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Lübeck Lupe

»Seltsam, dass ich in Lübeck gelandet bin« – Peter Tschaikowsky im Fokus des Festivalsommers 2015

 

shmf»Ist es nicht seltsam, dass ich in Lübeck gelandet bin? Ich weiß nicht, ob ich Ihnen im vorigen Brief schrieb, dass ich die Absicht habe, mich einige Tage irgendwo zu verbergen, um in der Einsamkeit frei zu sein«, schreibt Peter Tschaikowsky, dessen 175. Geburtstag sich am 7. Mai jährt, im Jahre 1888 an seine Brieffreundin Nadeshda von Meck.

Wer kennt es nicht, das 1. Klavierkonzert von Peter Tschaikowsky? Oder seine Ballette »Schwanensee« und »Nussknacker«, die alljährlich die Publikumsherzen höher schlagen lassen? Die Musik von Peter Tschaikowsky bildet einen festen Bestandteil des Konzertrepertoires – und zwar auf der ganzen Welt. Der bahnbrechende Erfolg seiner Werke mag so gar nicht zum Wesen des Komponisten passen. Denn kaum etwas war ihm unangenehmer als der Kontakt zu fremden Menschen. Und so verwundert nicht, dass Peter Tschaikowsky, als er 1888 der Einladung gefolgt war, eigene Kompositionen in Hamburg zu dirigieren, zunächst einen Zufluchtsort suchte und in Lübeck fand. Diesen biographischen Bezug zu Norddeutschland hat das Schleswig-Holstein Musik Festival (SHMF) zum Anlass genommen, sich umfassend mit dem Werk des berühmten russischen Komponisten zu beschäftigen.

Die Peter Tschaikowsky gewidmete Retrospektive bringt prominente Werke in herausragenden Interpretationen auf die Bühne und rückt weniger Bekanntes ins musikalische Scheinwerferlicht – dabei wird im engen Dialog mit den Künstlern das Schwerpunktthema mit Leben gefüllt. Viele Musiker und Schauspieler setzen sich spielerisch mit dem Komponisten auseinander. Einen hohen Stellenwert nimmt seine Kammermusik ein – aufgeführt werden unter anderem sämtliche Streichquartette, das Klaviertrio und das Streichsextett. Dem Komponisten feiner Kammermusik, romantischer Lieder und inniger Klaviermusik ist zudem eine große »Tschaikowsky-Nacht« gewidmet. Neben seinem sinfonischen Schaffen, dem Violinkonzert und den »Rokoko-Variationen« werden – auch dies eine Rarität – alle drei Klavierkonzerte sowie die beiden Klaviersonaten zu hören sein. Verschiedene Text-Musik-Programme beleuchten zudem die Persönlichkeit Tschaikowskys. Und auch Tschaikowsky als Ballettkomponist wird mit seinen drei Hauptwerken »Schwanensee«, »Nussknacker« und »Dornröschen« in Auszügen und in originellen Bearbeitungen gewürdigt. Die Retrospektive gestalten unter anderem Künstler wie Daniil Trifonov, Nils Mönkemeyer, Martha Argerich, Lilya Zilberstein, Mischa Maisky, Midori, Julian Steckel, Valentin Radutiu, Sergei Nakariakov, Martin Grubinger, Christoph Eschenbach, Elisabeth Leonskaja, Daniel Hope, Christian Zacharias, Kristjan Järvi, Hans Liberg, Volker Lechtenbrink, das Borodin-Quartett, das London Philharmonic Orchestra und der Moskauer Kathedralchor.

Aus Anlass des Tschaikowsky-Schwerpunktes wird es in Lübeck in Zusammenarbeit mit dem Brahms-Institut zudem ein Symposium unter dem Titel »Grenzenlos? Peter Tschaikowsky in Deutschland« und eine Ausstellung »Kontrapunkte – Tschaikowsky und Brahms« geben. Eröffnet werden Symposium und Ausstellung durch einen Festvortrag des Tschaikowsky-Experten Thomas Kohlhase.

 

Schleswig-Holstein Musik Festival 11. Juli bis 30. August 2015. Weitere Infos unter www.shmf.de.