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Glaubhaft

Türkei: Polizei verhindert Mord an christlichen Pastor

Verdächtige erschlichen sich Gemeindemitgliedschaft – KELKHEIM, 27. Januar 2013 (World Watch Monitor) – Türkische Polizeibehörden haben nach eigenen Angaben ein Mordkomplott gegen den christlichen Pastor Emre Karaali in Izmit aufgedeckt. Sie verhafteten am 15. Januar 14 verdächtige Personen, unter ihnen Mitglieder der von Karaali betreuten Gemeinde. Offenbar hatten diese Interesse am christlichen Glauben vorgetäuscht, um den Pastor ausspähen zu können.Regelmäßige Kirchgänger als Spione“ – Zwei der Festgenommenen waren offizielle Gemeindemitglieder, sie waren für uns wie Familienmitglieder. Einer von ihnen hat sich sogar im vergangenen Juli taufen lassen“, erklärte der bestürzte Pastor. Andere hätten gelegentlich an Gottesdiensten teilgenommen. Unter den Verdächtigten befinden sich auch drei Frauen. „Sie haben unsere Gemeinde infiltriert, um Informationen über mich, meine Familie und die Gemeinde zu sammeln.“ Der 33-jährige Karaali ist türkischer Staatsbürger und ehemaliger Moslem.

Berichten türkischer Medien zufolge planten die Verschwörer, Karaali während einer geplanten evangelistischen Veranstaltungsreihe nur wenige Tage nach der Verhaftung umzubringen. „Die Festnahme geschah buchstäblich in letzter Minute“, bewertet Hakan Tastan die dramatische Entwicklung. Der Christ aus Istanbul besuchte vergangene Woche Izmit.

Gründliche Vorbereitung

Die 14 Festgenommen hatten im Zuge ihrer Informationssammlung unter anderem Kopien persönlicher Dokumente angefertigt, Karten von der Kirche und dem Haus der Pastors gezeichnet sowie Personen fotografiert, die zum Predigen nach Izmit gekommen waren. Bei einer Hausdurchsuchung fand die Polizei Medienberichten zufolge auch zwei Waffen. Die Anti-Terror Einheit der Polizei von Izmit entschloss sich zum Zugriff, als sie Informationen über die Ankunft eines Besuchers aus dem osttürkischen Diyarbakir erhielt. Der Mann war offenbar mit der Durchführung des Mordes beauftragt worden. Aufgrund der laufenden Ermittlungen war von der Polizei zunächst keine Stellungnahme zu erhalten. Karaali erklärte, er habe von der Bedrohung erst aus der Zeitung am Morgen nach den Verhaftungen erfahren. Noch am selben Tag habe ihn die Polizei einbestellt und ihn während der fünfstündigen Unterredung sowohl befragt als auch über die Geschehnisse informiert.

Seine Behandlung durch die Beamten sei außergewöhnlich gut gewesen. Er stand mit den Behörden in Kontakt, seit er sie im Januar 2012 über eine gegen ihn ergangene Morddrohung informiert hatte. Damals hatte er den ihm angebotenen Personenschutz abgelehnt, war aber zusammen mit seiner Frau und ihren zwei kleinen Kindern in eine besser gesicherte Wohnung umgezogen. Im Sommer hatte es eine weitere Drohung gegeben. „Sie sagten zu mir ‚Du redest zu viel. Wir hören deine Stimme überall und wir werden dir den Schädel einschlagen‘. Sie drohten mir, wenn ich nicht still sei, würde es schlimm werden.“

Feindseliges Klima

Die Stadt Izmit liegt etwa 150 km östlich von Istanbul im Zentrum einer großen Industrieregion mit über einer Million Einwohnern und geriet 1999 in die Schlagzeilen, als ein großes Erdbeben dort große Zerstörung anrichtete. Die christliche Gemeinde existiert seit 13 Jahren und besteht etwa aus 20 Mitgliedern, alle einheimische Türken. Karaali und seine Frau leiten die Gemeinde seit vier Jahren in einem schwierigen Umfeld: „In Izmit gibt es eine Menge radikaler Gruppen, die uns anfeinden und das Leben schwer machen. Viele Menschen beobachten uns argwöhnisch. Wir erklären ihnen, worum es beim christlichen Glauben geht. So kommen durchaus auch Besucher, die uns wohlwollend begegnen, aber andere kommen voller Hass.“ Schon Karaalis deutscher Vorgänger, Wolfgang Häde, hatte Morddrohungen erhalten und nach dem Mord an drei Christen im osttürkischen Malatya im Jahr 2007 für über ein Jahr unter Polizeischutz gestanden.

„Unsere Zuversicht ist ungebrochen“

Karaali bekräftigte unterdessen, er wolle weiterhin Pastor der kleinen Kirche bleiben. „Wir glauben, Gott hat hier noch Arbeit für uns. Unsere Zuversicht ist ungebrochen, weil wir sehen, dass unser Herr mit uns ist, denn er hat diesen Anschlag verhindert. Wir werden ihm weiter folgen, wir machen weiter!“ Im Jahr 2012 stand die Türkei auf dem Weltverfolgungsindex von Open Doors an 31. Stelle unter den 50 Ländern, in denen Christen am stärksten verfolgt werden. Auf der aktuellen Liste wird das Land nicht aufgeführt.

 

Über Open Doors
Schätzungsweise 100 Millionen Christen werden weltweit aufgrund ihres Glaubens verfolgt. Open Doors ist ein überkonfessionelles christliches Hilfswerk, das seit über 50 Jahren in mehr als 50 Ländern verfolgte Christen unterstützt mit Bibeln und christlicher Literatur sowie Hilfe zur Selbsthilfe-Projekten. Open Doors bildet Gemeindeleiter aus, engagiert sich für Gefangene und unterstützt die Familien ermordeter Christen. Mit einer breiten Öffentlichkeitsarbeit („Sprachrohrdienst“) informiert das Werk in Publikationen und mit Vorträgen über Christenverfolgung und ruft zu Gebet und Hilfe für verfolgte Christen auf. Jedes Jahr veröffentlicht Open Doors den Weltverfolgungsindex, eine Rangliste von Ländern, in denen Christen am stärksten verfolgt werden. Die Arbeit von Open Doors Deutschland e.V. wird durch Spenden finanziert. Das Werk trägt das Spendenprüfzertifikat der Deutschen Evangelischen Allianz.