Lübeck Lupe

Stadtverkehr Lübeck stellte Busfahrerklo vor`s schmucke Häuschen

Haltestellenklo
Text: Wolfgang Freywald – Fotos: TBF/Holger Kröger

Lisa (31, Krankenschwester) und Frank Heits (42, Dotor der Medizin) aus Lübeck, St. Jürgen, sind stink sauer: Direkt an ihr Hausgrundstück im Hochschulstadtteil hat man ihnen ein Wartehäuschen mit Klo für die Busfahrer hingebaut, der Abzug der Toilette bläst genau auf ihre Terasse…Lisa Heits: „Ich war mit meinen drei Kindern (13, 15 und 4 Monate) für ein paar Tage gleich nach Ostern zu meinem Mann nach Rothenburg/Wümme gefahren. Wir haben dort eine Wohnung, denn er ist dort seit einigen Monaten Oberarzt im Diakoniekrankenhaus.“

Gut erholt kam die junge Frau zurück und traute ihren Augen nicht, als sie vor ihrem Haus eine in eine Wartehäuschen fest installierte Toilette sah.

Lisa Heits: „Das Klohäuschen mit Unterstand steht an der Busendstation, direkt vor unserem Haus. Die Busfahrer gehen dort nach ihren Fahrten hin, machen ihr Geschäft und knöpfen sich draußen noch die Hose zu. Wenn es warm ist, stinkt es dort auch noch erbärmlich. Und sonnen kann ich mich nun auch nicht mehr, denn die Fahrgäste starren mir ständig auf den Bikini.“

Eigentlich sollte das Klohäuschen eine Stückchen weiter beim Nachbarn vor der Tür stehen.

Frank Heits: „Es scheint so, daß der Nachbar intervenierte, vielleicht das Grundstück gar nicht gekauft hätte, wenn das Häuschen dort stehen geblieben wäre, also baute man es uns vor die Terasse, wir waren ja nicht da und stellt uns so vor vollendete Tatsachen.“

Die Eheleute erwarben ein besonders schönes Grundstrück am Waldrand, zogen am 3. Advent 2003 dort ein. Sie bezahlten einen dementsprechen hohen Preis. 205 Euro pro Quadratmeter, insgesamt stellen Grundstück und Haus einen Wert von 500.000 Euro dar.

Heits: „Das Grundstück wurde von der HEG in den höchsten Tönen gelobt, wurde beschrieben als unverbautes und sichtfreies Gelände. Das hier eine Bushaltestelle hin soll, sagte uns niemand. Nun mußten wir einen hohen Sichtschutz von unserem Gärtner davor bauen lassen, damit wir nicht von den Fahrgästen wie in einem Zoo angestarrt werden. Wir wollten das Haus verkaufen, weil wir nach Rothenburg ziehen wollen, doch niemand will es unter diesen Bedingungen kaufen. Und wenn, dann müssen wir deutlich unter Preis gehen.“

Jetzt schalteten die Eheleute eine Anwalt ein, der wird am 20. April einen Ortstermin machen, danach werden rechtliche Schritte eingeleitet.

Auch die angrenzenden Nachbarn sind einhellig der Meinung: „Das Wartehäuschen mit Klo muß weg. Es stört das ganze Bild und es kann dort stehen, wo nicht Einfamilienhäuser verdeckt werden.“

Frank Heits: „Das Gebahren der HEG ist geschäftsschädigend. Jetzt kommt die warme Jahreszeit, es fehlt jetzt nur noch, das nach Hundertwassermanier das Klohäuschen eingepackt und es uns als Kunstwerk „verkauft“ würde.“

Und was sagt nun der Bereich Stadtverkehr, der das Häuschen hat bauen lassen, dazu? Lars Hertrampf (41, Pressesprecher): „Wir versorgen im Auftrag Lübecks die einzelnen Stadtteile mit dem ÖPNV, denn dort werden natürlich Busse gebraucht. Im B-Plan sind von vorne herein die Haltestellen festgelegt, die benötigt werden.

An Endhaltestellen muß für Busfahrer eine Wasch-und WC-Möglichkeit geschaffen werden, dies verlangt schon unsere Sorgfaltspflicht gegenüber den Mitarbeitern. Bisher gab es nie negative Erfahrungen, hier beschwert sich eine Familie zum ersten Mal. Im übigen stand zuerst wenige Meter neben der jetzigen Bushaltestelle ein Provisorium, daß durch das jetzige Wartehäuschen ersetzt wurde. Früher gab es einmal Pläne, an dieser Endhaltestelle einen Marktplatz zu bauen, doch das wurde später verworfen. Wir sehen keine Belästigung, denn wir haben bei der Bauweise des Bus- und WC-Häuschens dafür gesorgt, daß die Anwohner so wenig wie möglich belästig werden. Das habe wir erreicht.“

Hauke Witt (45), Projektleiter (HEG): „Im B-Plan sind naturgemäß die Haltestellen nicht vermerkt. Die Festlegung von Bushaltestellen für die Linie 19 macht der Stadtverkehr aus eigener Regie. Jeder Anwohner von neu gebauten Stadteilen soll in 300 Metern Entfernung eine Bushaltestelle erreichen können. Dies ist gewährleistet. Zuerst wurde wurde das Wartehäuschen verkehrt aufgestellt, die wurde zu Ostern korrigiert.“

Egal, wer hier Recht bekommen wird: Dieser Streit wäre zu vermeiden gewesen, hätte der Stadtverkehr das Wartehäuschen zwischen zwei Häuser auf den Gehweg gebaut.