternehmen Flensburgs zu einem Treffen mit Start-ups einzuladen, um direkte Verbindungen und Unterstützung zu fördern. Es solle sich daraus ein regionaler „hub“ bilden, der von der Wirtschaft finanziert wird und in dem Gründerinnen und Gründer vor allem in der Anfangsphase auf dem Weg in die Gründung begleitet werden. Er selbst würde zum Kick-off-Treffen dazu kommen. „Dann probieren wir das“, schloss er, ein Vorhaben, das die Dynamik in der regionalen Startup-Szene weiter anregen könnte.
Dr. Anke Rasmus, Vorstand von StartUp SH, ergänzte im Gespräch nach der Veranstaltung: „Schleswig-Holstein hat exzellente Arbeit geleistet und zuverlässige Unterstützungsstrukturen aufgebaut. Diese gilt es weiter zu entwickeln, um auch in Zukunft gut für die Unterstützung für Gründerinnen und Gründer aufgestellt zu sein. Hierzu war es gut, die Ideen des Wirtschaftsministers zu hören.“
Auch Stefanie Jordt, ebenfalls Vorstand von StartUp SH, unterstreicht die Wichtigkeit die Erfolge der letzten Jahre zu erhalten, wie zum Beispiel die Auszeichnung durch den Gründungsradar des Stifterverbandes. Auch um damit deutlich zu machen, dass die deutsche Gründungsszene nicht in Hamburg ende, sondern dass auch in Schleswig-Holstein herausragende Start-ups entstehen.
Thomas Tucker, Sprecher der Landesgruppe Schleswig-Holstein des Startup Verbandes fügte hinzu: „Wir freuen uns sehr auf das geplante Format und sind motiviert beim Scouting der Start-ups zu unterstützen. Wir freuen uns ebenfalls, dass Herr Habeck, den Impuls von unserem Mitglied IO Dynamics aufgegriffen hat, dass der Staat als Auftraggeber für junge Start-ups eine Möglichkeit hat, keine Fördergelder, sondern echte Aufträge zu vergeben.“
Die Diskussion zeigte deutlich, dass trotz der bestehenden Herausforderungen ein starkes Interesse und eine breite Unterstützung für die Gründungskultur in Schleswig-Holstein vorhanden sind. Jedoch ist auch klar geworden, dass in Zeiten klammer öffentlicher Kassen die Gewinnung privater Geldgeber immer wichtiger werden wird, um die derzeit noch gute Unterstützungslandschaft aufrechtzuerhalten.
Über die Veranstalter
Jackstädt Zentrum
Das Jackstädt-Zentrum Flensburg ist eine gemeinsame Einrichtung der wirtschaftswissenschaftlichen Bereiche von Europa-Universität Flensburg und Hochschule Flensburg. Es ist Partner für Unternehmen, Studierende und Wissenschaft in Forschung, Lehre und Wissenstransfer rund um die Themengebiete Unternehmertum und Mittelstand.
Website: https://www.jackstaedt-flensburg.de/
StartUp SH e.V.
Der Verein StartUp SH mit derzeit 28 Mitgliedern aus Hochschulen, hochschulnahen Einrichtungen, IHKs, Förderbanken, Technologie- und Gründerzentren sowie Wirtschaftsförderungen in ganz Schleswig-Holstein setzt sich für das gemeinsames Ziel ein, die Gründungskultur in Schleswig-Holstein insgesamt stärken sowie die Zahl erfolgreicher Gründungen zu erhöhen und die Gründungsprozesse zu beschleunigen.
Website: https://startupsh.de/
Startup Verband, Landesgruppe Schleswig-Holstein
Als Repräsentant und Stimme der Startups in Schleswig-Holstein engagiert sich der Startup-Verband seit seiner Gründung für ein gründungsfreundliches Land und vertritt derzeit mehr als 1.200 Mitglieder.
Website: https://schleswigholstein.startupverband.de/
„Zukunft made in Schleswig-Holstein“ Reihe
Die Veranstaltungsreihe „Zukunft made in Schleswig-Holstein“ zielt darauf ab, die Gründungsszene in Schleswig-Holstein zusammenzubringen und aktuelle Themen zu diskutieren, um zur Stärkung des Wirtschaftsstandortes Schleswig-Holstein beizutragen.