Schuppenflechte kratzt am Selbstbewusstsein – Hautkrankheit Psoriasis bringt Jugendliche oft in psychische Nöte
Mütze und Brille: Viele Psoriasis-Patienten verstecken sich ein Leben lang (Foto: pixelio.de/Lidke)
Wien (pte/28.10.2010/12:10) – Schuppenflechte stellt besonders für junge Menschen eine hohe psychische Belastung dar. Die auch als „Psoriasis“ bezeichnete, nicht ansteckende Hauterkrankung schränkt für viele die Lebensqualität ein und führt oft sogar zum sozialen Rückzug. Das berichten Wiener Experten anlässlich des Welt-Psoriasis-Tages am 29. Oktober. Sie fordern mehr Augenmerk auf die seelische Situation der Patienten und fordern bessere psychologische Versorgung, jedoch auch gesellschaftliche Akzeptanz für die Krankheit.Unheilbar und nicht ansteckend
Weltweit 250 Mio. Frauen und Männer – 170.000 davon alleine in Österreich – betrifft diese Autoimmunerkrankung, die teils auch genetisch bedingt ist. „Das Immunsystem reagiert dabei auf einen beschleunigten Lebenszyklus der Hautzellen mit Entzündung“, erklärt Beatrix Volc-Platzer, Präsidentin der Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie http://www.oegdv.at, gegenüber pressetext. Das Ergebnis sind rötliche Hautstellen mit silbrig-weißlichen Schuppen, die in Schüben auftreten und oft Juckreiz, Spannungsgefühl oder Brennen auslösen. Häufig leiden Patienten zudem an Begleiterkrankungen wie am metabolischen Syndrom, Adipositas, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes oder Depressionen.
Psoriasis ist nicht heilbar, es gibt jedoch sehr gute Lokaltherapien durch Salben oder Tabletten, berichtet Volc-Platzer. „Allerdings sollten Hautärzte den Patienten schon zu Beginn klar machen, dass keine Methode über einen längeren Zeitraum funktioniert. Da der Therapieeffekt nach einigen Monaten bis zu einem Jahr nachlässt, wechselt man regelmäßig die Behandlungsform, also etwa von Cortison auf Vitamin D3-Analogons und dann auf Cortison in anderen Verdünnungen als zuvor.“ Relativ neue Methoden sind die Bestrahlung mit UV-Licht oder hochwirksame Injektionen.
Sozialer Rückzug wegen der Haut
Wenig Beachtung fanden bisher die seelischen Leiden, die die Hautkrankheit auslösen kann. Dunkle Kleidung ist für viele Patienten ein Tabu, da sie Schuppen sichtbar macht. Friseur, Sport, Schwimmbad bis hin zum Sexualleben sind vielen Patienten eine Qual und sogar Berufswahl und -ausübung sind oft erschwert. „Scham und Ekel beeinflussen oft die persönlichen Beziehungen, zerstören die Selbstsicherheit und bewirken sozialen Rückzug“, erklärt die Psychologin Eva Lehner-Baumgartner. Individuelle Hilfe sei somit oft auch aus psychischer Sicht nötig, derartige Angebote der Psychoedukation bieten jedoch erst wenige Spitäler. In Deutschland ist man dank des Psoriasis-Netzwerkes http://www.psonet.de und einem Psoriasisregister schon weiter.
„Um gut mit Psoriasis umzugehen, muss ein Patient sie zuerst als Krankheit anerkennen, die zudem nicht heilbar ist“, so Lehner-Baumgartner gegenüber pressetext. Wichtig sei, das Selbstbewusstsein und Selbstbild nicht durch die Erkrankung bestimmen zu lassen. Präsent bleiben müsse sie dennoch, um sich so günstig als möglich zu verhalten. „Dazu gehört das gute Informiertsein über die Krankheit und je nach deren Ausprägung etwa die Verwendung von Handschuhen beim Reinigen, Alkohol- und Rauchverzicht und die Therapietreue, ohne der sich die Symptome verschlimmern“, erklärt die Expertin.
Besser nachfragen als komisch schauen
Der Gesellschaft wünscht Lehner-Baumgartner mehr Toleranz und Anerkennung von Krankheiten allgemein. „Besonders Hauterkrankungen rufen oft Blicke hervor, die schlimmer sein können als das Leiden selbst. Besser wäre es in jedem Fall, nachzufragen, wenn man etwas nicht weiß, also etwa ‚Was ist das?‘ oder ‚Muss ich da vorsichtig sein?‘ Patienten können meist sehr gut darauf reagieren und kommen viel lieber ins Gespräch, als gemieden zu werden.“