Lübeck Lupe

SPD weist Angriffe auf Günter Grass zurück

Reinhardt_Peter
Der Vorsitzende der SPD-Bürgerschaftsfraktion Peter Reinhardt: “ Das späte Bekenntnis über bisher der breiten Öffentlichkeit nicht bekannte persönliche Verstrickungen als junger Mensch verdient großen Respekt.
Die Erklärung von Günter Grass in dem Gespräch mit dem NDR zu den Gründen für sein spätes Eingeständnis lässt keine Fragen und Zweifel offen. Die strittigen Passagen seines jüngsten Erinnerungsbuches sind logische Konsequenz der literarischen Beschäftigung mit den Folgen des zweiten Weltkrieges, von Vertreibung und persönlicher Schuld.

Unsere große Wertschätzung des Werkes und der Person von Günter Grass bleibt deshalb unverändert. Das politische und gesellschaftliche Wirken und seine Schriften und Diskussionsbeiträge waren stets vom unerschütterlichen Eintreten für Versöhnung mit unseren östlichen Nachbarn und gesellschaftlichen Fortschritt geprägt.

Wir weisen die durchsichtigen Versuche von Teilen der Öffentlichkeit zurück, aus dem späten Geständnis über seine Mitgliedschaft in der Waffen-SS politisches Kapital zu ziehen und einen streitbaren Literaten und politisch engagierten Streiter für mehr Demokratie, soziale Gerechtigkeit, gegen Fremdenfeindlichkeit und rückwärtsgewandte Politikkonzepte zum Schweigen bringen zu wollen.

Das Lübecker Günter Grass Haus wird dabei einen wertvollen Beitrag zur von Günter Grass neuerlich angestoßene Diskussion über Verdrängung und Umgang mit der eigenen Vergangenheit und die Aufarbeitung der deutschen Geschichte leisten. Die Reaktionen der Besucher auf die jüngsten öffentlichen Auseinandersetzungen zeigen dies deutlich.

Gut ist, dass das Erinnerungsbuch von Günter Grass jetzt allen Leserinnen und Lesern zugänglich ist und damit der Interessierte sich einen eigenen Eindruck über die Beweggründe des Schriftstellers verschaffen kann und nicht mehr auf aus dem Zusammenhang gerissene Zitate aus den Medien angewiesen ist. Dies wird zur Versachlichung der Diskussion beitragen.“