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Politik & Wirtschaft

Traditionsschiffen nicht den Wind aus den Segeln nehmen

Das  vermeintliche “Aus“ für Museumsschiffe ist seit Jahren  den Schiffseignern und den Genehmigungsbehörden  bekannt. Die Grünen haben bereits 2010 auf ihrem Landesparteitag die Bundesregierung aufgefordert, die Zulassung und den dauerhaften Betreib von Traditionsschiffen sicher zu stellen. Dass Staatssekretär Ferlemann nun erst ein Gespräch sucht, zeigt deutlich, dass er weder die Bedeutung der Traditionssegler noch ihre Bedrohung erkannt hat.“ Kommentiert Silke Mählenhoff, stellvertretende Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/ DIE GRÜNEN. Traditionsschiffe machen das maritime Ambiente in unsren Häfen aus und lassen die Seefahrtsgeschichte für Touristen und Einwohner erlebbar werden.Die Probleme der Zulassung und des Betriebes sind aufgrund einer diffusen nationalen Zuständigkeit und verschärfter internationaler Sicherheitsbestimmungen entstanden. Bereits seit 2006 bewerten die Betreiber von Traditionsschiffen die Beurteilung ihrer Schiffe durch die Schiffsicherheitsabteilung der für die Zulassung zuständigen Seeschifffahrts-Berufsgenossenschaft als willkürlich, aber nicht als lax, nachdem es immer wieder zu Stilllegungen gekommen war.

„Deshalb brauchen wir umgehend einheitliche Entscheidungskriterien, die den Betreib auf rechtssichere Weise ermöglichen und nicht verhindern.“ Fordert Mählenhoff.

Deutsche Traditionsschiffe werden – im Unterschied zu holländischen Passagierseglern – überwiegend als nicht-kommerzielle Fahrgastschiffe von Vereinen oder privaten Betreibern unterhalten. Ihre Fahrten dienen der Bildungsarbeit, Klassenfahrten oder Tagesfahrten. Sie können nicht den hohen Anforderungen für die Passagierschifffahrt entsprechen, weshalb durch typgerechte Sonderregelungen für die Schiffssicherheit gesorgt wird. Die Berufsgenossenschaft stuft die Schiffe aufgrund dieser Fahrten zunehmend als  gewerbliche Schiffe ein, die dann wesentlich höheren Anforderungen genügen müssen.

Angelpunkt der unterschiedlichen Bewertung ist der Begriff der „Historizität“: die Berufsgenossenschaft benutzt den Begriff als Totschlagsargument. Rund 80% der Traditionsschiffe sind nicht im Originalzustand, weil sie als Nutzschiffe häufig umgebaut wordne sind, so wie es dem jeweiligen Einsatz entsprach. Dennoch und gerade wegen der ablesbaren Nutzungsänderungen stellen diese Schiffe eine Seefahrttradition dar.

Die verschärften Sicherheitsbedingungen beruhen auf verschiedenen Regelwerken für die Schifffahrt, u.a. der EG-Fahrgastschiffsrichtlinie. Die EU arbeitet seit Jahren an einer neuen Richtlinie für segelnde Fahrgastschiffe., bisher ohne Ergebnis.

„Wenn wir die Travemünder Woche weiterhin mit Traditionsseglern erleben wollen, muss jetzt durch die Bundesregierung  eine schnelle Lösung zugunsten der historischen Schiffe gefunden werden, sonst werden sie abgetakelt und verschrottet. Diesen Umgang mit unserem historischen Erbe dürfen wir auf keinen Fall zulassen.“