Spatenstich für Sanierungsarbeiten an der Lübecker Synagoge
Finanzministerin Monika Heinold und Kulturministerin Anke Spoorendonk haben am 8. Juli 2014 in Lübeck den zweiten Abschnitt der Sanierungsarbeiten an der historischen Synagoge mit einem „Spatenstich“ offiziell eingeleitet. Dafür sind Investitionen in Höhe von 3,3 Millionen Euro eingeplant. Das Land stellt für die Baumaßnahme eine Million Euro bereit. 300.000 Euro kommen aus dem Denkmalschutzsonderprogramm des Bundes, und auch die Lübecker Stiftungen fördern das Projekt großzügig. „Ich freue mich darüber, dass diese Gemeinschaftsleistung dazu führt, die in Schleswig-Holstein einzige vollständig erhaltene Synagoge aus dem 19. Jahrhundert dauerhaft in ihrem Bestand zu sichern und zu modernisieren. Damit setzen wir zusammen ein deutliches Zeichen, jüdisches Leben im Land zu stärken“, sagte Kulturministerin Spoorendonk während einer kleine Feierstunde vor der Synagoge. Finanzministerin Monika Heinold ergänzte: „Das Land ist sich seiner Verantwortung für die einzig erhaltene historische Synagoge im Land bewusst. Deshalb ist es richtig, eine Million Euro von den Zensusmitteln in die Sanierung dieses bedeutsamen Bauwerks zu investieren.“
Mit den Investitionen werden die Grundmauern und damit die Statik des Gebäudes stabilisiert, die Sicherung absturzgefährdeter Bauteile vorgenommen, Feuchtigkeitsschäden behoben und Ringdrainagen um das Gebäude angelegt sowie die Ersatzsynagoge für die Bauphase hergerichtet. Die Jüdische Gemeinde in Lübeck besteht heute aus 730 Mitgliedern, darunter viele Familien aus Osteuropa. Die Synagoge ist ihr religiöser aber auch sozialer Mittelpunkt.
Hintergrund
Die Lübecker Synagoge wurde am 10. Juni 1880 geweiht und zählt zu den wenigen in Deutschland, die von den Nationalsozialisten nicht zerstört wurden. Ursprünglich im maurischen Stil errichtet, verfügte das Gebäude bis Ende der 1930er-Jahre über eine prunkvolle und reich gegliederte Fassade. Gekrönt wurde das Bauwerk durch eine auch städtebaulich prägende Kuppel. Das Innere enthielt einen mit Malereien reich verzierten Gebetsraum, die Wohnung des Rabbiners sowie die Religionsschule. 1904 wurde in direkter Nachbarschaft ein zweigeschossiges Wohn- und Altenheim gebaut. In der Reichskristallnachtnacht vom 9. auf den 10. November 1938 schändeten Nationalsozialisten die Synagoge. Sie zerstörten Fenster und Türen und verwüsteten mehrere Räume. In der Folge wurde die jüdische Gemeinde zum Verkauf genötigt, die Stadtverwaltung veranlasste die Entfernung der Fassade und der Kuppel sowie einen Umbau im Inneren und eine Umnutzung für öffentliche Zwecke. Die Synagoge und das Wohnhaus wurden 1991 in ihrer jetzigen Form als Kulturdenkmale von besonderer Bedeutung in das Denkmalbuch der Hansestadt Lübeck eingetragen u.a. wegen ihres geschichtlichen Wertes als religionsgeschichtliches Zeugnis.