Standen Schüler in der Kücknitzer Grund- und Hauptschule in Lübeck am Pranger?

Text. Wolfgang Freywald – Fotos: TBF/Holger Kröger
In Lübeck-Kücknitz herrscht zur Zeit in der Grund- und Hauptschule Roter Hahn eine explosive Stimmung! Dort werden Schüler auf eine Art „bestraft“, die unangemessen erscheint. Aber wo fängt eine angemessene Strafe an, wo hört sie auf und vorallem, wann fängt eine Demütigung an?
Diese Frage müssen jetzt Pädagogen an der Kücknitzer Grund- und Hauptschule Roter Hahn beantworten, nachdem Proteste gegen den so genannten Glaskasten für Nachsitzarbeiten laut wurden.Die etwa vier Quadratmeter große, an zwei Seiten verglaste Kammer befindet sich direkt am Haupteingang der Schule. Dort müssen Schüler, die nachhaltig den Unterricht stören oder desöfteren keine Schulaufgaben machten, nachsitzen. Andere Schüler müssen einfach dort nur ihre versäumten Klassenarbeiten nachschreiben.
„Schon vor 18 Jahren, als ich an diese Schule kam, gab es den Glaskasten“, schildert Schulleiter Knut Klinner die Situation. Drei bis vier Mal die Woche sollen Schüler dort sitzen, auch Schulanfänger.
Noch vor einigen Monaten schützte ein Vorhang die „Sünder“ vor Blicken. „Der war so schmutzig, dass wir ihn abnahmen“, so Klinner. Nun waren die „Bestraften“ frei zu sehen. „Wie an einem Pranger“, ärgert sich die Mutter einer betroffenen Elfjährigen. „Man kann unruhige Kinder anders bestrafen, als in den Glaskasten zu stecken.“
„Dieser Glaskasten ist eine von mehreren Möglichkeiten – sicher nicht die pädagogischste“, räumt Klinner ein. „Unsere Räumlichkeiten sind aber zu begrenzt, und Konsequenzen müssen sein, wenn Schüler wochenlang ihre Hausarbeiten nicht machen.“
Das Zurschaustellen ist vor einigen Tagen abgestellt worden, der Glaskasten mit blickdichter Folie beklebt worden. „Wenn es weiter Beschwerden gibt, könnten wir diese Form der Bestrafung vielleicht ruhen lassen.“ Nicht alle Eltern sprechen sich gegen den Glaskasten aus, wie die Mutter einer Grundschülerin weiß. „Gefoltert wird man dort nicht“, stellt sie fest.
„Für die Schüler der ersten Klassen ist der Glaskasten schlimm“, meinen drei 15-jährige Schülerinnen mit Kasten-Erfahrungen. „Aber uns ist er egal.“ Die Folie stört die Drei aber jetzt, „man will doch sehen, wer drin sitzt.“









