Schleswig-Holsteins Wirtschaft fasst Fuß in Chinas Boom-Region Zhejiang

So rasant verändert sich kaum eine andere Volkswirtschaft: Mit zweistelligen Wachstumsraten in den Ostprovinzen befindet sich China dank zunehmender Liberalisierung mit Vollgas auf der ökonomischen Überholspur. Davon profitieren auch kleine und mittelständische Unternehmen aus Schleswig-Holstein. Ihnen erleichtert die Wirtschaftsförderung und Technologietransfer Schleswig-Holstein GmbH (WTSH) mit einem Repräsentanzbüro in Hangzhou, der Hauptstadt der Provinz Zhejiang, bereits seit einiger Zeit äußerst erfolgreich den Markteintritt in China… Jetzt wird dieser Service nochmals ausgeweitet. Staatssekretär Michael Rocca vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr des Landes Schleswig-Holstein hat heute in Hangzhou die neuen Büroräume der WTSH offiziell eingeweiht – und zugleich ein bundesweit einmaliges Projekt gestartet. Die Einweihung fand im Beisein von hochrangigen Vertretern der Provinzregierung Zhejiang, zahlreicher chinesischer Gäste aus Wirtschaft und Politik sowie unter großem Interesse chinesischer Medien statt.
Künftig können Unternehmen aus Schleswig-Holstein unter dem Dach der WTSH eigene Firmenvertretungen in China aufbauen – und zwar „nicht irgendwo“, wie WTSH-Geschäftsführer Bernd Bösche hervorhebt: „Unsere Repräsentanz befindet sich in der Provinz Zhejiang – einer der wirtschaftlich stärksten Regionen der Volksrepublik.“ Um von diesem Boom zu profitieren, sei es für die Unternehmen enorm wichtig, dauerhaft vor Ort präsent zu sein. Mit dem neuen „Office-in-Office“-Angebot ist es ihnen möglich, sich in der WTSH-Repräsentanz in Hangzhou niederzulassen – mit eigenem Büro und eigenen Mitarbeitern. Für einen kostengünstigen Mitgliedsbeitrag bekommen die Firmen als „Untermieter“ einen Rundum-Service geboten: „Wir stellen für diesen Betrag den Arbeitsplatz, vermitteln qualifizierte Mitarbeiter und übernehmen von Gehalts- bis zu Steuerzahlungen alle Organisationsaufgaben.“ Vier solcher Büros sind zunächst vorgesehen. Die Roman Seliger Armaturenfabrik GmbH aus Norderstedt wird als erstes Unternehmen von diesem neuen Angebot profitieren.
Mit der Erweiterung der WTSH-Repräsentanz setzt sich die bemerkenswerte Erfolgsgeschichte schleswig-holsteinischer Wirtschaftsförderung im Reich der Mitte fort. Mittendrin mitmischen statt nur dabei sein lautet bereits seit 1996 das Motto: Unterstützt von der dortigen Provinzregierung – Zhejiang ist Partnerprovinz von Schleswig-Holstein – hat die damalige WSH vor acht Jahren im World Trade Center von Hangzhou ihr Repräsentanzbüro eröffnet. Seither erkunden chinesische WTSH-Mitarbeiter für schleswig-holsteinische Firmen den Markt.
„Der Markteinstieg in China lässt sich meist nur durch Präsenz vor Ort realisieren“, erläutert Helmut Pambor, Leiter der Abteilung Außenwirtschaft der WTSH. „Unternehmen, die sich an uns wenden, erhalten kostenlos über unser China-Büro geprüfte und verlässliche Informationen über potenzielle Geschäfts- und Kooperationspartner, auf deren Basis dann Verhandlungen eingeleitet werden können.“ Dabei ist die politische Unterstützung durch die Partnerschaft mit der
Provinz Zhejiang von großer Bedeutung. Das Interesse der schleswig-holsteinischen Wirtschaft am Handel in Fernost ist größer denn je: Rund 100 China-Beratungen haben allein in den vergangenen zwei Jahren stattgefunden. Nicht selten hatten Firmen zuvor vergeblich versucht, den Markt auf eigene Faust zu erobern.
Fällt die Marktanalyse der chinesischen WTSH-Mitarbeiter positiv aus und sind geeignete Partner gefunden, nehmen Abstimmungsbedarf und Korrespondenz deutlich zu. Aus diesem Bedarf heraus entstand 1999 innerhalb der China-Repräsentanz das so genannte Gemeinschaftsbüro mit zunächst sechs Mitgliedsunternehmen aus Schleswig-Holstein. Heute lassen sich 12 Unternehmen durch das Gemeinschaftsbüro vertreten; weitere Mitglieder werden demnächst hinzu kommen. Sie werden von derzeit drei chinesischen – aber perfekt deutsch sprechenden – WTSH-Mitarbeitern vor Ort betreut. Ob Umwelttechnik oder Pharmazie, Maschinenbau oder Medizintechnik – quer durch alle Branchen haben zahlreiche Firmen aus Schleswig-Holstein dieses Sprungbrett bereits mit großem Erfolg genutzt.
„Für die Wirtschaft in Schleswig-Holstein ist unsere Repräsentanz der Brückenkopf ins Reich der Mitte“, sagt WTSH-Chef Bösche. Die Perspektiven, die die Provinz Zhejiang mit ihrer Hauptstadt Hangzhou den Unternehmen bietet, könnten besser kaum sein: Erst im Dezember 2003 hat die Weltbank eine Analyse des Wirtschaftsklimas in 23 chinesischen Städten veröffentlicht. Die Kriterien waren Investitionen, Arbeitsplätze und Umsatzwachstum. Klarer Spitzenreiter unter den Standorten: Hangzhou. Damit schnitt die 6-Millionen-Stadt sogar besser ab als das nur 180 Kilometer entfernte Shanghai, die Partnerstadt Hamburgs.
Eine gute Infrastruktur mit zahlreichen Autobahnen und einem Tiefwasserhafen in Ningbo ist nur eines der Argumente, die für die Region sprechen. Verfügbarkeit und Leistungsbereitschaft hochqualifizierter Facharbeiter, Ingenieure und Wissenschaftler zu – verglichen mit den chinesischen Metropolen – moderaten Kosten ziehen immer mehr führende Technologieunternehmen in die Provinz Zhejiang. So seien 14 Prozent Wirtschaftswachstum im vergangenen Jahr nicht von ungefähr entstanden. Bösche: „Die Aufbruchstimmung ist nicht zu übersehen. Wir bieten der Wirtschaft aus Schleswig-Holstein die Chance, am Boom in China teilzuhaben.“
Zur Info: WTSH – Wirtschafts- und Technologieförderung aus einer Hand
Nach Fusion der Technologie-Transfer-Zentrale Schleswig-Holstein GmbH (ttz SH) und der Wirtschaftsförderung Schleswig-Holstein GmbH (WSH) gibt es seit Juli 2004 mit der neuen WTSH – Wirtschaftsförderung und Technologietransfer Schleswig-Holstein GmbH nur noch einen Ansprechpartner für Fragen der Wirtschafts- und Technologieförderung im Land zwischen den Meeren. Zu den besonderen Branchenschwerpunkten der WTSH zählen: Life Science (insbesondere Gesundheits- und Ernährungswirtschaft), Informations- und Kommunikationstechnik (inklusive Electronic Business), Umwelttechnik und Erneuerbare Energien sowie Maritime Wirtschaft. Geschäftsführer der WTSH sind Dr. Bernd Bösche (vorher WSH) und Franz Gelbke (vorher ttz SH). Über die einzelnen Leistungen sowie Ansprechpartner zu den einzelnen Fachbereichen informiert das Internet unter der Adresse: www.wtsh.de









