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Lübeck Lupe

Stille Tage des Erinnerns – Gedenktage im November unterstützen die innere Einkehr.

( Foto: Natursteinwerk Rechtglaub-Wolf )
( Foto: Natursteinwerk Rechtglaub-Wolf )

Nur wer vergessen wird, ist tot. Die Trauer um Verstorbene ist fester Bestandteil unseres Lebens. An gesetzlich geschützten „stillen Tagen“ wie Allerheiligen und dem Totensonntag besuchen viele Menschen den Friedhof. An der Grabstätte pflegen sie den inneren Dialog mit dem geliebten Menschen und spüren die andauernde Verbundenheit. Bei der Trauerbewältigung helfen vom Steinmetzmeister individuell gestaltete Grabmale. Sie bewahren die Erinnerung an besondere Momente und Erlebnisse.

Die Hektik des Alltags lässt wenig Zeit für Ruhe und Besinnung. Das Innehalten am Grab gibt Kraft, mit sich ins Reine zu kommen und innere Konflikte zu lösen, die der schmerzliche Verlust von geliebten Menschen mit sich bringt. Je nach Bundesland schreiben die Feiertagsgesetze sogenannte „stille Tage“ oder „stille Feiertage“ vor. In der christlichen Tradition gehören dazu die drei Gedenktage im November, Allerheiligen, Allerseelen und Totensonntag. Hinzu kommt der Volkstrauertag, der durch den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. zum Gedenken an die Kriegstoten aus dem 1. Weltkrieg angeregt wurde und heute ein Gedenktag für die Opfer beider Weltkriege ist. Die Gedenktage haben zwar einen unterschiedlichen Hintergrund in der Entstehung, verfolgen aber das gleiche Ziel: Sie sind Tage des Innehaltens und der Trauer um Familienangehörige, Freunde und Bekannte.

Persönliche Rückzugsorte

Viele Trauernde brauchen einen Platz, an dem sie sich mit dem Verlust eines geliebten Menschen auseinandersetzen können. Der Friedhof mit seinen Gräbern, seiner Natur und der Ruhe spielt auch in modernen Zeiten dabei eine wichtige Rolle, denn er stellt insbesondere für Hinterbliebene einen Ort des Rückzugs dar, um neue Kraft und neuen Mut zu schöpfen.

Besonders während der Gedenktage werden die Grabstätten besucht. Man legt Blumen nieder, entzündet Kerzen, betet und erinnert sich dort an die Zeit mit dem Verstorbenen. Der Blick zurück hilft, sich auf die eigenen Wurzeln zu besinnen, auch wenn berufliche oder persönliche Mobilität viele Menschen weit weg vom Heimatort geführt haben. „Ein individuell gestaltetes Grabdenkmal hilft den Angehörigen, ihren Schmerz zu bewältigen und das kostbare Andenken zu pflegen. Das geschieht besonders dann, wenn die Hinterbliebenen und der Steinmetz gemeinsam die Idee für ein solches Grabmal entwickeln „, erklärt Stefan Wolf vom Natursteinwerk Rechtglaub-Wolf aus Lübeck.

Individuelle Grabmale

Der Steinmetzmeister vor Ort leistet damit einen wichtigen Beitrag in der Trauerbewältigung. Nach einfühlsamen Beratungen mit den Angehörigen schafft er ein unverwechselbares Grabdenkmal. Naturstein, Synonym für Natürlichkeit und Unvergänglichkeit, bietet in Kombination mit anderen Materialien wie Holz, Glas, Keramik und Metall eine beeindruckende Vielfalt an Möglichkeiten, der Persönlichkeit des Verstorbenen Ausdruck zu verleihen. Viele Kunden wünschen sich ganz bewusst Stein aus der nahen Umgebung ihres Wohnortes, der ursprünglichen Heimatregion des Verstorbenen oder des oft besuchten Urlaubsortes im Süden Europas.

Gestalterisch gibt es viele Möglichkeiten, das Leben des Toten noch einmal darzustellen: Beruf, Hobbies, Interessen oder Charaktereigenschaften – all das macht deutlich, wie wichtig und bedeutsam das Leben jedes Einzelnen war. Eine Angel für den passionierten Fischer, ein Zitat vom Lieblingsautor in der persönlichen Handschrift oder Pinsel und Farben für den Malermeister: Dem Steinmetzen steht eine große Vielfalt an Ornamenten und Oberflächenbearbeitungen zur Verfügung, er ist ein Meister der gestalteten Schrift. Besonders geeignet sind Natursteine, die in Europa gewonnen werden. Diese Steine besitzen eine lange Tradition und sind durch ihre kurzen Transportwege ökologisch.

Vielfältige Bestattungsformen

Nicht nur in der Gestaltung der Grabmale, sondern auch beim Pflegebedarf der Grabstätte werden die Wünsche der Angehörigen berücksichtigt – so gibt es Grabstätten ohne Pflegeaufwand bis hin zu Grabanlagen, die im Einklang mit den Jahreszeiten vielfältig bepflanzt werden. Viele Friedhöfe bieten heute ein umfangreiches Angebot an Bestattungsmöglichkeiten. Das Grabmal ist dabei unabdingbar, wenn den Hinterbliebenen daran gelegen ist, auch öffentlich einen Ort der Erinnerung an den Verstorbenen für Freunde, Bekannte und Arbeitskollegen zu schaffen. Der Friedhof bietet die hierfür notwendige Infrastruktur wie Wohnortnähe, sichere Wege, Bänke, Licht, Wasser und Sanitäranlagen.

Besuch auf dem Friedhof

An den bevorstehenden Trauergedenktagen wird es viele Menschen wieder auf den Friedhof ziehen. Einerseits machen sie sich auf den Weg, um sich ihrer Verstorbenen zu erinnern. Für andere ist es immer wieder interessant, die Stimmung eines Friedhofs einzufangen, die an einem Herbsttag Ende November so ganz besonders sein kann. Und für andere sind es die Grabmale, die Geschichten von Menschen erzählen, Phantasien freisetzen oder einfach nur künstlerisch sehr anspruchsvoll gestaltet sind. Ein Besuch auf dem nächstgelegenen Friedhof lohnt sich also gerade jetzt.

 

Interview Fragen an Stefan Wolf – Geschäftsführer des Natursteinwerk Rechtglaub-Wolf in Lübeck

–          Wie hat sich aus Ihrer Sicht der Umgang mit dem Tod in den letzten Jahren verändert?

Viele Menschen haben festgestellt, dass Sie den Tod nicht aus Ihrem Leben verbannen können und Sie Ihm nicht unvorbereitet begegnen sollten – weder alleine noch in der Familie. Entscheidungen müssen gemeinsam und zu Lebzeiten getroffen werden und die Möglichkeiten im Interesse aller Beteiligten abgewogen werden. Für viele augenscheinliche Probleme gibt es heute unkomplizierte und sichere Lösungen und individuelle Angebote, um einen Ort der Trauer zu schaffen, an dem jeder darf , aber keiner muss. Oft werden in der Not sonst Entscheidungen getroffen, die einfach nur aus falscher und vermeintlicher Rücksicht auf die Hinterbliebenen getroffen werden – aber wissen Sie wirklich was Ihre Hinterbliebenen möchten ohne das Sie mit Ihnen darüber gesprochen haben? Natürlich ist dies kein Gespräch, das Sie gerne führen – aber es ist ein Zeichen der Achtung und des Respekts den Ihrer späteren Hinterbliebenen gegenüber und es ist ein Zeichen der Liebe und des Vertrauens zu diesen für Sie so wichtigen Menschen. Vielleicht möchten Ihre Kinder einen Grabstein mit dem Namen Ihrer Eltern besuchen, wenn Sie aus der Ferne mal wieder in Ihre Heimatstadt kommen. Die Grabpflege? Ist heute kein echtes Argument mehr für eine pflegeleichtere Entscheidung – die ist zwischenzeitlich treuhänderisch ausgeführt worden! Oder vielleicht möchte Ihre beste Freundin oder Ihr nette Nachbar ab und zu an Ihrem Grab sich der schönen Momente mit Ihnen erinnern. Die Grabstätte wurde in den letzten Jahre teilweise zu einer Last verkannt und ihr eigentlicher Sinn ist fast verloren gegangen. Die Grabstätte wird langsam wieder Ort der zentrierten Trauer, der Erinnerung, der eigenen Lebensgeschichte! Ein sehr wichtiger Ort für unsere Gefühle und für unser Leben – mit dem Tod.

 

–          Wohin geht Ihrer Erfahrung nach der Trend in der Bestattungskultur?

Die Entsorgungsmentalität der letzten Jahre hat bereits viele Opfer gefordert, viel Trauer und Unmut gefördert und viele Menschen würden lieber die Entscheidung für eine namenlose Bestattung wieder rückgängig machen – was leider ja nicht möglich ist. Dieser Trend stagniert. Viele Menschen möchte heute immer noch einen kleinen, unauffälligen Grabstein haben mit wenig Aufwand und Pflege. Aber viele unserer Kunden möchten auch wieder ein Grabmal haben, in dem sich das Leben des Verstorbenen widerspiegelt (Fotos) – keine importierte Standartware aus Asien, sondern ein individuelle gefertigtes Denkmal, einen Ort, der einem in seiner Trauer Geborgenheit bietet – der einem gut tut. Eine Mischung aus beiden Trend sind auch die Urnengemeinschaftsgräber, Ihnen eine sehr einfache Möglichkeit bieten zumindest Ihr Ureigenes zu erhalten: Ihren Namen!

 

–          Wie hoch ist der Anteil der Menschen, die sich ihren Grabstein noch zu Lebzeiten auswählen und gibt es da erkennbare Trends?

Dieser Wunsch ist noch sehr klein, wird aber zunehmend größer. Wir nennen diese Gestaltungen „Lebenssteine“. Schöne handwerklich gestaltet Skulpturen, Bildhauerarbeiten und Stelen, die gemeinsam mit dem Partner oder mit dem Kindern gestaltet werden und an denen man sich schon zu Lebzeiten erfreuen kann. Einige Menschen haben diese Lebenssteine im Garten oder am Teich stehen – oder auch vor dem Haus oder in der Wohnung. Manchmal sind es aber auch Objekte, die man in der Wohnung hat und die dann in das Grabmal integriert werden. Es sind dann natürlich ganz besondere persönliche Beziehungen, die man mit diesen Lebenssteinen verbindet und mit denen man irgendwann seinen persönlichen Schlussstein setzt. Wichtig ist immer nur diese Planungen nicht alleine zu machen, damit man nachher nicht enttäuscht ist, wenn eine Friedhofssatzung die Gestaltung nicht zulässt. Aber dafür sind wir ja da und helfen unseren Kunden.

 

–          Welche außergewöhnlichen Materialien haben Einzug in die Grabsteingestaltung gehalten?

In unserer Manufaktur bildet der Naturstein immer die Basis der Gestaltung. Er ist das Unvergängliche, das Bleibende und der Träger des Namen! Aber wir arbeiten in der Gestaltung neben der handwerklichen Ornamentik und Profilierung auch immer mehr mit Glas, Metall und Holz, aber auch mit integrierten Pflanzen und vielen verschiedenen Farben. Eigentlich gibt es nichts Außergewöhnliches – sondern nur individuelles Möglichkeiten – so individuelle wie der Mensch, für den das Grabmal geschaffen wird!

 

–          Gibt es einen Grabstein, der besonders außergewöhnlich war oder dessen Geschichte Sie besonders berührt hat?

Es gibt hier eine Grabmal eines bekannten Lübecker Bildhauers, der zu Lebzeiten bereits festgelegt hat, das er eine seiner Skulpturen aus Gotland-Kalkstein auf seinem Grab haben möchte. Das Grab wurde zusammen mit uns ausgestaltet – die Skulptur z.B. auch nicht nach Hinten gesetzt sondern etwas links auf die Grabfläche mittig mit der Bodenplatte und mit einer hellen Einfassung. Die Grabbepflanzung hat die Lebensgefährtin dann alleine vorgenommen und die Lieblingsblumen Ihres Partners gepflanzt. An mach sonnigen Tagen sitzt Sie dann mit Ihrer Gitarre vor dem Grabmal und spielt Ihrem Liebsten etwas vor. Sie lebt Ihre Trauer und ist auf diese Weise über Ihren Verlust hinweg gekommen. Für mich ist diese Geschichte immer das Sinnbild des Bekenntnis: Die Liebe hört nimmer auf! Der Verlust eines geliebten Menschen kann zur großen Belastung unseres Alltags werden – so war es auch in meiner Geschichte. Aber die Fertigstellung des einen Ortes, an den Sie all Ihre Trauer und all Ihre Liebe bringen dürfen, ist wie eine Befreiung und die Möglichkeit die schönen Erinnerungen zuzulassen.

 

–          In welcher Art wird Ihr eigener Grabstein ausgestaltet sein?

Wir haben eine sehr schöne Familiengrabstätte, wo meine Vorfahren seit vielen Generationen beigesetzt werden. Für mich persönlich ist es etwas ganz Besonderes meinen Platz bei meiner Familie zu finden und meinen Namen in die Reihe meiner Vorfahren mit aufnehmen zu lassen. Und es ist für mich sehr beruhigend zu wissen, was nach meinem Ableben passiert und das meine Familie mit meiner Planung einverstanden ist. Eine Sache weniger, um die ich mir Sorgen machen müsste!