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Lübeck Lupe

Studierende der FH Lübeck bauen Modell einer ehemaligen Synagoge in Rendsburg

Das Jüdische Museum an der Prinzessinstraße in Rendsburg ist das einzige Museum seiner Art nördlich von Berlin und in dieser Funktion das zweitälteste in Deutschland. Früher war der heute noch vollständig und gut erhaltene Gebäudekomplex eine Synagoge mit einer Mikwe, einem Ritualtauchbad, nicht zur Hygiene sondern zur rituellen Reinheit und einer Frauenempore (in Synagogen dienten Emporen der traditionellen Geschlechtertrennung während des Gottesdienstes und waren nur für Frauen zugänglich) sowie einer Talmud-Tora-Schule. Alles zusammen bildete das Zentrum der ehemaligen jüdischen Gemeinde Rendsburg.

Heute als Museum liegt die wichtigste Aufgabe in der Vermittlung der jüdischen Religion, Geschichte und Kultur. Über die intakte und gut erhaltene Gebäudestruktur lassen sich besonders eindrucksvoll Einblicke in die historischen, religiösen und kulturellen Gewohnheiten und Abläufe in der jüdischen Kultur vermitteln. Am Standort gelingt dieses vortrefflich, jedoch mangelt es bis jetzt an einer ‚handfesten‘ überregionalen Präsentationsversion.

Dem haben jetzt sieben Studierende des Bauwesens der Fachhochschule Lübeck samt ihrer Laboringenieurin, Dipl.-Ing. Birgit Hensel, nach einem Ortstermin in Rendsburg mit eingehender Untersuchung und Vermessung des Objektes Abhilfe geschaffen.
In filigraner Kleinarbeit und mit hohem, ausdauerndem Engagement haben die Studierenden Miriam Denninger, Katia von der Heydt, Nicole Ptak, Rene Soujon, Justus Staupe, Florian Sturm und Lea Vogeley seit April dieses Jahres an dem Modell „Jüdisches Museum“ gearbeitet. Sie haben aus ihren gesammelten Messdaten, alten Bestandsplänen und Ablichtungen ein reales Modell entstehen lassen. Sie alle gehören dem Fachgebiet Architektur an und haben im Schnitt vier Stunden pro Woche im Wahlfach Modellbau Schicht für Schicht dünne Pappen zusammengefügt und aufeinander geklebt, um möglichst hohe Stabilität beim Werkstoff und perfekte Genauigkeit beim Maßstab (1:50) zu erzielen. Durch die Aufschichtung der Pappen ist es ihnen gelungen, die Originalstärke der Wände, Fenster und Laibungen maßstabsgetreu umzusetzen.

„Die Aufgabe gestaltete sich sehr komplex und ich hatte nicht damit gerechnet, dass das Projekt innerhalb eines Semesters fertig gestellt werden würde. Aber die Studierenden haben unglaublich viel Zeit und Engagement in die Arbeit investiert, letztendlich hat es auch eine Menge Spaß gebracht. Und das Ergebnis kann sich sehen lassen!“ sagt Birgit Hensel zum Resultat.

Der mehr oder weniger lose Auftrag ist auf Vermittlung von Architekten und Ingenieurkammer (AIK)-Präsident Uwe Schüler erfolgt. Über ihn nahm der Freundeskreis des Museums in Person seines Vorsitzenden Kontakt zum Fachbereich Bauwesen der FH Lübeck auf, um die Möglichkeiten eines Modellbaus auszuloten.

Daraus ist das transportable Modell „Jüdisches Museum“ geworden, das nach den Worten des Vorsitzenden des Freundeskreises Heinz-Peter Schierenbeck seinen Platz nicht nur im Museum haben wird, sondern mit dem sich das Museum auch an bundesweiten Wanderausstellungen beteiligen wird.

Am Donnerstag, 30.07.2015 wird das Modell um 11.00 Uhr dem Vorsitzenden des Freundeskreises des Museums in Lübeck an der Bessemer Str. 3 in Gebäude 3 (Halle 3) auf dem Campus übergeben und wird seinen Platz zunächst im Eingangsbereich des Museums in Rendsburg finden.